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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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Die geschichte der 400.
nominiren hätten, beantragend (b). dann muss man sich ergänzen, dass
die wahl der 100 und durch diese die constituirung der 5000 statt fand,
diese wiederum eine commission von 100 erwählten, welche eine ver-
fassung auszuarbeiten hatten: man ersieht nicht, dass Aristoteles hier-
über mehr gewusst hätte, als was am kopfe des dritten actenstückes ge-
standen haben muss, tade oi ekaton oi upo ton pentakiskhilion
airethentes anegrapsan. denn dies wichtigste aktenstück (C) gibt einen
verfassungsentwurf für die zukunft (a), und eine provisorische verfassung,
eben die des rates der 400 und der 10 bevollmächtigten strategen (b).
formell ist auch dieses ein beschluss des ganzen volkes, denn nur so
kann man plethos verstehn (32, 1), und der prytan, der es zur abstim-
mung brachte, wird genannt, obwol er geschichtlich eine ganz indiffe-
rente person ist.

Wenn man das zuerst liest, kann man glauben, Aristoteles hätte
im archiv diese kostbaren documente gefunden und freute sich, sie zu
veröffentlichen, damit sie rein durch sich wirkten. eine vergleichung
der thukydideischen erzählung wird lehren, dass er vielmehr sich daran
freut, mit den unanfechtbaren actenstücken jene erzählung zu berichtigen.

Thukydides redet von einer ersten volksversammlung, die gehalten
wird, als Peisandros in Athen angekommen ist, und in der 10 suggra-
phes autokratores gewählt werden, mit der instruction, auf einen be-
stimmten tag einen antrag vorzulegen kath o ti arista e polis oike-
setai. dem müsste der beschluss A entsprechen. aber er gibt eine
andere zahl von suggraphes, sie sind auch nicht autokratores10), es
ist ihnen auch keine frist gesetzt, und ihre instruction geht auf die
soteria: wie sie denn als erste sehr verständige massregel beantragen,
alle gelder ausschliesslich für kriegszwecke zu verwenden. an dem fest-
gesetzten termine, so erzählt Thukydides weiter, ist versammlung auf
dem Kolonos. die suggraphes bringen nur den antrag ein, dass jeder-
mann ungestraft jeden antrag stellen dürfte: das ist eine sehr ungenaue
wiedergabe von Ba. darauf erhebt sich Peisandros, kommt mit seinen
anträgen vor, alle ämter müssten geändert werden, alle besoldungen ab-
geschafft und 5 proedroi erwählt, die 100 männer wählen, und von
denen wieder jeder 3 cooptiren sollte: diese 400 sollten als rat auto-
kratores regieren und nach belieben die 5000 berufen. darin erkennt
man kaum noch Bb, die fünf proedroi gibt es gar nicht, die wahl der 100
ist eine ganz andere, von den 400 jetzt noch gar keine rede, vielmehr
sind die 5000 erst jetzt im princip eingesetzt und über ihre auswahl

10) Sie sind verwechselt mit den 10 strategoi autokratores von Cb.

Die geschichte der 400.
nominiren hätten, beantragend (b). dann muſs man sich ergänzen, daſs
die wahl der 100 und durch diese die constituirung der 5000 statt fand,
diese wiederum eine commission von 100 erwählten, welche eine ver-
fassung auszuarbeiten hatten: man ersieht nicht, daſs Aristoteles hier-
über mehr gewuſst hätte, als was am kopfe des dritten actenstückes ge-
standen haben muſs, τάδε οἱ ἑκατὸν οἱ ὑπὸ τῶν πεντακισχιλίων
αἱϱεϑέντες ἀνέγϱαψαν. denn dies wichtigste aktenstück (C) gibt einen
verfassungsentwurf für die zukunft (a), und eine provisorische verfassung,
eben die des rates der 400 und der 10 bevollmächtigten strategen (b).
formell ist auch dieses ein beschluſs des ganzen volkes, denn nur so
kann man πλῆϑος verstehn (32, 1), und der prytan, der es zur abstim-
mung brachte, wird genannt, obwol er geschichtlich eine ganz indiffe-
rente person ist.

Wenn man das zuerst liest, kann man glauben, Aristoteles hätte
im archiv diese kostbaren documente gefunden und freute sich, sie zu
veröffentlichen, damit sie rein durch sich wirkten. eine vergleichung
der thukydideischen erzählung wird lehren, daſs er vielmehr sich daran
freut, mit den unanfechtbaren actenstücken jene erzählung zu berichtigen.

Thukydides redet von einer ersten volksversammlung, die gehalten
wird, als Peisandros in Athen angekommen ist, und in der 10 συγγϱα-
φῆς αὐτοκϱάτοϱες gewählt werden, mit der instruction, auf einen be-
stimmten tag einen antrag vorzulegen καϑ̕ ὅ τι ἄϱιστα ἡ πόλις οἰκή-
σεται. dem müſste der beschluſs A entsprechen. aber er gibt eine
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ist ihnen auch keine frist gesetzt, und ihre instruction geht auf die
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alle gelder ausschlieſslich für kriegszwecke zu verwenden. an dem fest-
gesetzten termine, so erzählt Thukydides weiter, ist versammlung auf
dem Kolonos. die συγγϱαφῆς bringen nur den antrag ein, daſs jeder-
mann ungestraft jeden antrag stellen dürfte: das ist eine sehr ungenaue
wiedergabe von Ba. darauf erhebt sich Peisandros, kommt mit seinen
anträgen vor, alle ämter müſsten geändert werden, alle besoldungen ab-
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denen wieder jeder 3 cooptiren sollte: diese 400 sollten als rat αὐτο-
κϱάτοϱες regieren und nach belieben die 5000 berufen. darin erkennt
man kaum noch Bb, die fünf πϱόεδϱοι gibt es gar nicht, die wahl der 100
ist eine ganz andere, von den 400 jetzt noch gar keine rede, vielmehr
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10) Sie sind verwechselt mit den 10 στϱατηγοὶ αὐτοκϱάτοϱες von Cb.
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[103/0117] Die geschichte der 400. nominiren hätten, beantragend (b). dann muſs man sich ergänzen, daſs die wahl der 100 und durch diese die constituirung der 5000 statt fand, diese wiederum eine commission von 100 erwählten, welche eine ver- fassung auszuarbeiten hatten: man ersieht nicht, daſs Aristoteles hier- über mehr gewuſst hätte, als was am kopfe des dritten actenstückes ge- standen haben muſs, τάδε οἱ ἑκατὸν οἱ ὑπὸ τῶν πεντακισχιλίων αἱϱεϑέντες ἀνέγϱαψαν. denn dies wichtigste aktenstück (C) gibt einen verfassungsentwurf für die zukunft (a), und eine provisorische verfassung, eben die des rates der 400 und der 10 bevollmächtigten strategen (b). formell ist auch dieses ein beschluſs des ganzen volkes, denn nur so kann man πλῆϑος verstehn (32, 1), und der prytan, der es zur abstim- mung brachte, wird genannt, obwol er geschichtlich eine ganz indiffe- rente person ist. Wenn man das zuerst liest, kann man glauben, Aristoteles hätte im archiv diese kostbaren documente gefunden und freute sich, sie zu veröffentlichen, damit sie rein durch sich wirkten. eine vergleichung der thukydideischen erzählung wird lehren, daſs er vielmehr sich daran freut, mit den unanfechtbaren actenstücken jene erzählung zu berichtigen. Thukydides redet von einer ersten volksversammlung, die gehalten wird, als Peisandros in Athen angekommen ist, und in der 10 συγγϱα- φῆς αὐτοκϱάτοϱες gewählt werden, mit der instruction, auf einen be- stimmten tag einen antrag vorzulegen καϑ̕ ὅ τι ἄϱιστα ἡ πόλις οἰκή- σεται. dem müſste der beschluſs A entsprechen. aber er gibt eine andere zahl von συγγϱαφῆς, sie sind auch nicht αὐτοκϱάτοϱες 10), es ist ihnen auch keine frist gesetzt, und ihre instruction geht auf die σωτηϱία: wie sie denn als erste sehr verständige maſsregel beantragen, alle gelder ausschlieſslich für kriegszwecke zu verwenden. an dem fest- gesetzten termine, so erzählt Thukydides weiter, ist versammlung auf dem Kolonos. die συγγϱαφῆς bringen nur den antrag ein, daſs jeder- mann ungestraft jeden antrag stellen dürfte: das ist eine sehr ungenaue wiedergabe von Ba. darauf erhebt sich Peisandros, kommt mit seinen anträgen vor, alle ämter müſsten geändert werden, alle besoldungen ab- geschafft und 5 πϱόεδϱοι erwählt, die 100 männer wählen, und von denen wieder jeder 3 cooptiren sollte: diese 400 sollten als rat αὐτο- κϱάτοϱες regieren und nach belieben die 5000 berufen. darin erkennt man kaum noch Bb, die fünf πϱόεδϱοι gibt es gar nicht, die wahl der 100 ist eine ganz andere, von den 400 jetzt noch gar keine rede, vielmehr sind die 5000 erst jetzt im princip eingesetzt und über ihre auswahl 10) Sie sind verwechselt mit den 10 στϱατηγοὶ αὐτοκϱάτοϱες von Cb.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/117>, abgerufen am 21.11.2024.