nans schon in der Benennung sich über jene Stu¬ dien erheben, welche das Positive der drei Fakul¬ täten umfassen und denen der Name: Brodstudien, leider nur mit zu vollem Rechte zukommt. War¬ nen und verwahren wollte ich bei so passender Ge¬ legenheit vor dem Irrthum, als bringe das Stu¬ dium der Geschichte und Philosophie, wie es an¬ noch damit gehalten wird von den Studierenden, in jenen höhern Kreis der Humanität, und als sei dasselbe in der That etwas Besseres und Edle¬ res, als z. B. das Studium des Rechts oder der Medizin oder der Diplomatik oder der Genealogie und Wappenkunde, welche letztere, wie Hegel spöttisch sagt, die positiveste aller Wissenschaften ist. Von dem Ungeschichtlichen, das ist Unepischen unserer Geschichte habe ich dies ausführlicher und aus dem Begriff der Geschichte selbst zu erweisen gesucht und ich zweifle nicht daran, daß manches Wort aufgehen wird, als Samenkorn, das die schönere Idee und Ansicht zur Reife bringt; bin ich mir doch selbst bewußt, daß mir von der Zeit an, als mir die Ahnung der Geschichte aufging, das ganze Leben klarer geworden ist und ich für das Theoretische und Praktische, für das Wahre und Schöne, das sich gemeiniglich polarisch gegen¬ über zu stehen pflegt, einen Mittelpunkt gefunden habe, in dem sich beide geschwisterlich vereinigen.
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nans ſchon in der Benennung ſich uͤber jene Stu¬ dien erheben, welche das Poſitive der drei Fakul¬ taͤten umfaſſen und denen der Name: Brodſtudien, leider nur mit zu vollem Rechte zukommt. War¬ nen und verwahren wollte ich bei ſo paſſender Ge¬ legenheit vor dem Irrthum, als bringe das Stu¬ dium der Geſchichte und Philoſophie, wie es an¬ noch damit gehalten wird von den Studierenden, in jenen hoͤhern Kreis der Humanitaͤt, und als ſei daſſelbe in der That etwas Beſſeres und Edle¬ res, als z. B. das Studium des Rechts oder der Medizin oder der Diplomatik oder der Genealogie und Wappenkunde, welche letztere, wie Hegel ſpoͤttiſch ſagt, die poſitiveſte aller Wiſſenſchaften iſt. Von dem Ungeſchichtlichen, das iſt Unepiſchen unſerer Geſchichte habe ich dies ausfuͤhrlicher und aus dem Begriff der Geſchichte ſelbſt zu erweiſen geſucht und ich zweifle nicht daran, daß manches Wort aufgehen wird, als Samenkorn, das die ſchoͤnere Idee und Anſicht zur Reife bringt; bin ich mir doch ſelbſt bewußt, daß mir von der Zeit an, als mir die Ahnung der Geſchichte aufging, das ganze Leben klarer geworden iſt und ich fuͤr das Theoretiſche und Praktiſche, fuͤr das Wahre und Schoͤne, das ſich gemeiniglich polariſch gegen¬ uͤber zu ſtehen pflegt, einen Mittelpunkt gefunden habe, in dem ſich beide geſchwiſterlich vereinigen.
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nans ſchon in der Benennung ſich uͤber jene Stu¬
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leider nur mit zu vollem Rechte zukommt. War¬
nen und verwahren wollte ich bei ſo paſſender Ge¬
legenheit vor dem Irrthum, als bringe das Stu¬
dium der Geſchichte und Philoſophie, wie es an¬
noch damit gehalten wird von den Studierenden,
in jenen hoͤhern Kreis der Humanitaͤt, und als
ſei daſſelbe in der That etwas Beſſeres und Edle¬
res, als z. B. das Studium des Rechts oder der
Medizin oder der Diplomatik oder der Genealogie
und Wappenkunde, welche letztere, wie Hegel
ſpoͤttiſch ſagt, die poſitiveſte aller Wiſſenſchaften
iſt. Von dem Ungeſchichtlichen, das iſt Unepiſchen
unſerer Geſchichte habe ich dies ausfuͤhrlicher und
aus dem Begriff der Geſchichte ſelbſt zu erweiſen
geſucht und ich zweifle nicht daran, daß manches
Wort aufgehen wird, als Samenkorn, das die
ſchoͤnere Idee und Anſicht zur Reife bringt; bin
ich mir doch ſelbſt bewußt, daß mir von der Zeit
an, als mir die Ahnung der Geſchichte aufging,
das ganze Leben klarer geworden iſt und ich fuͤr
das Theoretiſche und Praktiſche, fuͤr das Wahre
und Schoͤne, das ſich gemeiniglich polariſch gegen¬
uͤber zu ſtehen pflegt, einen Mittelpunkt gefunden
habe, in dem ſich beide geſchwiſterlich vereinigen.
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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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