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Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834.

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auch nicht, wie Tantalus, durstig an der verbote¬
nen Quelle, ohne einen Tropfen der Labung er¬
haschen zu können, so ist er auch nicht verbildet,
halbgebildet, unfruchtbar gebildet und durch die
verschiedenen Elemente seiner Bildung mit sich
selbst in Kampf und Streit gerathen, was Alles,
wie wir selbst am Besten wissen, unserer jetzigen
gelehrten Schulbildung saure Frucht zu sein pflegt.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß es für den tüch¬
tigsten Schulmann eine unendlich schwere Aufgabe
ist, den Dichter, den Redner, den Geschichtschrei¬
ber, den Philosophen des griechischen und römi¬
schen Alterthums, bei unsern heutigen gesellschaft¬
lichen Zuständen, bei der Mechanik des Staatsle¬
bens, dessen hölzerne Räder auch in der Schul¬
stube klappern, fruchtreich in den Schulen zu er¬
klären; allein eben so gewiß ist es, daß den We¬
nigsten nur einmal die Ahnung aufgegangen ist
von der Bedeutung der Alten für das jetzige Le¬
ben, daß sie selbst jene großen und leuchtenden
Züge in den Pergamenten klassischen Alterthums,
die Züge der reinen Natur, des tiefen Sinnes
für die Mysterien der Welt, für Wahrheit und
Schönheit nur selten einmal mit verwandtem Auge
selbst angeschaut und sich von ihnen durchdrungen
haben. Wie sollte es anders kommen. Ein
Schulmann bildet den andern und die Philologie

auch nicht, wie Tantalus, durſtig an der verbote¬
nen Quelle, ohne einen Tropfen der Labung er¬
haſchen zu koͤnnen, ſo iſt er auch nicht verbildet,
halbgebildet, unfruchtbar gebildet und durch die
verſchiedenen Elemente ſeiner Bildung mit ſich
ſelbſt in Kampf und Streit gerathen, was Alles,
wie wir ſelbſt am Beſten wiſſen, unſerer jetzigen
gelehrten Schulbildung ſaure Frucht zu ſein pflegt.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß es fuͤr den tuͤch¬
tigſten Schulmann eine unendlich ſchwere Aufgabe
iſt, den Dichter, den Redner, den Geſchichtſchrei¬
ber, den Philoſophen des griechiſchen und roͤmi¬
ſchen Alterthums, bei unſern heutigen geſellſchaft¬
lichen Zuſtaͤnden, bei der Mechanik des Staatsle¬
bens, deſſen hoͤlzerne Raͤder auch in der Schul¬
ſtube klappern, fruchtreich in den Schulen zu er¬
klaͤren; allein eben ſo gewiß iſt es, daß den We¬
nigſten nur einmal die Ahnung aufgegangen iſt
von der Bedeutung der Alten fuͤr das jetzige Le¬
ben, daß ſie ſelbſt jene großen und leuchtenden
Zuͤge in den Pergamenten klaſſiſchen Alterthums,
die Zuͤge der reinen Natur, des tiefen Sinnes
fuͤr die Myſterien der Welt, fuͤr Wahrheit und
Schoͤnheit nur ſelten einmal mit verwandtem Auge
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haben. Wie ſollte es anders kommen. Ein
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[54/0068] auch nicht, wie Tantalus, durſtig an der verbote¬ nen Quelle, ohne einen Tropfen der Labung er¬ haſchen zu koͤnnen, ſo iſt er auch nicht verbildet, halbgebildet, unfruchtbar gebildet und durch die verſchiedenen Elemente ſeiner Bildung mit ſich ſelbſt in Kampf und Streit gerathen, was Alles, wie wir ſelbſt am Beſten wiſſen, unſerer jetzigen gelehrten Schulbildung ſaure Frucht zu ſein pflegt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß es fuͤr den tuͤch¬ tigſten Schulmann eine unendlich ſchwere Aufgabe iſt, den Dichter, den Redner, den Geſchichtſchrei¬ ber, den Philoſophen des griechiſchen und roͤmi¬ ſchen Alterthums, bei unſern heutigen geſellſchaft¬ lichen Zuſtaͤnden, bei der Mechanik des Staatsle¬ bens, deſſen hoͤlzerne Raͤder auch in der Schul¬ ſtube klappern, fruchtreich in den Schulen zu er¬ klaͤren; allein eben ſo gewiß iſt es, daß den We¬ nigſten nur einmal die Ahnung aufgegangen iſt von der Bedeutung der Alten fuͤr das jetzige Le¬ ben, daß ſie ſelbſt jene großen und leuchtenden Zuͤge in den Pergamenten klaſſiſchen Alterthums, die Zuͤge der reinen Natur, des tiefen Sinnes fuͤr die Myſterien der Welt, fuͤr Wahrheit und Schoͤnheit nur ſelten einmal mit verwandtem Auge ſelbſt angeſchaut und ſich von ihnen durchdrungen haben. Wie ſollte es anders kommen. Ein Schulmann bildet den andern und die Philologie

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Zitationshilfe: Wienbarg, Ludolf: Aesthetische Feldzüge. Dem jungen Deutschland gewidmet. Hamburg, 1834, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wienbarg_feldzuege_1834/68>, abgerufen am 25.11.2024.