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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

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Fünftes Buch, zweytes Capitel.
und Hofnung, Erblassen und Glühen zu gleicher Zeit
ausdrükte, würde uns wohl zustatten kommen, die Ver-
wirrung auszudrüken, worein diese Anrede den guten
Agathon sezte. Sie war zu groß, als daß er sogleich
hätte antworten können. Allein die Augen des Hip-
pias, in denen er einen Theil der Bosheit lase, die der
Sophist zu verbergen sich bemühte, gaben ihm bald die
Sprache wieder. Wenn du Lust hast, dich auf diese Art
von mir loß zu machen, versezte er mit so vieler Fas-
sung als ihm möglich war, so hab ich nur eine Be-
denklichkeit - - "Und diese ist? "- - daß ich mich
sehr schlecht auf die Landwirthschaft verstehe. Das
hat nichts zu bedeuten, antwortete der Sophist; du
wirst Leute unter dir haben, die sich desto besser darauf
verstehen, und das ist genug. Jm übrigen glaube ich,
daß du mit Vergnügen in diesem Hause seyn wirst. Du
liebest das Landleben, und du wirst Gelegenheit ha-
ben alle seine Annehmlichkeiten zu schmeken. Wenn
du es zufrieden bist, so geh ich, um diese Sache in
Richtigkeit zu bringen. Du hast dir das Recht er-
kauft, mit mir zu machen was du willt, erwiederte
Agathon. Die Wahrheit zu sagen, fuhr Hippias fort,
ungeachtet der kleinen Mißhelligkeiten unsrer Köpfe,
verliehr ich dich ungern: Allein Dana[ch] scheint es zu
wünschen, und ich habe Verbindlichkeiten gegen sie; sie
hat, ich weiß nicht woher, eine grosse Meynung von
deiner Fähigkeit gefaßt, und da ich alle Tage Gele-
genheit haben werde, dich in ihrem Hause zu sehen,
so kamich mirs um so eher gefallen lassen, dich an

eine

Fuͤnftes Buch, zweytes Capitel.
und Hofnung, Erblaſſen und Gluͤhen zu gleicher Zeit
ausdruͤkte, wuͤrde uns wohl zuſtatten kommen, die Ver-
wirrung auszudruͤken, worein dieſe Anrede den guten
Agathon ſezte. Sie war zu groß, als daß er ſogleich
haͤtte antworten koͤnnen. Allein die Augen des Hip-
pias, in denen er einen Theil der Bosheit laſe, die der
Sophiſt zu verbergen ſich bemuͤhte, gaben ihm bald die
Sprache wieder. Wenn du Luſt haſt, dich auf dieſe Art
von mir loß zu machen, verſezte er mit ſo vieler Faſ-
ſung als ihm moͤglich war, ſo hab ich nur eine Be-
denklichkeit ‒ ‒ „Und dieſe iſt? „‒ ‒ daß ich mich
ſehr ſchlecht auf die Landwirthſchaft verſtehe. Das
hat nichts zu bedeuten, antwortete der Sophiſt; du
wirſt Leute unter dir haben, die ſich deſto beſſer darauf
verſtehen, und das iſt genug. Jm uͤbrigen glaube ich,
daß du mit Vergnuͤgen in dieſem Hauſe ſeyn wirſt. Du
liebeſt das Landleben, und du wirſt Gelegenheit ha-
ben alle ſeine Annehmlichkeiten zu ſchmeken. Wenn
du es zufrieden biſt, ſo geh ich, um dieſe Sache in
Richtigkeit zu bringen. Du haſt dir das Recht er-
kauft, mit mir zu machen was du willt, erwiederte
Agathon. Die Wahrheit zu ſagen, fuhr Hippias fort,
ungeachtet der kleinen Mißhelligkeiten unſrer Koͤpfe,
verliehr ich dich ungern: Allein Dana[ch] ſcheint es zu
wuͤnſchen, und ich habe Verbindlichkeiten gegen ſie; ſie
hat, ich weiß nicht woher, eine groſſe Meynung von
deiner Faͤhigkeit gefaßt, und da ich alle Tage Gele-
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[173/0195] Fuͤnftes Buch, zweytes Capitel. und Hofnung, Erblaſſen und Gluͤhen zu gleicher Zeit ausdruͤkte, wuͤrde uns wohl zuſtatten kommen, die Ver- wirrung auszudruͤken, worein dieſe Anrede den guten Agathon ſezte. Sie war zu groß, als daß er ſogleich haͤtte antworten koͤnnen. Allein die Augen des Hip- pias, in denen er einen Theil der Bosheit laſe, die der Sophiſt zu verbergen ſich bemuͤhte, gaben ihm bald die Sprache wieder. Wenn du Luſt haſt, dich auf dieſe Art von mir loß zu machen, verſezte er mit ſo vieler Faſ- ſung als ihm moͤglich war, ſo hab ich nur eine Be- denklichkeit ‒ ‒ „Und dieſe iſt? „‒ ‒ daß ich mich ſehr ſchlecht auf die Landwirthſchaft verſtehe. Das hat nichts zu bedeuten, antwortete der Sophiſt; du wirſt Leute unter dir haben, die ſich deſto beſſer darauf verſtehen, und das iſt genug. Jm uͤbrigen glaube ich, daß du mit Vergnuͤgen in dieſem Hauſe ſeyn wirſt. Du liebeſt das Landleben, und du wirſt Gelegenheit ha- ben alle ſeine Annehmlichkeiten zu ſchmeken. Wenn du es zufrieden biſt, ſo geh ich, um dieſe Sache in Richtigkeit zu bringen. Du haſt dir das Recht er- kauft, mit mir zu machen was du willt, erwiederte Agathon. Die Wahrheit zu ſagen, fuhr Hippias fort, ungeachtet der kleinen Mißhelligkeiten unſrer Koͤpfe, verliehr ich dich ungern: Allein Danach ſcheint es zu wuͤnſchen, und ich habe Verbindlichkeiten gegen ſie; ſie hat, ich weiß nicht woher, eine groſſe Meynung von deiner Faͤhigkeit gefaßt, und da ich alle Tage Gele- genheit haben werde, dich in ihrem Hauſe zu ſehen, ſo kamich mirs um ſo eher gefallen laſſen, dich an eine

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/195>, abgerufen am 24.11.2024.