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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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schied, den dieses Material, dieser Gedankenmar¬
mor, die Sprache darbietet, ist der, ob dasselbe
unmittelbar und ursprünglich aus dem Urfels der
Nationalität gebrochen und gewonnen wird, oder
ob es nur ein ausgebrochenes Stück Sprache ist,
das vom Urfelsen getrennt, nur bedeutungslose,
gesprungene und unterbrochene Adern aufweiset;
ich meine, ob die Sprache eine Grundsprache oder
eine abgeleitete ist. Keiner kann die Tiefe dieses
Unterschiedes begreifen, als der, dessen Begriffe in
einer Grundsprache wurzeln, der selbst das Glück
genießt, einem Volke anzugehören, dessen Sprache
eine ewig fortrieselnde Quelle ist, deren Ursprung sich
in die Felsen und Gebüsche der dunkelsten Vorzeit
verliert. Man disputire nicht mit einem Franzo¬
sen über den Vorzug der beiderlei Sprachen, und
wenn der Franzose, was jetzt häufig von jungen
und geistreichen Parisern zum Studium Goethe's,
Hoffmann's und anderer deutschen Schriftsteller
geschieht, wenn er auch das Deutsche mit einiger
Fertigkeit lesen und sprechen gelernt hat und den
besten Willen zeigt, ohne altfranzösisches Vorur¬
theil die Vergleichung beider Sprachen anzustellen,
so wird er doch nie den größten Vorzug des
Deutschen vor dem Französischen, die Ursprünglich¬
keit begreifen und mit auf die Wagschale legen.
Niemand hat diesen Punkt eindringlicher und tie¬

ſchied, den dieſes Material, dieſer Gedankenmar¬
mor, die Sprache darbietet, iſt der, ob daſſelbe
unmittelbar und urſpruͤnglich aus dem Urfels der
Nationalitaͤt gebrochen und gewonnen wird, oder
ob es nur ein ausgebrochenes Stuͤck Sprache iſt,
das vom Urfelſen getrennt, nur bedeutungsloſe,
geſprungene und unterbrochene Adern aufweiſet;
ich meine, ob die Sprache eine Grundſprache oder
eine abgeleitete iſt. Keiner kann die Tiefe dieſes
Unterſchiedes begreifen, als der, deſſen Begriffe in
einer Grundſprache wurzeln, der ſelbſt das Gluͤck
genießt, einem Volke anzugehoͤren, deſſen Sprache
eine ewig fortrieſelnde Quelle iſt, deren Urſprung ſich
in die Felſen und Gebuͤſche der dunkelſten Vorzeit
verliert. Man diſputire nicht mit einem Franzo¬
ſen uͤber den Vorzug der beiderlei Sprachen, und
wenn der Franzoſe, was jetzt haͤufig von jungen
und geiſtreichen Pariſern zum Studium Goethe's,
Hoffmann's und anderer deutſchen Schriftſteller
geſchieht, wenn er auch das Deutſche mit einiger
Fertigkeit leſen und ſprechen gelernt hat und den
beſten Willen zeigt, ohne altfranzoͤſiſches Vorur¬
theil die Vergleichung beider Sprachen anzuſtellen,
ſo wird er doch nie den groͤßten Vorzug des
Deutſchen vor dem Franzoͤſiſchen, die Urſpruͤnglich¬
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[224/0238] ſchied, den dieſes Material, dieſer Gedankenmar¬ mor, die Sprache darbietet, iſt der, ob daſſelbe unmittelbar und urſpruͤnglich aus dem Urfels der Nationalitaͤt gebrochen und gewonnen wird, oder ob es nur ein ausgebrochenes Stuͤck Sprache iſt, das vom Urfelſen getrennt, nur bedeutungsloſe, geſprungene und unterbrochene Adern aufweiſet; ich meine, ob die Sprache eine Grundſprache oder eine abgeleitete iſt. Keiner kann die Tiefe dieſes Unterſchiedes begreifen, als der, deſſen Begriffe in einer Grundſprache wurzeln, der ſelbſt das Gluͤck genießt, einem Volke anzugehoͤren, deſſen Sprache eine ewig fortrieſelnde Quelle iſt, deren Urſprung ſich in die Felſen und Gebuͤſche der dunkelſten Vorzeit verliert. Man diſputire nicht mit einem Franzo¬ ſen uͤber den Vorzug der beiderlei Sprachen, und wenn der Franzoſe, was jetzt haͤufig von jungen und geiſtreichen Pariſern zum Studium Goethe's, Hoffmann's und anderer deutſchen Schriftſteller geſchieht, wenn er auch das Deutſche mit einiger Fertigkeit leſen und ſprechen gelernt hat und den beſten Willen zeigt, ohne altfranzoͤſiſches Vorur¬ theil die Vergleichung beider Sprachen anzuſtellen, ſo wird er doch nie den groͤßten Vorzug des Deutſchen vor dem Franzoͤſiſchen, die Urſpruͤnglich¬ keit begreifen und mit auf die Wagſchale legen. Niemand hat dieſen Punkt eindringlicher und tie¬

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/238>, abgerufen am 24.11.2024.