damit nicht unser eigener Körper ihm zur Zerse¬ tzung und Zerstörung anheimfalle. Hier sehen wir also einen Erhaltungsakt, der einem regelmäßigen System des Körpers angehört, auf dem seine ganze Existenz basirt ist; allein, nun bedenken Sie die tausend möglichen, unvorhergesehenen Zufälle, in welchen der geschlossene Organismus durchbro¬ chen und feierlich angegriffen werden kann, das Heer der Störungen und Krankheiten, welche die Hülfsmittel der Natur auf einem Punkt in Anspruch nehmen und sich ihrer harmonischen Ver¬ wendung für das Ganze widersetzen, und Sie be¬ greifen, daß diese Meisterin selten in voller Kraft, und gleichsam in Ruhe und Muße fortarbeiten und die Idee, die ihr vorschwebt, zur Ausfüh¬ rung und Vollendung bringen kann. Licht, Luft, Erde, Wasser, Wärme, Kälte u. s. w. bedingen unaufhörlich die ideale Thätigkeit der Natur, und was zu den schönsten Formen berechnet war, kann der Zufall in die ärmlichsten und schlechtesten hin¬ abdrücken.
damit nicht unſer eigener Koͤrper ihm zur Zerſe¬ tzung und Zerſtoͤrung anheimfalle. Hier ſehen wir alſo einen Erhaltungsakt, der einem regelmaͤßigen Syſtem des Koͤrpers angehoͤrt, auf dem ſeine ganze Exiſtenz baſirt iſt; allein, nun bedenken Sie die tauſend moͤglichen, unvorhergeſehenen Zufaͤlle, in welchen der geſchloſſene Organismus durchbro¬ chen und feierlich angegriffen werden kann, das Heer der Stoͤrungen und Krankheiten, welche die Huͤlfsmittel der Natur auf einem Punkt in Anſpruch nehmen und ſich ihrer harmoniſchen Ver¬ wendung fuͤr das Ganze widerſetzen, und Sie be¬ greifen, daß dieſe Meiſterin ſelten in voller Kraft, und gleichſam in Ruhe und Muße fortarbeiten und die Idee, die ihr vorſchwebt, zur Ausfuͤh¬ rung und Vollendung bringen kann. Licht, Luft, Erde, Waſſer, Waͤrme, Kaͤlte u. ſ. w. bedingen unaufhoͤrlich die ideale Thaͤtigkeit der Natur, und was zu den ſchoͤnſten Formen berechnet war, kann der Zufall in die aͤrmlichſten und ſchlechteſten hin¬ abdruͤcken.
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damit nicht unſer eigener Koͤrper ihm zur Zerſe¬
tzung und Zerſtoͤrung anheimfalle. Hier ſehen wir
alſo einen Erhaltungsakt, der einem regelmaͤßigen
Syſtem des Koͤrpers angehoͤrt, auf dem ſeine
ganze Exiſtenz baſirt iſt; allein, nun bedenken Sie
die tauſend moͤglichen, unvorhergeſehenen Zufaͤlle,
in welchen der geſchloſſene Organismus durchbro¬
chen und feierlich angegriffen werden kann, das
Heer der Stoͤrungen und Krankheiten, welche die
Huͤlfsmittel der Natur auf einem Punkt in
Anſpruch nehmen und ſich ihrer harmoniſchen Ver¬
wendung fuͤr das Ganze widerſetzen, und Sie be¬
greifen, daß dieſe Meiſterin ſelten in voller Kraft,
und gleichſam in Ruhe und Muße fortarbeiten
und die Idee, die ihr vorſchwebt, zur Ausfuͤh¬
rung und Vollendung bringen kann. Licht, Luft,
Erde, Waſſer, Waͤrme, Kaͤlte u. ſ. w. bedingen
unaufhoͤrlich die ideale Thaͤtigkeit der Natur, und
was zu den ſchoͤnſten Formen berechnet war, kann
der Zufall in die aͤrmlichſten und ſchlechteſten hin¬
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/211>, abgerufen am 21.11.2024.
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