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Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

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8.
"Denn, unter uns gesagt, es ist doch offenbar
Kein menschensinn in dieser Ambassade.
Den Kayser, der vorhin uns nie gewogen war,
Erbittert sie gewiß im höchsten grade.
Am ende wär es nur um's reiche kästchen schade!
Denn, wahrlich, mit der handvoll ziegenhaar,
Und mit den zähnen da, Gott weis aus welchem rachen,
Wird deine Exzellenz sehr wenig eindruk machen."
9.
"Ja, wenn Herr Hüon selbst, mit stattlichem geleite
Von reisigen Trabanten, und sofort,
Und mit der Tochter des Kalifen an der seite
Hereingeschritten wär', und hätte selbst das wort
Geführt, und mit gehörigen grimassen,
Wie einem Ritter, Düe und Pair
Geziemt, auf rothem Sammt, von goldnen quasten schwer,
Die sachen überreicht -- da wollt' ichs gelten lassen!"
10.
"Da kommt des aufzugs pracht, die fey'rlichkeit, der glanz
Der Sultanstochter, an der hand des stolzen Gatten,
Kurz, jeder umstand kommt dem andern da zu statten,
Und trägt das seine bey, die Sache rund und ganz
Zu machen. Karlen bleibt nichts weiter einzuwenden,
Er hat den glauben in den augen und in händen;
Der Ritter hat sein wort gehalten als ein Mann,
Und fodert frey was ihm kein Recht versagen kann."
11. " Das
8.
Denn, unter uns geſagt, es iſt doch offenbar
Kein menſchenſinn in dieſer Ambaſſade.
Den Kayſer, der vorhin uns nie gewogen war,
Erbittert ſie gewiß im hoͤchſten grade.
Am ende waͤr es nur um's reiche kaͤſtchen ſchade!
Denn, wahrlich, mit der handvoll ziegenhaar,
Und mit den zaͤhnen da, Gott weis aus welchem rachen,
Wird deine Exzellenz ſehr wenig eindruk machen.“
9.
Ja, wenn Herr Huͤon ſelbſt, mit ſtattlichem geleite
Von reiſigen Trabanten, und ſofort,
Und mit der Tochter des Kalifen an der ſeite
Hereingeſchritten waͤr', und haͤtte ſelbſt das wort
Gefuͤhrt, und mit gehoͤrigen grimaſſen,
Wie einem Ritter, Duͤe und Pair
Geziemt, auf rothem Sammt, von goldnen quaſten ſchwer,
Die ſachen uͤberreicht — da wollt' ichs gelten laſſen!“
10.
Da kommt des aufzugs pracht, die fey'rlichkeit, der glanz
Der Sultanstochter, an der hand des ſtolzen Gatten,
Kurz, jeder umſtand kommt dem andern da zu ſtatten,
Und traͤgt das ſeine bey, die Sache rund und ganz
Zu machen. Karlen bleibt nichts weiter einzuwenden,
Er hat den glauben in den augen und in haͤnden;
Der Ritter hat ſein wort gehalten als ein Mann,
Und fodert frey was ihm kein Recht verſagen kann.“
11. „ Das
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[0227] 8. „Denn, unter uns geſagt, es iſt doch offenbar Kein menſchenſinn in dieſer Ambaſſade. Den Kayſer, der vorhin uns nie gewogen war, Erbittert ſie gewiß im hoͤchſten grade. Am ende waͤr es nur um's reiche kaͤſtchen ſchade! Denn, wahrlich, mit der handvoll ziegenhaar, Und mit den zaͤhnen da, Gott weis aus welchem rachen, Wird deine Exzellenz ſehr wenig eindruk machen.“ 9. „Ja, wenn Herr Huͤon ſelbſt, mit ſtattlichem geleite Von reiſigen Trabanten, und ſofort, Und mit der Tochter des Kalifen an der ſeite Hereingeſchritten waͤr', und haͤtte ſelbſt das wort Gefuͤhrt, und mit gehoͤrigen grimaſſen, Wie einem Ritter, Duͤe und Pair Geziemt, auf rothem Sammt, von goldnen quaſten ſchwer, Die ſachen uͤberreicht — da wollt' ichs gelten laſſen!“ 10. „Da kommt des aufzugs pracht, die fey'rlichkeit, der glanz Der Sultanstochter, an der hand des ſtolzen Gatten, Kurz, jeder umſtand kommt dem andern da zu ſtatten, Und traͤgt das ſeine bey, die Sache rund und ganz Zu machen. Karlen bleibt nichts weiter einzuwenden, Er hat den glauben in den augen und in haͤnden; Der Ritter hat ſein wort gehalten als ein Mann, Und fodert frey was ihm kein Recht verſagen kann.“ 11. „ Das

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Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/227>, abgerufen am 16.05.2024.