Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.Achtes Buch, erstes Capitel. then Selbsts, keinen Xenophon noch Marcus Antoninus,ja selbst den offenherzigen Montaigne nicht ausgenom- men, noch verdächtiger macht, als irgend eine andre Classe von Geschichtschreibern. Die schöne und kluge Danae hatte also ihrem Liebhaber ihn
Achtes Buch, erſtes Capitel. then Selbſts, keinen Xenophon noch Marcus Antoninus,ja ſelbſt den offenherzigen Montaigne nicht ausgenom- men, noch verdaͤchtiger macht, als irgend eine andre Claſſe von Geſchichtſchreibern. Die ſchoͤne und kluge Danae hatte alſo ihrem Liebhaber ihn
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Achtes Buch, erſtes Capitel.
then Selbſts, keinen Xenophon noch Marcus Antoninus,
ja ſelbſt den offenherzigen Montaigne nicht ausgenom-
men, noch verdaͤchtiger macht, als irgend eine andre
Claſſe von Geſchichtſchreibern.
Die ſchoͤne und kluge Danae hatte alſo ihrem Liebhaber
weder ihre Erziehung in Aſpaſiens Hauſe, noch ihre Be-
kanntſchaft mit dem Alcibiades, noch die glorreiche Liebe,
welche ſie dem Prinzen Cyrus eingefloͤßt hatte, verhalten.
Alle dieſe, und viele andre nicht ſo ſchim̃ernde Stellen ihrer
Geſchichte machten ihr entweder Ehre, oder konnten doch
mit der Geſchiklichkeit, worinn ſie die zweyte Aſpaſia
war, auf eine ſolche Art erzaͤhlt werden, daß ſie ihr
Ehre machten. Allein was diejenigen Stellen betraf,
an denen ſie alle Kunſt, die man auf ihre Verſchoͤ-
nerung wenden moͤchte, fuͤr verlohren hielt; es ſey nun,
weil ſie an ſich ſelbſt, oder in Beziehung auf den eigenen
Geſchmak unſers Helden, in keiner Art von Einkleidung,
Wendung oder Licht gefallen konnten: uͤber dieſe hatte
ſie kluͤglich beſchloſſen, ſie mit gaͤnzlichem Stillſchweigen
zu bedeken; und daher kam es dann, daß unſer Held
noch immer in der Meynung ſtund, er ſelbſt ſey der
erſte geweſen, welchem ſie ſich durch Gunſt-Bezeugungen
von derjenigen Art, womit er von ihr uͤberhaͤuft wor-
den war, verbindlich gemacht haͤtte. Ein Jrrtum,
der nach ſeiner ſpizfuͤndigen Denkens-Art zu ſeinem
Gluͤke ſo nothwendig war, daß ohne denſelben alle Voll-
kommenheiten ſeiner Dame zu ſchwach geweſen waͤren,
ihn
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