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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Der könig. der kriegsherr.
der Acharnischen parasiten überwacht, und diese einen ekteus gerste
nach der ernte (als Thargelia) zu zinsen haben, auch in verbindung mit
der boukolia stehn15), so ahnen wir, wie vielerlei in der instruction
des königs über alte cultverhältnisse zu lernen war, weil die Athener die
früh angeschlossenen landesteile noch unter die oberaufsicht des königs
gestellt hatten. wir sehen einen schimmer von den massnahmen, die
die einheit des demos Athenaion durch die religion bewirkt haben.
wenn wir nur wüssten, ob die culte der Tetrapolis, der Epakria, von
Brauron ohne königliche controlle geblieben sind, so könnten wir die
sichersten und wichtigsten schlüsse ziehen. aber aus dem schweigen
der tradition darf nichts gefolgert werden.

Der kriegsherr, der die dritte stelle unter den oberbeamten hat, kannDer
kriegsherr.

unmöglich jemals lebenslänglich ernannt worden sein, da er doch die
führung im kriege hatte. aus der beute hat einst einer das amtshaus
neu gebaut und nach sich 'Epilykoshaus' benannt, wie in Rom die
curia Hostilia und viele ähnlich erbaute und benannte häuser standen.
der name war wol durch die weihinschrift erhalten. schwerlich ist das amt
älter als die mitte des achten jahrhunderts. der name polemarkhos begegnet
in Boeotien und auf Euboia; er bezeichnet dort die oberbeamten, und es
gibt in den boeotischen städten drei, in Eretria zwei. in jenen, die
niemals könige gehabt haben16), ist für den sacralen und eponymen aber
unpolitischen beamten der name arkhon verwandt; die polemarchen
scheinen die executivbeamten überhaupt in älterer zeit gewesen zu sein.
es dürften sich dort, in Athen und in Eretria die verhältnisse sehr ver-
schieden aus sehr ähnlichen anfängen entwickelt haben. die bedeutung
des athenischen polemarchen ist durch die demokratie ganz besonders
geschmälert. die aufsicht über die landfremde eingesessene bevölkerung,
die ihm blieb, konnte ihn ehedem nicht viel beschäftigen; aber vielleicht
hatte er die judicatur über alle me metekhontes tes politeias. im kriege
stand er an der spitze des ganzen heeres; aber die bürgerschaft war so

15) Athen. VI 234. 235 aus den urkunden, die leider schwer entstellt sind. in
den fassungen, die den grammatikern allein zugänglich waren, sind sie nicht älter
als die demokratie, aber sie zeugen selbst für das höhere alter der institutionen.
wie recht ich habe, thesmion en Pallenidos für Themison en Pallenidi zu schreiben,
hat Aristoteles gelehrt 16, 10 thesmia tade Athenaiois (so richtig von Kontos er-
gänzt) kata ta patria: so richtig wir, denn thesmia kai patria ist falsch und
widersinnig, einerlei ob es überliefert ist.
16) Die könige der einzelnen orte gehen immer die vorboeotische bevölkerung
an, deshalb finden wir sie in verhältnismässig junge zeit nur in Plataiai herab-
geführt, wo diese am längsten widerstand geleistet hat.

Der könig. der kriegsherr.
der Acharnischen parasiten überwacht, und diese einen ἑκτεύς gerste
nach der ernte (als Thargelia) zu zinsen haben, auch in verbindung mit
der βουκολία stehn15), so ahnen wir, wie vielerlei in der instruction
des königs über alte cultverhältnisse zu lernen war, weil die Athener die
früh angeschlossenen landesteile noch unter die oberaufsicht des königs
gestellt hatten. wir sehen einen schimmer von den maſsnahmen, die
die einheit des δῆμος Ἀϑηναίων durch die religion bewirkt haben.
wenn wir nur wüſsten, ob die culte der Tetrapolis, der Epakria, von
Brauron ohne königliche controlle geblieben sind, so könnten wir die
sichersten und wichtigsten schlüsse ziehen. aber aus dem schweigen
der tradition darf nichts gefolgert werden.

Der kriegsherr, der die dritte stelle unter den oberbeamten hat, kannDer
kriegsherr.

unmöglich jemals lebenslänglich ernannt worden sein, da er doch die
führung im kriege hatte. aus der beute hat einst einer das amtshaus
neu gebaut und nach sich ‘Epilykoshaus’ benannt, wie in Rom die
curia Hostilia und viele ähnlich erbaute und benannte häuser standen.
der name war wol durch die weihinschrift erhalten. schwerlich ist das amt
älter als die mitte des achten jahrhunderts. der name πολέμαϱχος begegnet
in Boeotien und auf Euboia; er bezeichnet dort die oberbeamten, und es
gibt in den boeotischen städten drei, in Eretria zwei. in jenen, die
niemals könige gehabt haben16), ist für den sacralen und eponymen aber
unpolitischen beamten der name ἄϱχων verwandt; die polemarchen
scheinen die executivbeamten überhaupt in älterer zeit gewesen zu sein.
es dürften sich dort, in Athen und in Eretria die verhältnisse sehr ver-
schieden aus sehr ähnlichen anfängen entwickelt haben. die bedeutung
des athenischen polemarchen ist durch die demokratie ganz besonders
geschmälert. die aufsicht über die landfremde eingesessene bevölkerung,
die ihm blieb, konnte ihn ehedem nicht viel beschäftigen; aber vielleicht
hatte er die judicatur über alle μὴ μετέχοντες τῆς πολιτείας. im kriege
stand er an der spitze des ganzen heeres; aber die bürgerschaft war so

15) Athen. VI 234. 235 aus den urkunden, die leider schwer entstellt sind. in
den fassungen, die den grammatikern allein zugänglich waren, sind sie nicht älter
als die demokratie, aber sie zeugen selbst für das höhere alter der institutionen.
wie recht ich habe, ϑέσμιον ἐν Παλληνίδος für Θεμίσων ἐν Παλληνίδι zu schreiben,
hat Aristoteles gelehrt 16, 10 ϑέσμια τάδε Ἀϑηναίοις (so richtig von Kontos er-
gänzt) κατὰ τὰ πάτϱια: so richtig wir, denn ϑέσμια καὶ πάτϱια ist falsch und
widersinnig, einerlei ob es überliefert ist.
16) Die könige der einzelnen orte gehen immer die vorboeotische bevölkerung
an, deshalb finden wir sie in verhältnismäſsig junge zeit nur in Plataiai herab-
geführt, wo diese am längsten widerstand geleistet hat.
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[43/0053] Der könig. der kriegsherr. der Acharnischen parasiten überwacht, und diese einen ἑκτεύς gerste nach der ernte (als Thargelia) zu zinsen haben, auch in verbindung mit der βουκολία stehn 15), so ahnen wir, wie vielerlei in der instruction des königs über alte cultverhältnisse zu lernen war, weil die Athener die früh angeschlossenen landesteile noch unter die oberaufsicht des königs gestellt hatten. wir sehen einen schimmer von den maſsnahmen, die die einheit des δῆμος Ἀϑηναίων durch die religion bewirkt haben. wenn wir nur wüſsten, ob die culte der Tetrapolis, der Epakria, von Brauron ohne königliche controlle geblieben sind, so könnten wir die sichersten und wichtigsten schlüsse ziehen. aber aus dem schweigen der tradition darf nichts gefolgert werden. Der kriegsherr, der die dritte stelle unter den oberbeamten hat, kann unmöglich jemals lebenslänglich ernannt worden sein, da er doch die führung im kriege hatte. aus der beute hat einst einer das amtshaus neu gebaut und nach sich ‘Epilykoshaus’ benannt, wie in Rom die curia Hostilia und viele ähnlich erbaute und benannte häuser standen. der name war wol durch die weihinschrift erhalten. schwerlich ist das amt älter als die mitte des achten jahrhunderts. der name πολέμαϱχος begegnet in Boeotien und auf Euboia; er bezeichnet dort die oberbeamten, und es gibt in den boeotischen städten drei, in Eretria zwei. in jenen, die niemals könige gehabt haben 16), ist für den sacralen und eponymen aber unpolitischen beamten der name ἄϱχων verwandt; die polemarchen scheinen die executivbeamten überhaupt in älterer zeit gewesen zu sein. es dürften sich dort, in Athen und in Eretria die verhältnisse sehr ver- schieden aus sehr ähnlichen anfängen entwickelt haben. die bedeutung des athenischen polemarchen ist durch die demokratie ganz besonders geschmälert. die aufsicht über die landfremde eingesessene bevölkerung, die ihm blieb, konnte ihn ehedem nicht viel beschäftigen; aber vielleicht hatte er die judicatur über alle μὴ μετέχοντες τῆς πολιτείας. im kriege stand er an der spitze des ganzen heeres; aber die bürgerschaft war so Der kriegsherr. 15) Athen. VI 234. 235 aus den urkunden, die leider schwer entstellt sind. in den fassungen, die den grammatikern allein zugänglich waren, sind sie nicht älter als die demokratie, aber sie zeugen selbst für das höhere alter der institutionen. wie recht ich habe, ϑέσμιον ἐν Παλληνίδος für Θεμίσων ἐν Παλληνίδι zu schreiben, hat Aristoteles gelehrt 16, 10 ϑέσμια τάδε Ἀϑηναίοις (so richtig von Kontos er- gänzt) κατὰ τὰ πάτϱια: so richtig wir, denn ϑέσμια καὶ πάτϱια ist falsch und widersinnig, einerlei ob es überliefert ist. 16) Die könige der einzelnen orte gehen immer die vorboeotische bevölkerung an, deshalb finden wir sie in verhältnismäſsig junge zeit nur in Plataiai herab- geführt, wo diese am längsten widerstand geleistet hat.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/53>, abgerufen am 28.11.2024.