Wieland, Christoph Martin: Geschichte des Agathon. Bd. 2. Frankfurt (Main) u. a., 1767.Achtes Buch, viertes Capitel. ten Gefühl besteht, euch immer beunruhiget, und sobald er einen besondern Gegenstand bekömmt, die Seele aller eurer übrigen Triebe wird? Daß wir einen solchen Beweis führen, und was noch Die Auflösung dieser Frage däucht uns die grosse Jndessen
Achtes Buch, viertes Capitel. ten Gefuͤhl beſteht, euch immer beunruhiget, und ſobald er einen beſondern Gegenſtand bekoͤmmt, die Seele aller eurer uͤbrigen Triebe wird? Daß wir einen ſolchen Beweis fuͤhren, und was noch Die Aufloͤſung dieſer Frage daͤucht uns die groſſe Jndeſſen
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Achtes Buch, viertes Capitel.
ten Gefuͤhl beſteht, euch immer beunruhiget, und ſo
bald er einen beſondern Gegenſtand bekoͤmmt, die Seele
aller eurer uͤbrigen Triebe wird?
Daß wir einen ſolchen Beweis fuͤhren, und was noch
ein wenig grauſamer iſt, daß wir euch die Verbindlich-
keit aufdringen koͤnnten, keines dieſer anmuthsvollen
Geſchoͤpfe, ſo vollkommer es immer in euern bezauber-
ten Augen ſeyn moͤchte, eher zu lieben, bis es euch be-
fohlen wird, daß ihr ſie lieben ſollt — iſt eine Sache,
die euch nicht unbekannt ſeyn kan. Aber eben deßwegen,
weil es ſo oft bewieſen wird, koͤnnen wir es als etwas
ausgemachtes vorausſezen; und uns daͤucht, die Frage
iſt nun allein, wie es anzufangen ſey, um euer wider-
ſtrebendes Herz fuͤr Pflichten gelehrig zu machen, gegen
welche ihr tauſend ſcheinbare Einwendungen zu machen
glaubt, wenn ihr uns am Ende doch nichts anders ge-
ſagt habt, als ihr habet keine Luſt, ſie auszuuͤben.
Die Aufloͤſung dieſer Frage daͤucht uns die groſſe
Schwierigkeit, worinn uns die gemeinen Moraliſten mit
einer Gleichguͤltigkeit ſteken laſſen, die deſto unmenſch-
licher iſt, da wenige unter ihnen ſind, welche nicht auf
eine oder die andere Art erfahren haͤtten, daß es nicht
ſo leicht ſey einen Feind zu ſchlagen, als zu beweiſen,
daß er geſchlagen werden ſolle.
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