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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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18.
Mit jedem auf und niedergehn
Der sonne, soll mein fleiß sich mit dem deinen gatten;
Mein arm ist stark; er soll, dir beyzustehn
In jeder arbeit, nie ermatten!
Die Liebe, die ihn regt, wird seine kraft erhöhn,
Wird den geringsten dienst mit munterkeit erstatten.
So lang ich dir zum trost zum glük genugsam bin,
Tauscht' ich mein schönes loos mit keiner Königin.
19.
So sprach das beste Weib, und drükt mit keuschen lippen
Das siegel ihres worts auf den geliebten mund;
Und mit dem kuß verwandeln sich die klippen
Um Hüon her; der rauhe felsengrund
Steht wieder zum Elysium umgebildet,
Verweht ist jede spur der nakten dürftigkeit;
Das ufer scheint mit perlen überstreut,
Ein marmorsaal die gruft, der felsen übergüldet.
20.
Von neuem mut fühlt Hüon sich geschwellt.
Ein Weib wie dies ist mehr als eine Welt.
Mit hoher himmelathmender wonne
Drükt er sein herz an ihre offne brust,
Ruft Erd und Meer, und dich, allsehende Sonne,
Zu zeugen seines schwurs: "ich schwör's auf dieser brust,
Dem heiligen altar der Unschuld und der Treue,
Vertilgt mich, ruft er aus, wenn ich dies herz entweyhe!
21. Wenn
18.
Mit jedem auf und niedergehn
Der ſonne, ſoll mein fleiß ſich mit dem deinen gatten;
Mein arm iſt ſtark; er ſoll, dir beyzuſtehn
In jeder arbeit, nie ermatten!
Die Liebe, die ihn regt, wird ſeine kraft erhoͤhn,
Wird den geringſten dienſt mit munterkeit erſtatten.
So lang ich dir zum troſt zum gluͤk genugſam bin,
Tauſcht' ich mein ſchoͤnes loos mit keiner Koͤnigin.
19.
So ſprach das beſte Weib, und druͤkt mit keuſchen lippen
Das ſiegel ihres worts auf den geliebten mund;
Und mit dem kuß verwandeln ſich die klippen
Um Huͤon her; der rauhe felſengrund
Steht wieder zum Elyſium umgebildet,
Verweht iſt jede ſpur der nakten duͤrftigkeit;
Das ufer ſcheint mit perlen uͤberſtreut,
Ein marmorſaal die gruft, der felſen uͤberguͤldet.
20.
Von neuem mut fuͤhlt Huͤon ſich geſchwellt.
Ein Weib wie dies iſt mehr als eine Welt.
Mit hoher himmelathmender wonne
Druͤkt er ſein herz an ihre offne bruſt,
Ruft Erd und Meer, und dich, allſehende Sonne,
Zu zeugen ſeines ſchwurs: „ich ſchwoͤr's auf dieſer bruſt,
Dem heiligen altar der Unſchuld und der Treue,
Vertilgt mich, ruft er aus, wenn ich dies herz entweyhe!
21. Wenn
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[0190] 18. Mit jedem auf und niedergehn Der ſonne, ſoll mein fleiß ſich mit dem deinen gatten; Mein arm iſt ſtark; er ſoll, dir beyzuſtehn In jeder arbeit, nie ermatten! Die Liebe, die ihn regt, wird ſeine kraft erhoͤhn, Wird den geringſten dienſt mit munterkeit erſtatten. So lang ich dir zum troſt zum gluͤk genugſam bin, Tauſcht' ich mein ſchoͤnes loos mit keiner Koͤnigin. 19. So ſprach das beſte Weib, und druͤkt mit keuſchen lippen Das ſiegel ihres worts auf den geliebten mund; Und mit dem kuß verwandeln ſich die klippen Um Huͤon her; der rauhe felſengrund Steht wieder zum Elyſium umgebildet, Verweht iſt jede ſpur der nakten duͤrftigkeit; Das ufer ſcheint mit perlen uͤberſtreut, Ein marmorſaal die gruft, der felſen uͤberguͤldet. 20. Von neuem mut fuͤhlt Huͤon ſich geſchwellt. Ein Weib wie dies iſt mehr als eine Welt. Mit hoher himmelathmender wonne Druͤkt er ſein herz an ihre offne bruſt, Ruft Erd und Meer, und dich, allſehende Sonne, Zu zeugen ſeines ſchwurs: „ich ſchwoͤr's auf dieſer bruſt, Dem heiligen altar der Unſchuld und der Treue, Vertilgt mich, ruft er aus, wenn ich dies herz entweyhe! 21. Wenn

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/190>, abgerufen am 22.12.2024.