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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Der Euripidestext; handschriften der auswahl. reste der gesammtausgabe.
sehr viel nutzbares entgeht, was die conjectur doch nur zum teil er-
setzen kann.

Aber dieser text, obwol für die meisten dramen reicher als derReste der
gesammt-
ausgabe.

sophokleische, und gerade weil er minder einheitlich ist, mehr chancen
für die gewinnung des echten bietend, würde doch noch recht mangel-
haft sein und namentlich dem Euripidestexte nicht die exemplificatorische
bedeutung geben, die ihm tatsächlich zukommt. das leistet erst der hin-
zutritt einer zwar jung scheinenden, in wahrheit schon im altertum ab-
gezweigten anderen überlieferung, welche wahrhaft überraschende be-
lehrung gewährt. der Laurentianus 32, 2 (C) 172), geschrieben in den ersten
decennien des 14. jahrhunderts, enthält ausser Sophokles, den drei ersten
dramen des Aischylos und den Erga des Hesiodos (diesen mit scholien),
18 dramen des Euripides, geschrieben in anderer abfolge, aber durch
vorgesetzte ziffern als ursprünglich folgende ordnung bezeichnend, Hekabe
Orestes Phoenissen Hippolytos Medeia Alkestis Andromache Rhesos Bakchen
Helene Elektra Herakles Herakleiden Kyklops Ion Hiketiden Iphigeneia in
Taurien und in Aulis. die ziffer th' der Bakchen ist aber auf einer grossen
rasur geschrieben, und hier sitzt ein fehler: offenbar stiess der schreiber
an, als er i' setzen sollte, weil die zahl nicht stimmte, er änderte also
hier und zog nachher immer eine stelle ab. in wahrheit müssen zwischen
Rhesos und Bakchen die Troerinnen eintreten. da haben wir zwei reihen
von dramen; die eine, geordnet nach dem alphabet mit einer ausnahme, ent-
hält die bisher nicht erwähnten stücke, die andere gibt die alte reihenfolge
der commentirten. zwischen beiden reihen stehen die Bakchen; zufällig
könnten sie nach vorn wie nach hinten gerechnet werden, doch gehören
sie unzweifelhaft an den schluss der commentirten, sind also in jener reihe
zufällig nur sonst nicht mehr erhalten, wie sie denn hier auch nur ver-
stümmelt stehen 173). vollständig, so weit sie überhaupt sind, enthält sie

172) G. Vitelli hat in den Pubblicazioni del R. istituto di studi superiori 1877
eine photographie der seiten dieser handschrift veröffentlicht, welche die Iphig. Aul.
enthalten: reicht sie auch nicht für die constatirung der ersten hand aus, so ist sie
doch äusserst belehrend.
173) Die Bakchen hat Clemens von Alexandrien selbst gelesen, das zeigt eine
rhetorisch prächtige partie am schlusse des protreptikos (92 P); auch Nonnos hat
aus ihnen das Pentheusabenteuer genommen (45. 46). scholien zu ihnen scheinen
von Cyrill benutzt zu sein. die hypothesis mit dem namen des Aristophanes ist
erhalten. Apsines besass sie offenbar mit den Troerinnen in einem bande, wie die
ordnung sie stellt, denn er schreibt jene I 394 Sp., die Bakchen p. 399, wie man
glauben möchte, aus eigener lecture aus: allerdings citirt er auch Iph. Aul., p. 403.
neben Troerinnen und Rhesos benutzt sie in Byzantinerzeit der verfertiger des Khristos
paskhon. sie haben in C und P gesonderte überlieferung, und gehen in P auf ein

Der Euripidestext; handschriften der auswahl. reste der gesammtausgabe.
sehr viel nutzbares entgeht, was die conjectur doch nur zum teil er-
setzen kann.

Aber dieser text, obwol für die meisten dramen reicher als derReste der
gesammt-
ausgabe.

sophokleische, und gerade weil er minder einheitlich ist, mehr chancen
für die gewinnung des echten bietend, würde doch noch recht mangel-
haft sein und namentlich dem Euripidestexte nicht die exemplificatorische
bedeutung geben, die ihm tatsächlich zukommt. das leistet erst der hin-
zutritt einer zwar jung scheinenden, in wahrheit schon im altertum ab-
gezweigten anderen überlieferung, welche wahrhaft überraschende be-
lehrung gewährt. der Laurentianus 32, 2 (C) 172), geschrieben in den ersten
decennien des 14. jahrhunderts, enthält auſser Sophokles, den drei ersten
dramen des Aischylos und den Erga des Hesiodos (diesen mit scholien),
18 dramen des Euripides, geschrieben in anderer abfolge, aber durch
vorgesetzte ziffern als ursprünglich folgende ordnung bezeichnend, Hekabe
Orestes Phoenissen Hippolytos Medeia Alkestis Andromache Rhesos Bakchen
Helene Elektra Herakles Herakleiden Kyklops Ion Hiketiden Iphigeneia in
Taurien und in Aulis. die ziffer ϑ' der Bakchen ist aber auf einer groſsen
rasur geschrieben, und hier sitzt ein fehler: offenbar stieſs der schreiber
an, als er ι' setzen sollte, weil die zahl nicht stimmte, er änderte also
hier und zog nachher immer eine stelle ab. in wahrheit müssen zwischen
Rhesos und Bakchen die Troerinnen eintreten. da haben wir zwei reihen
von dramen; die eine, geordnet nach dem alphabet mit einer ausnahme, ent-
hält die bisher nicht erwähnten stücke, die andere gibt die alte reihenfolge
der commentirten. zwischen beiden reihen stehen die Bakchen; zufällig
könnten sie nach vorn wie nach hinten gerechnet werden, doch gehören
sie unzweifelhaft an den schluſs der commentirten, sind also in jener reihe
zufällig nur sonst nicht mehr erhalten, wie sie denn hier auch nur ver-
stümmelt stehen 173). vollständig, so weit sie überhaupt sind, enthält sie

172) G. Vitelli hat in den Pubblicazioni del R. istituto di studi superiori 1877
eine photographie der seiten dieser handschrift veröffentlicht, welche die Iphig. Aul.
enthalten: reicht sie auch nicht für die constatirung der ersten hand aus, so ist sie
doch äuſserst belehrend.
173) Die Bakchen hat Clemens von Alexandrien selbst gelesen, das zeigt eine
rhetorisch prächtige partie am schlusse des protreptikos (92 P); auch Nonnos hat
aus ihnen das Pentheusabenteuer genommen (45. 46). scholien zu ihnen scheinen
von Cyrill benutzt zu sein. die hypothesis mit dem namen des Aristophanes ist
erhalten. Apsines besaſs sie offenbar mit den Troerinnen in einem bande, wie die
ordnung sie stellt, denn er schreibt jene I 394 Sp., die Bakchen p. 399, wie man
glauben möchte, aus eigener lecture aus: allerdings citirt er auch Iph. Aul., p. 403.
neben Troerinnen und Rhesos benutzt sie in Byzantinerzeit der verfertiger des Χριστὸς
πάσχων. sie haben in C und P gesonderte überlieferung, und gehen in P auf ein
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[207/0227] Der Euripidestext; handschriften der auswahl. reste der gesammtausgabe. sehr viel nutzbares entgeht, was die conjectur doch nur zum teil er- setzen kann. Aber dieser text, obwol für die meisten dramen reicher als der sophokleische, und gerade weil er minder einheitlich ist, mehr chancen für die gewinnung des echten bietend, würde doch noch recht mangel- haft sein und namentlich dem Euripidestexte nicht die exemplificatorische bedeutung geben, die ihm tatsächlich zukommt. das leistet erst der hin- zutritt einer zwar jung scheinenden, in wahrheit schon im altertum ab- gezweigten anderen überlieferung, welche wahrhaft überraschende be- lehrung gewährt. der Laurentianus 32, 2 (C) 172), geschrieben in den ersten decennien des 14. jahrhunderts, enthält auſser Sophokles, den drei ersten dramen des Aischylos und den Erga des Hesiodos (diesen mit scholien), 18 dramen des Euripides, geschrieben in anderer abfolge, aber durch vorgesetzte ziffern als ursprünglich folgende ordnung bezeichnend, Hekabe Orestes Phoenissen Hippolytos Medeia Alkestis Andromache Rhesos Bakchen Helene Elektra Herakles Herakleiden Kyklops Ion Hiketiden Iphigeneia in Taurien und in Aulis. die ziffer ϑ' der Bakchen ist aber auf einer groſsen rasur geschrieben, und hier sitzt ein fehler: offenbar stieſs der schreiber an, als er ι' setzen sollte, weil die zahl nicht stimmte, er änderte also hier und zog nachher immer eine stelle ab. in wahrheit müssen zwischen Rhesos und Bakchen die Troerinnen eintreten. da haben wir zwei reihen von dramen; die eine, geordnet nach dem alphabet mit einer ausnahme, ent- hält die bisher nicht erwähnten stücke, die andere gibt die alte reihenfolge der commentirten. zwischen beiden reihen stehen die Bakchen; zufällig könnten sie nach vorn wie nach hinten gerechnet werden, doch gehören sie unzweifelhaft an den schluſs der commentirten, sind also in jener reihe zufällig nur sonst nicht mehr erhalten, wie sie denn hier auch nur ver- stümmelt stehen 173). vollständig, so weit sie überhaupt sind, enthält sie Reste der gesammt- ausgabe. 172) G. Vitelli hat in den Pubblicazioni del R. istituto di studi superiori 1877 eine photographie der seiten dieser handschrift veröffentlicht, welche die Iphig. Aul. enthalten: reicht sie auch nicht für die constatirung der ersten hand aus, so ist sie doch äuſserst belehrend. 173) Die Bakchen hat Clemens von Alexandrien selbst gelesen, das zeigt eine rhetorisch prächtige partie am schlusse des protreptikos (92 P); auch Nonnos hat aus ihnen das Pentheusabenteuer genommen (45. 46). scholien zu ihnen scheinen von Cyrill benutzt zu sein. die hypothesis mit dem namen des Aristophanes ist erhalten. Apsines besaſs sie offenbar mit den Troerinnen in einem bande, wie die ordnung sie stellt, denn er schreibt jene I 394 Sp., die Bakchen p. 399, wie man glauben möchte, aus eigener lecture aus: allerdings citirt er auch Iph. Aul., p. 403. neben Troerinnen und Rhesos benutzt sie in Byzantinerzeit der verfertiger des Χριστὸς πάσχων. sie haben in C und P gesonderte überlieferung, und gehen in P auf ein

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/227>, abgerufen am 25.11.2024.