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Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766.

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Fünftes Buch, viertes Capitel.
brauch davon zu machen, den ich deinen Verdiensten
und meiner Denkungsart schuldig bin. Du bist frey,
Callias, und vollkommen Meister zu thun was du für
gut befindest. Kan die Freundschaft, die ich dir an-
biete, dich bewegen bey mir zu bleiben, so wird der
Nahme eines Amtes, von dessen Pflichten ich dich völ-
lig freyspreche, wenigstens dazu dienen, der Welt eine
begreifliche Ursache zu geben, warum du in meinem
Hause bist; wo nicht, so soll das Vergnügen, womit
ich zu Veförderung der Entwürfe, die du wegen deines
künftigen Lebens machen kannst, die Hand bieten werde,
dich von der Lauterkeit der Bewegungsgründe überzeu-
gen, welche mich so gegen dich zu handeln angetrieben
haben. Die edle und ungezwungene Anmuth, womit
dieses gesprochen wurde, vollendete die Würkung, die
eine so großmüthige Erklärung auf den Empfindungs-
vollen Agathon machen mußte, "was für eine Art zu
denken! was für eine Seele! " Konnt' er weniger
thun, als sich zu ihren Füssen werfen, um in Ausdrü-
ken, deren Verwirrung ihre ganze Beredsamkeit aus-
machte, der Bewundrung und der Dankbarkeit Luft
zu machen, deren Uebermaß seine Brust zersprengen zu
wollen schien. Keine Danksagungen, Callias, unter-
terbrach ihm die großmüthige Dauae, was ich gethan
habe, ist nicht mehr als ich einem jeden andern, der
deine Verdienste hätte, eben sowohl schuldig zu seyn
glaubte - - Jch habe keine Ausdrüke für das was ich em-
pfinde, anbetungswürdige Danae, rief der entzükte Aga-
thon, ich nehme dein Geschenk an, um das Vergnü-

gen
[Agath. I. Th.] M

Fuͤnftes Buch, viertes Capitel.
brauch davon zu machen, den ich deinen Verdienſten
und meiner Denkungsart ſchuldig bin. Du biſt frey,
Callias, und vollkommen Meiſter zu thun was du fuͤr
gut befindeſt. Kan die Freundſchaft, die ich dir an-
biete, dich bewegen bey mir zu bleiben, ſo wird der
Nahme eines Amtes, von deſſen Pflichten ich dich voͤl-
lig freyſpreche, wenigſtens dazu dienen, der Welt eine
begreifliche Urſache zu geben, warum du in meinem
Hauſe biſt; wo nicht, ſo ſoll das Vergnuͤgen, womit
ich zu Vefoͤrderung der Entwuͤrfe, die du wegen deines
kuͤnftigen Lebens machen kannſt, die Hand bieten werde,
dich von der Lauterkeit der Bewegungsgruͤnde uͤberzeu-
gen, welche mich ſo gegen dich zu handeln angetrieben
haben. Die edle und ungezwungene Anmuth, womit
dieſes geſprochen wurde, vollendete die Wuͤrkung, die
eine ſo großmuͤthige Erklaͤrung auf den Empfindungs-
vollen Agathon machen mußte, „was fuͤr eine Art zu
denken! was fuͤr eine Seele! „ Konnt’ er weniger
thun, als ſich zu ihren Fuͤſſen werfen, um in Ausdruͤ-
ken, deren Verwirrung ihre ganze Beredſamkeit aus-
machte, der Bewundrung und der Dankbarkeit Luft
zu machen, deren Uebermaß ſeine Bruſt zerſprengen zu
wollen ſchien. Keine Dankſagungen, Callias, unter-
terbrach ihm die großmuͤthige Dauae, was ich gethan
habe, iſt nicht mehr als ich einem jeden andern, der
deine Verdienſte haͤtte, eben ſowohl ſchuldig zu ſeyn
glaubte ‒ ‒ Jch habe keine Ausdruͤke fuͤr das was ich em-
pfinde, anbetungswuͤrdige Danae, rief der entzuͤkte Aga-
thon, ich nehme dein Geſchenk an, um das Vergnuͤ-

gen
[Agath. I. Th.] M
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[177/0199] Fuͤnftes Buch, viertes Capitel. brauch davon zu machen, den ich deinen Verdienſten und meiner Denkungsart ſchuldig bin. Du biſt frey, Callias, und vollkommen Meiſter zu thun was du fuͤr gut befindeſt. Kan die Freundſchaft, die ich dir an- biete, dich bewegen bey mir zu bleiben, ſo wird der Nahme eines Amtes, von deſſen Pflichten ich dich voͤl- lig freyſpreche, wenigſtens dazu dienen, der Welt eine begreifliche Urſache zu geben, warum du in meinem Hauſe biſt; wo nicht, ſo ſoll das Vergnuͤgen, womit ich zu Vefoͤrderung der Entwuͤrfe, die du wegen deines kuͤnftigen Lebens machen kannſt, die Hand bieten werde, dich von der Lauterkeit der Bewegungsgruͤnde uͤberzeu- gen, welche mich ſo gegen dich zu handeln angetrieben haben. Die edle und ungezwungene Anmuth, womit dieſes geſprochen wurde, vollendete die Wuͤrkung, die eine ſo großmuͤthige Erklaͤrung auf den Empfindungs- vollen Agathon machen mußte, „was fuͤr eine Art zu denken! was fuͤr eine Seele! „ Konnt’ er weniger thun, als ſich zu ihren Fuͤſſen werfen, um in Ausdruͤ- ken, deren Verwirrung ihre ganze Beredſamkeit aus- machte, der Bewundrung und der Dankbarkeit Luft zu machen, deren Uebermaß ſeine Bruſt zerſprengen zu wollen ſchien. Keine Dankſagungen, Callias, unter- terbrach ihm die großmuͤthige Dauae, was ich gethan habe, iſt nicht mehr als ich einem jeden andern, der deine Verdienſte haͤtte, eben ſowohl ſchuldig zu ſeyn glaubte ‒ ‒ Jch habe keine Ausdruͤke fuͤr das was ich em- pfinde, anbetungswuͤrdige Danae, rief der entzuͤkte Aga- thon, ich nehme dein Geſchenk an, um das Vergnuͤ- gen [Agath. I. Th.] M

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 1. Frankfurt (Main) u. a., 1766, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_agathon01_1766/199>, abgerufen am 24.11.2024.