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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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III. 15. Die gedichte des Aristoteles.
Das epi-
gramm auf
Hermias.tonde pot oukh osios parabas makaron themin agnen
ekteinen Person toxophoron basileus,
ou phaneros logkhe phoniois en agosi kratesas,
all andros pistei khresamenos doliou.

Gewiss ist der gedanke und die form edel. aber für sehr poetisch
wird man khresamenos nicht halten, und man würde lieber pistis dolia
gleich apate lesen, wenn nicht aner ohne epitheton kahl würde. maka-
ron themis agne ist eine conventionelle floskel. nicht mehr ist der gegen-
satz des asiatischen bogenschützen zu der lanze der hellenischen hopliten,
deren lanze wieder mit dem truge der hinterlist in gegensatz gebracht
ist. 480, zu Simonides zeiten, waren fern- und nahwaffe freilich für
barbaren und Hellenen bezeichnend; jetzt, wo die Perser längst mit
griechischem fussvolk ihre schlachten schlugen, hier, wo eben ein griechi-
scher lanzknecht der täter war, beweist die phrase nur auf das deut-
lichste, dass Aristoteles den epigrammenstil bei dem meister der gattung
gelernt hat. im ersten verse ist das wortende in der hebung des dritten
vierten und fünften fusses sehr hässlich, wenn man an die kunst des
dritten jahrhunderts gewöhnt ist. aber Aristoteles steht natürlich in
seiner zeit. auch Platon hat metrisch seine verse nur zum teil, seinem
ohre folgend, schön gebaut, sonst war die technik schon im fünften
jahrhundert verwildert.2) vollendete disticha bauen Archilochos und
Mimnermos; dann sinkt die kunst, ganz natürlich bei leuten anderen
stammes, die den hexameter homerisch zu bauen sich erlauben. und
erst die erneuerer der elegie in Samos und Alexandreia, (noch nicht ihre
unmittelbaren vorgänger) haben an die begründer und meister des stiles
angeknüpft.


2) Besonders salopp ist der sophist Euenos von Paros, den doch Platon und
Aristoteles gut gekannt haben. er schliesst einen hexameter mit kai de hinter
interpunction (9, 1), sehr hässlich für einen Griechen (Gerhard lect. Apollon. 228),
und hat in einer elegie den hexameter tous xunetous d an tis peiseie takhista
legon eu, der den zweiten preis der abscheulichkeit in der wirklich griechischen
poesie beansprucht: der erste gehört unbestritten dem Hesiodos Theog. 319 e de
Khimairan etikte pneousan amaimaketon pur. mancher der verse dieses Euenos ist
nichts als zufällig der messung nach hexameter bildende prosa. nichts destoweniger
war dieser poet noch um 300 vermutlich durch die schule wie Theognis bekannt.
vereinzelte verse von ihm sind durch die philosophischen bücher und die auf phi-
losophische anregung hin angelegten florilegien fortgepflanzt. in der anthologie steht
nichts von ihm; er hat auch schwerlich epigramme gemacht. die epigrammatiker
desselben namens sondern sich schon durch die form scharf und sicher von ihm,
schwerer von einander.
III. 15. Die gedichte des Aristoteles.
Das epi-
gramm auf
Hermias.τόνδε πότ̕ οὐχ ὁσίως παϱάβας μακάϱων ϑέμιν ἁγνὴν
ἔκτεινεν Πεϱσῶν τοξοφόϱων βασιλεύς,
οὐ φανεϱῶς λόγχῃ φονίοις ἐν ἀγῶσι κϱατήσας,
ἀλλ̕ ἀνδϱὸς πίστει χϱησάμενος δολίου.

Gewiſs ist der gedanke und die form edel. aber für sehr poetisch
wird man χϱησάμενος nicht halten, und man würde lieber πίστις δολία
gleich ἀπάτη lesen, wenn nicht ἀνήϱ ohne epitheton kahl würde. μακά-
ϱων ϑέμις ἁγνή ist eine conventionelle floskel. nicht mehr ist der gegen-
satz des asiatischen bogenschützen zu der lanze der hellenischen hopliten,
deren lanze wieder mit dem truge der hinterlist in gegensatz gebracht
ist. 480, zu Simonides zeiten, waren fern- und nahwaffe freilich für
barbaren und Hellenen bezeichnend; jetzt, wo die Perser längst mit
griechischem fuſsvolk ihre schlachten schlugen, hier, wo eben ein griechi-
scher lanzknecht der täter war, beweist die phrase nur auf das deut-
lichste, daſs Aristoteles den epigrammenstil bei dem meister der gattung
gelernt hat. im ersten verse ist das wortende in der hebung des dritten
vierten und fünften fuſses sehr häſslich, wenn man an die kunst des
dritten jahrhunderts gewöhnt ist. aber Aristoteles steht natürlich in
seiner zeit. auch Platon hat metrisch seine verse nur zum teil, seinem
ohre folgend, schön gebaut, sonst war die technik schon im fünften
jahrhundert verwildert.2) vollendete disticha bauen Archilochos und
Mimnermos; dann sinkt die kunst, ganz natürlich bei leuten anderen
stammes, die den hexameter homerisch zu bauen sich erlauben. und
erst die erneuerer der elegie in Samos und Alexandreia, (noch nicht ihre
unmittelbaren vorgänger) haben an die begründer und meister des stiles
angeknüpft.


2) Besonders salopp ist der sophist Euenos von Paros, den doch Platon und
Aristoteles gut gekannt haben. er schlieſst einen hexameter mit καὶ δή hinter
interpunction (9, 1), sehr häſslich für einen Griechen (Gerhard lect. Apollon. 228),
und hat in einer elegie den hexameter τοὺς ξυνετοὺς δ̕ ἄν τις πείσειε τάχιστα
λέγων εὖ, der den zweiten preis der abscheulichkeit in der wirklich griechischen
poesie beansprucht: der erste gehört unbestritten dem Hesiodos Theog. 319 ἣ δὲ
Χίμαιϱαν ἔτικτε πνέουσαν ἀμαιμάκετον πῦϱ. mancher der verse dieses Euenos ist
nichts als zufällig der messung nach hexameter bildende prosa. nichts destoweniger
war dieser poet noch um 300 vermutlich durch die schule wie Theognis bekannt.
vereinzelte verse von ihm sind durch die philosophischen bücher und die auf phi-
losophische anregung hin angelegten florilegien fortgepflanzt. in der anthologie steht
nichts von ihm; er hat auch schwerlich epigramme gemacht. die epigrammatiker
desselben namens sondern sich schon durch die form scharf und sicher von ihm,
schwerer von einander.
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[404/0414] III. 15. Die gedichte des Aristoteles. τόνδε πότ̕ οὐχ ὁσίως παϱάβας μακάϱων ϑέμιν ἁγνὴν ἔκτεινεν Πεϱσῶν τοξοφόϱων βασιλεύς, οὐ φανεϱῶς λόγχῃ φονίοις ἐν ἀγῶσι κϱατήσας, ἀλλ̕ ἀνδϱὸς πίστει χϱησάμενος δολίου. Gewiſs ist der gedanke und die form edel. aber für sehr poetisch wird man χϱησάμενος nicht halten, und man würde lieber πίστις δολία gleich ἀπάτη lesen, wenn nicht ἀνήϱ ohne epitheton kahl würde. μακά- ϱων ϑέμις ἁγνή ist eine conventionelle floskel. nicht mehr ist der gegen- satz des asiatischen bogenschützen zu der lanze der hellenischen hopliten, deren lanze wieder mit dem truge der hinterlist in gegensatz gebracht ist. 480, zu Simonides zeiten, waren fern- und nahwaffe freilich für barbaren und Hellenen bezeichnend; jetzt, wo die Perser längst mit griechischem fuſsvolk ihre schlachten schlugen, hier, wo eben ein griechi- scher lanzknecht der täter war, beweist die phrase nur auf das deut- lichste, daſs Aristoteles den epigrammenstil bei dem meister der gattung gelernt hat. im ersten verse ist das wortende in der hebung des dritten vierten und fünften fuſses sehr häſslich, wenn man an die kunst des dritten jahrhunderts gewöhnt ist. aber Aristoteles steht natürlich in seiner zeit. auch Platon hat metrisch seine verse nur zum teil, seinem ohre folgend, schön gebaut, sonst war die technik schon im fünften jahrhundert verwildert. 2) vollendete disticha bauen Archilochos und Mimnermos; dann sinkt die kunst, ganz natürlich bei leuten anderen stammes, die den hexameter homerisch zu bauen sich erlauben. und erst die erneuerer der elegie in Samos und Alexandreia, (noch nicht ihre unmittelbaren vorgänger) haben an die begründer und meister des stiles angeknüpft. 2) Besonders salopp ist der sophist Euenos von Paros, den doch Platon und Aristoteles gut gekannt haben. er schlieſst einen hexameter mit καὶ δή hinter interpunction (9, 1), sehr häſslich für einen Griechen (Gerhard lect. Apollon. 228), und hat in einer elegie den hexameter τοὺς ξυνετοὺς δ̕ ἄν τις πείσειε τάχιστα λέγων εὖ, der den zweiten preis der abscheulichkeit in der wirklich griechischen poesie beansprucht: der erste gehört unbestritten dem Hesiodos Theog. 319 ἣ δὲ Χίμαιϱαν ἔτικτε πνέουσαν ἀμαιμάκετον πῦϱ. mancher der verse dieses Euenos ist nichts als zufällig der messung nach hexameter bildende prosa. nichts destoweniger war dieser poet noch um 300 vermutlich durch die schule wie Theognis bekannt. vereinzelte verse von ihm sind durch die philosophischen bücher und die auf phi- losophische anregung hin angelegten florilegien fortgepflanzt. in der anthologie steht nichts von ihm; er hat auch schwerlich epigramme gemacht. die epigrammatiker desselben namens sondern sich schon durch die form scharf und sicher von ihm, schwerer von einander.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/414>, abgerufen am 25.11.2024.