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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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26.
Schwer büß' ichs nun, doch klaglos! denn, gereuen
Des liebenswürdigen verbrechens soll michs nicht!
Ist lieben schuld, so mag der Himmel mir verzeyhen!
Mein sterbend herz erkennt nun keine andre pflicht.
Was kann ich sonst als Liebe dir erstatten,
O du, die mir aus Liebe alles gab?
Nein! diese heil'ge glut erstikt kein wellengrab!
Unsterblich lebt sie fort in deines Hüons schatten.
27.
Hier wird das herz ihm groß; er hält die blasse hand
Vor's aug, und schweigt. Und wer im kreise stand,
Verstummt; kein herz so roh, das nicht bey seinem falle,
Auf einen augenblik von mitleid überwalle.
Es war ein bliz, der im entstehn verschwand;
Sein tod ist sicherheit, ist leben für sie alle;
Und da der Himmel selbst zum opfer ihn ersehn,
Wer dürfte, sagen sie, dem Himmel widerstehn?
28.
Der sturm, der seit dem ersten augenblicke
Da Hüon sich das todesurtheil sprach,
Besänftigt schien, kam izt mit neuem grimm zurücke.
Zersplittert ward der mast, das steuer brach.
Laßt, schreyt das ganze Schiff, laßt den verbrecher sterben!
Der Hauptmann nähert sich dem Ritter: junger mann,
Spricht er, du siehst, daß dich verzug nicht retten kann,
Stirb, weil es seyn muß, frey, und rett uns vom verderben!
29. Und
26.
Schwer buͤß' ichs nun, doch klaglos! denn, gereuen
Des liebenswuͤrdigen verbrechens ſoll michs nicht!
Iſt lieben ſchuld, ſo mag der Himmel mir verzeyhen!
Mein ſterbend herz erkennt nun keine andre pflicht.
Was kann ich ſonſt als Liebe dir erſtatten,
O du, die mir aus Liebe alles gab?
Nein! dieſe heil'ge glut erſtikt kein wellengrab!
Unſterblich lebt ſie fort in deines Huͤons ſchatten.
27.
Hier wird das herz ihm groß; er haͤlt die blaſſe hand
Vor's aug, und ſchweigt. Und wer im kreiſe ſtand,
Verſtummt; kein herz ſo roh, das nicht bey ſeinem falle,
Auf einen augenblik von mitleid uͤberwalle.
Es war ein bliz, der im entſtehn verſchwand;
Sein tod iſt ſicherheit, iſt leben fuͤr ſie alle;
Und da der Himmel ſelbſt zum opfer ihn erſehn,
Wer duͤrfte, ſagen ſie, dem Himmel widerſtehn?
28.
Der ſturm, der ſeit dem erſten augenblicke
Da Huͤon ſich das todesurtheil ſprach,
Beſaͤnftigt ſchien, kam izt mit neuem grimm zuruͤcke.
Zerſplittert ward der maſt, das ſteuer brach.
Laßt, ſchreyt das ganze Schiff, laßt den verbrecher ſterben!
Der Hauptmann naͤhert ſich dem Ritter: junger mann,
Spricht er, du ſiehſt, daß dich verzug nicht retten kann,
Stirb, weil es ſeyn muß, frey, und rett uns vom verderben!
29. Und
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[0172] 26. Schwer buͤß' ichs nun, doch klaglos! denn, gereuen Des liebenswuͤrdigen verbrechens ſoll michs nicht! Iſt lieben ſchuld, ſo mag der Himmel mir verzeyhen! Mein ſterbend herz erkennt nun keine andre pflicht. Was kann ich ſonſt als Liebe dir erſtatten, O du, die mir aus Liebe alles gab? Nein! dieſe heil'ge glut erſtikt kein wellengrab! Unſterblich lebt ſie fort in deines Huͤons ſchatten. 27. Hier wird das herz ihm groß; er haͤlt die blaſſe hand Vor's aug, und ſchweigt. Und wer im kreiſe ſtand, Verſtummt; kein herz ſo roh, das nicht bey ſeinem falle, Auf einen augenblik von mitleid uͤberwalle. Es war ein bliz, der im entſtehn verſchwand; Sein tod iſt ſicherheit, iſt leben fuͤr ſie alle; Und da der Himmel ſelbſt zum opfer ihn erſehn, Wer duͤrfte, ſagen ſie, dem Himmel widerſtehn? 28. Der ſturm, der ſeit dem erſten augenblicke Da Huͤon ſich das todesurtheil ſprach, Beſaͤnftigt ſchien, kam izt mit neuem grimm zuruͤcke. Zerſplittert ward der maſt, das ſteuer brach. Laßt, ſchreyt das ganze Schiff, laßt den verbrecher ſterben! Der Hauptmann naͤhert ſich dem Ritter: junger mann, Spricht er, du ſiehſt, daß dich verzug nicht retten kann, Stirb, weil es ſeyn muß, frey, und rett uns vom verderben! 29. Und

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/172>, abgerufen am 22.12.2024.