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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Didymos.
den Troerinnen 80) erkennen, und obwol die anhaltspunkte schwach sind,
darf man wol dem allgemeinen eindruck folgen und den grundstock der
scholien zu diesem drama, wie auch den der noch dürftigeren zur Hekabe
für Didymos in anspruch nehmen 81). daran ist bei der Medeia nicht zu

dabei steht Didumos memphetai toutois. 362 ebenso und wieder wird Didymos ge-
nannt. 885 führt sich Orestes mit motiven ein, die Euripides allerdings erfunden
hat: Didumos de phesi pseude tauta einai kai apista. 1077 tadelt Didymos, recht
kleinlich, einen ausdruck, den er für eine schlechte nachahmung Homers hält. danach
wird man ihm auch 616 den tadel zutrauen, wo in dem vorwurf oude trotheis elthes
ek Troias ein para ten istorian gefunden wird, weil Menelaos von Pandaros ge-
schossen ist; es folgen zwei luseis, die eine auf dem misverstandenen aristarcheischen
unterschiede von titroskein (outazein) und ballein beruhend. 1241 wird genau notirt,
in wie weit die von Euripides gegebene sagenform bei Pherekydes bestätigung findet,
der rest wird gescholten diepseustai. man wird soweit mit sicherheit gehen dürfen,
den tadler überall in Didymos zu finden, den also sein gegner phaulos upomne-
matisamenos nennt, zumal der tadel mit der hypothesis in harmonie ist. aber man
möchte weiter gehen. 733 wird als katasukophantein ton Euripiden abgewiesen,
dass einige hier (wie auch 445, wo wieder die hypothesis in ihren verlornen didas-
kalischen teilen benutzt ist) an tendenziöse beziehungen auf die zeitgeschichte dachten.
die eniai scheinen doch dieselben mit den phaulos upomnematisamenoi, d. h. Didymos.
und ferner wird das para ten istorian, wie 885 und 1077 von Didymos, auch 24,
224 aufgeworfen, und die befolgte sagenform öfter belegt, darunter 18 mit tadel der
neoteroi, und die verwandtschaft mit schol. Pind. Nem. 3, 81 ist hier deutlich, und
796 wird andererseits benutzung des Pindar angenommen (vgl. oben s. 25). das
alles möchte man einem zuschreiben, und das wäre dann Didymos: aber die conse-
quenzen dieses schlusses scheinen zur zeit noch zu gross, als dass das fundament
sie trüge: denn dann würde er der sein, welcher das mythographische in diese
scholien gebracht hat. obwol ich das glaube, habe ich im text die frage ganz offen
gelassen.
80) Genannt ist Didymos nur für die richtige erklärung eines katachrestisch
gebrauchten wortes (1079, auch bei Hesych erhalten). man ist gewöhnt auch noch
eine zweite (1175) auf ihn zurückzuführen, weil viele lexikographen sich mit ihr
berühren (Ael. Dionys bei Eust. 907, 40 Phot. Hes. kepos, schol. Thuk. II 62 u. a. m.):
jedenfalls spricht die alte gelehrsamkeit dafür, da selbst Eratosthenes citirt wird, der
den Euripidesvers in seinem buche über die komödie besprochen hatte. auch 1176 ist
in wahrheit sehr gelehrt und geht auf Apollodor zurück (Athen. II 66). die tadelnde
kritik ist aber genau dieselbe wie in der Andromache, und es sind noch viel mehr
bemerkungen erhalten, 1, 14, 31, 36, 209, 448, 630, 906, 943, 975, 1010, 1049, 1057, 1129,
und da hierin die sitte des Euripides öfter notirt wird, so darf man auch stellen
wie 628, 989 dahin ziehen, wo sprachliche lieblingswendungen von ihm angemerkt
werden. überhaupt sind diese scholien besonders einheitlich: was nicht paraphrase
ist, scheint einem zu gehören. auch die mythographischen dinge, so weit sie nicht
in den schon berührten scholien stehen, berühren sich mit Andromache und Hekabe;
doch das liegt vielleicht lediglich am stoffe.
81) Genannt wird Didymos viermal für kritisch exegetisches 13, 736, 847, wo

Didymos.
den Troerinnen 80) erkennen, und obwol die anhaltspunkte schwach sind,
darf man wol dem allgemeinen eindruck folgen und den grundstock der
scholien zu diesem drama, wie auch den der noch dürftigeren zur Hekabe
für Didymos in anspruch nehmen 81). daran ist bei der Medeia nicht zu

dabei steht Δίδυμος μέμφεται τούτοις. 362 ebenso und wieder wird Didymos ge-
nannt. 885 führt sich Orestes mit motiven ein, die Euripides allerdings erfunden
hat: Δίδυμος δέ φησι ψευδῆ ταῦτα εἶναι καὶ ἄπιστα. 1077 tadelt Didymos, recht
kleinlich, einen ausdruck, den er für eine schlechte nachahmung Homers hält. danach
wird man ihm auch 616 den tadel zutrauen, wo in dem vorwurf οὐδὲ τρωϑεὶς ἦλϑες
ἐκ Τροίας ein παρὰ τὴν ἱστορίαν gefunden wird, weil Menelaos von Pandaros ge-
schossen ist; es folgen zwei λύσεις, die eine auf dem misverstandenen aristarcheischen
unterschiede von τιτρώσκειν (οὐτάζειν) und βάλλειν beruhend. 1241 wird genau notirt,
in wie weit die von Euripides gegebene sagenform bei Pherekydes bestätigung findet,
der rest wird gescholten διέψευσται. man wird soweit mit sicherheit gehen dürfen,
den tadler überall in Didymos zu finden, den also sein gegner φαύλως ὑπομνη-
ματισάμενος nennt, zumal der tadel mit der hypothesis in harmonie ist. aber man
möchte weiter gehen. 733 wird als κατασυκοφαντεῖν τὸν Εὐριπίδην abgewiesen,
daſs einige hier (wie auch 445, wo wieder die hypothesis in ihren verlornen didas-
kalischen teilen benutzt ist) an tendenziöse beziehungen auf die zeitgeschichte dachten.
die ἔνιαι scheinen doch dieselben mit den φαύλως ὑπομνηματισάμενοι, d. h. Didymos.
und ferner wird das παρὰ τὴν ἱστορίαν, wie 885 und 1077 von Didymos, auch 24,
224 aufgeworfen, und die befolgte sagenform öfter belegt, darunter 18 mit tadel der
νεώτεροι, und die verwandtschaft mit schol. Pind. Nem. 3, 81 ist hier deutlich, und
796 wird andererseits benutzung des Pindar angenommen (vgl. oben s. 25). das
alles möchte man einem zuschreiben, und das wäre dann Didymos: aber die conse-
quenzen dieses schlusses scheinen zur zeit noch zu groſs, als daſs das fundament
sie trüge: denn dann würde er der sein, welcher das mythographische in diese
scholien gebracht hat. obwol ich das glaube, habe ich im text die frage ganz offen
gelassen.
80) Genannt ist Didymos nur für die richtige erklärung eines katachrestisch
gebrauchten wortes (1079, auch bei Hesych erhalten). man ist gewöhnt auch noch
eine zweite (1175) auf ihn zurückzuführen, weil viele lexikographen sich mit ihr
berühren (Ael. Dionys bei Eust. 907, 40 Phot. Hes. κῆπος, schol. Thuk. II 62 u. a. m.):
jedenfalls spricht die alte gelehrsamkeit dafür, da selbst Eratosthenes citirt wird, der
den Euripidesvers in seinem buche über die komödie besprochen hatte. auch 1176 ist
in wahrheit sehr gelehrt und geht auf Apollodor zurück (Athen. II 66). die tadelnde
kritik ist aber genau dieselbe wie in der Andromache, und es sind noch viel mehr
bemerkungen erhalten, 1, 14, 31, 36, 209, 448, 630, 906, 943, 975, 1010, 1049, 1057, 1129,
und da hierin die sitte des Euripides öfter notirt wird, so darf man auch stellen
wie 628, 989 dahin ziehen, wo sprachliche lieblingswendungen von ihm angemerkt
werden. überhaupt sind diese scholien besonders einheitlich: was nicht paraphrase
ist, scheint einem zu gehören. auch die mythographischen dinge, so weit sie nicht
in den schon berührten scholien stehen, berühren sich mit Andromache und Hekabe;
doch das liegt vielleicht lediglich am stoffe.
81) Genannt wird Didymos viermal für kritisch exegetisches 13, 736, 847, wo
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[159/0179] Didymos. den Troerinnen 80) erkennen, und obwol die anhaltspunkte schwach sind, darf man wol dem allgemeinen eindruck folgen und den grundstock der scholien zu diesem drama, wie auch den der noch dürftigeren zur Hekabe für Didymos in anspruch nehmen 81). daran ist bei der Medeia nicht zu 79) 80) Genannt ist Didymos nur für die richtige erklärung eines katachrestisch gebrauchten wortes (1079, auch bei Hesych erhalten). man ist gewöhnt auch noch eine zweite (1175) auf ihn zurückzuführen, weil viele lexikographen sich mit ihr berühren (Ael. Dionys bei Eust. 907, 40 Phot. Hes. κῆπος, schol. Thuk. II 62 u. a. m.): jedenfalls spricht die alte gelehrsamkeit dafür, da selbst Eratosthenes citirt wird, der den Euripidesvers in seinem buche über die komödie besprochen hatte. auch 1176 ist in wahrheit sehr gelehrt und geht auf Apollodor zurück (Athen. II 66). die tadelnde kritik ist aber genau dieselbe wie in der Andromache, und es sind noch viel mehr bemerkungen erhalten, 1, 14, 31, 36, 209, 448, 630, 906, 943, 975, 1010, 1049, 1057, 1129, und da hierin die sitte des Euripides öfter notirt wird, so darf man auch stellen wie 628, 989 dahin ziehen, wo sprachliche lieblingswendungen von ihm angemerkt werden. überhaupt sind diese scholien besonders einheitlich: was nicht paraphrase ist, scheint einem zu gehören. auch die mythographischen dinge, so weit sie nicht in den schon berührten scholien stehen, berühren sich mit Andromache und Hekabe; doch das liegt vielleicht lediglich am stoffe. 81) Genannt wird Didymos viermal für kritisch exegetisches 13, 736, 847, wo 79) dabei steht Δίδυμος μέμφεται τούτοις. 362 ebenso und wieder wird Didymos ge- nannt. 885 führt sich Orestes mit motiven ein, die Euripides allerdings erfunden hat: Δίδυμος δέ φησι ψευδῆ ταῦτα εἶναι καὶ ἄπιστα. 1077 tadelt Didymos, recht kleinlich, einen ausdruck, den er für eine schlechte nachahmung Homers hält. danach wird man ihm auch 616 den tadel zutrauen, wo in dem vorwurf οὐδὲ τρωϑεὶς ἦλϑες ἐκ Τροίας ein παρὰ τὴν ἱστορίαν gefunden wird, weil Menelaos von Pandaros ge- schossen ist; es folgen zwei λύσεις, die eine auf dem misverstandenen aristarcheischen unterschiede von τιτρώσκειν (οὐτάζειν) und βάλλειν beruhend. 1241 wird genau notirt, in wie weit die von Euripides gegebene sagenform bei Pherekydes bestätigung findet, der rest wird gescholten διέψευσται. man wird soweit mit sicherheit gehen dürfen, den tadler überall in Didymos zu finden, den also sein gegner φαύλως ὑπομνη- ματισάμενος nennt, zumal der tadel mit der hypothesis in harmonie ist. aber man möchte weiter gehen. 733 wird als κατασυκοφαντεῖν τὸν Εὐριπίδην abgewiesen, daſs einige hier (wie auch 445, wo wieder die hypothesis in ihren verlornen didas- kalischen teilen benutzt ist) an tendenziöse beziehungen auf die zeitgeschichte dachten. die ἔνιαι scheinen doch dieselben mit den φαύλως ὑπομνηματισάμενοι, d. h. Didymos. und ferner wird das παρὰ τὴν ἱστορίαν, wie 885 und 1077 von Didymos, auch 24, 224 aufgeworfen, und die befolgte sagenform öfter belegt, darunter 18 mit tadel der νεώτεροι, und die verwandtschaft mit schol. Pind. Nem. 3, 81 ist hier deutlich, und 796 wird andererseits benutzung des Pindar angenommen (vgl. oben s. 25). das alles möchte man einem zuschreiben, und das wäre dann Didymos: aber die conse- quenzen dieses schlusses scheinen zur zeit noch zu groſs, als daſs das fundament sie trüge: denn dann würde er der sein, welcher das mythographische in diese scholien gebracht hat. obwol ich das glaube, habe ich im text die frage ganz offen gelassen.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/179>, abgerufen am 21.11.2024.