Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780.

Bild:
<< vorherige Seite
23.
Sie wähnt sie suche trost an einer Freundin busen,
Doch was sie nöthig hat ist eine Schmeichlerin.
In dieser hofkunst war Nadine meisterin.
Der saft von allen Pompelmusen
In Africa erfrischte nicht so gut
Der wollustathmenden Sultanin gährend blut,
Als dieser Freundin rath und zärtliches bemühen
Den Mann, den sie begehrt, bald in ihr netz zu ziehen.
24.
Um Mitternacht und bey verschloßnen thüren
Ihn in den theil des Harems einzuführen
Worinn Almansaris ganz unumschränkt befahl,
Schien nicht so schwierig, seit der Sultan, ihr gemahl,
Der leidenschaft zur schönen Zoradinen
(Wie sich die junge Fremde hieß,
Die durch ein wunder jüngst an diesem strand erschienen)
Ganz öffentlich und frey sich überließ.
25.
Die Amme hatte sich im schließen nicht betrogen,
Es war Amande selbst, die aus der räuber Macht
Titania durch einen bliz gezogen
Und unverlezt an diesen strand gebracht.
Ihr wißt, was sich begab als sie ans land gekommen;
Wie ihr Almansor straks sein flüchtig herz geweiht,
Und wie mit neidischer verstellter zärtlichkeit
Almansaris sie aufgenommen.
26. Der
23.
Sie waͤhnt ſie ſuche troſt an einer Freundin buſen,
Doch was ſie noͤthig hat iſt eine Schmeichlerin.
In dieſer hofkunſt war Nadine meiſterin.
Der ſaft von allen Pompelmuſen
In Africa erfriſchte nicht ſo gut
Der wolluſtathmenden Sultanin gaͤhrend blut,
Als dieſer Freundin rath und zaͤrtliches bemuͤhen
Den Mann, den ſie begehrt, bald in ihr netz zu ziehen.
24.
Um Mitternacht und bey verſchloßnen thuͤren
Ihn in den theil des Harems einzufuͤhren
Worinn Almanſaris ganz unumſchraͤnkt befahl,
Schien nicht ſo ſchwierig, ſeit der Sultan, ihr gemahl,
Der leidenſchaft zur ſchoͤnen Zoradinen
(Wie ſich die junge Fremde hieß,
Die durch ein wunder juͤngſt an dieſem ſtrand erſchienen)
Ganz oͤffentlich und frey ſich uͤberließ.
25.
Die Amme hatte ſich im ſchließen nicht betrogen,
Es war Amande ſelbſt, die aus der raͤuber Macht
Titania durch einen bliz gezogen
Und unverlezt an dieſen ſtrand gebracht.
Ihr wißt, was ſich begab als ſie ans land gekommen;
Wie ihr Almanſor ſtraks ſein fluͤchtig herz geweiht,
Und wie mit neidiſcher verſtellter zaͤrtlichkeit
Almanſaris ſie aufgenommen.
26. Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0272"/>
            <lg n="23">
              <head> <hi rendition="#c">23.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">S</hi>ie wa&#x0364;hnt &#x017F;ie &#x017F;uche tro&#x017F;t an einer Freundin bu&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Doch was &#x017F;ie no&#x0364;thig hat i&#x017F;t eine Schmeichlerin.</l><lb/>
              <l>In die&#x017F;er hofkun&#x017F;t war Nadine mei&#x017F;terin.</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;aft von allen Pompelmu&#x017F;en</l><lb/>
              <l>In Africa erfri&#x017F;chte nicht &#x017F;o gut</l><lb/>
              <l>Der wollu&#x017F;tathmenden Sultanin ga&#x0364;hrend blut,</l><lb/>
              <l>Als die&#x017F;er Freundin rath und za&#x0364;rtliches bemu&#x0364;hen</l><lb/>
              <l>Den Mann, den &#x017F;ie begehrt, bald in ihr netz zu ziehen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="24">
              <head> <hi rendition="#c">24.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">U</hi>m Mitternacht und bey ver&#x017F;chloßnen thu&#x0364;ren</l><lb/>
              <l>Ihn in den theil des Harems einzufu&#x0364;hren</l><lb/>
              <l>Worinn Alman&#x017F;aris ganz unum&#x017F;chra&#x0364;nkt befahl,</l><lb/>
              <l>Schien nicht &#x017F;o &#x017F;chwierig, &#x017F;eit der Sultan, ihr gemahl,</l><lb/>
              <l>Der leiden&#x017F;chaft zur &#x017F;cho&#x0364;nen Zoradinen</l><lb/>
              <l>(Wie &#x017F;ich die junge Fremde hieß,</l><lb/>
              <l>Die durch ein wunder ju&#x0364;ng&#x017F;t an die&#x017F;em &#x017F;trand er&#x017F;chienen)</l><lb/>
              <l>Ganz o&#x0364;ffentlich und frey &#x017F;ich u&#x0364;berließ.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="25">
              <head> <hi rendition="#c">25.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Amme hatte &#x017F;ich im &#x017F;chließen nicht betrogen,</l><lb/>
              <l>Es war Amande &#x017F;elb&#x017F;t, die aus der ra&#x0364;uber Macht</l><lb/>
              <l>Titania durch einen bliz gezogen</l><lb/>
              <l>Und unverlezt an die&#x017F;en &#x017F;trand gebracht.</l><lb/>
              <l>Ihr wißt, was &#x017F;ich begab als &#x017F;ie ans land gekommen;</l><lb/>
              <l>Wie ihr Alman&#x017F;or &#x017F;traks &#x017F;ein flu&#x0364;chtig herz geweiht,</l><lb/>
              <l>Und wie mit neidi&#x017F;cher ver&#x017F;tellter za&#x0364;rtlichkeit</l><lb/>
              <l>Alman&#x017F;aris &#x017F;ie aufgenommen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">26. Der</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0272] 23. Sie waͤhnt ſie ſuche troſt an einer Freundin buſen, Doch was ſie noͤthig hat iſt eine Schmeichlerin. In dieſer hofkunſt war Nadine meiſterin. Der ſaft von allen Pompelmuſen In Africa erfriſchte nicht ſo gut Der wolluſtathmenden Sultanin gaͤhrend blut, Als dieſer Freundin rath und zaͤrtliches bemuͤhen Den Mann, den ſie begehrt, bald in ihr netz zu ziehen. 24. Um Mitternacht und bey verſchloßnen thuͤren Ihn in den theil des Harems einzufuͤhren Worinn Almanſaris ganz unumſchraͤnkt befahl, Schien nicht ſo ſchwierig, ſeit der Sultan, ihr gemahl, Der leidenſchaft zur ſchoͤnen Zoradinen (Wie ſich die junge Fremde hieß, Die durch ein wunder juͤngſt an dieſem ſtrand erſchienen) Ganz oͤffentlich und frey ſich uͤberließ. 25. Die Amme hatte ſich im ſchließen nicht betrogen, Es war Amande ſelbſt, die aus der raͤuber Macht Titania durch einen bliz gezogen Und unverlezt an dieſen ſtrand gebracht. Ihr wißt, was ſich begab als ſie ans land gekommen; Wie ihr Almanſor ſtraks ſein fluͤchtig herz geweiht, Und wie mit neidiſcher verſtellter zaͤrtlichkeit Almanſaris ſie aufgenommen. 26. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/272
Zitationshilfe: Wieland, Christoph Martin: Oberon. Weimar, 1780, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wieland_oberon_1780/272>, abgerufen am 22.12.2024.