Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.Der Herakles der sage. lingen allmählich gelungen, bis an den Alpheios, ja bis an die Nedaüberzugreifen, aber stammfremd im Peloponnes sind sie immer geblieben und erst im 5. jahrhundert zu städtischer siedelung übergegangen, auch da noch unvollkommen. Denn alle bisher aufgezählten völker haben niemals vermocht, die und Thessaler. Diesen stämmen, die man zu einer einheit zusammenfassen darf, 8) Noch im peloponnesischen kriege ist die entscheidende behörde eine ver-
einigung von tessares boulai (Thuk. V 38); das nähere ist unbekannt. später hat Der Herakles der sage. lingen allmählich gelungen, bis an den Alpheios, ja bis an die Nedaüberzugreifen, aber stammfremd im Peloponnes sind sie immer geblieben und erst im 5. jahrhundert zu städtischer siedelung übergegangen, auch da noch unvollkommen. Denn alle bisher aufgezählten völker haben niemals vermocht, die und Thessaler. Diesen stämmen, die man zu einer einheit zusammenfassen darf, 8) Noch im peloponnesischen kriege ist die entscheidende behörde eine ver-
einigung von τέσσαρες βουλαί (Thuk. V 38); das nähere ist unbekannt. später hat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0284" n="264"/><fw place="top" type="header">Der Herakles der sage.</fw><lb/> lingen allmählich gelungen, bis an den Alpheios, ja bis an die Neda<lb/> überzugreifen, aber stammfremd im Peloponnes sind sie immer geblieben<lb/> und erst im 5. jahrhundert zu städtischer siedelung übergegangen, auch<lb/> da noch unvollkommen.</p><lb/> <p>Denn alle bisher aufgezählten völker haben niemals vermocht, die<lb/> hellenische cultur voll in sich aufzunehmen, wie ihnen denn die helle-<lb/> nische politie innerlich fremd geblieben ist. sie haben die hellenische<lb/> entwickelung lediglich gehemmt, und sind doch selbst eben durch diese an<lb/> der entfaltung ihrer eigenen art verhindert worden. nur die Makedonen,<lb/> die eben nicht auf hellenischem untergrunde saſsen, sind im 4. jahrhundert<lb/> zu positivem schaffen auch für das Hellenentum berufen worden, doch<lb/> selbst sie um den preis, auf ihr volkstum zu verzichten.</p><lb/> <note place="left">Boeoter<lb/> und<lb/> Thessaler.</note> <p>Diesen stämmen, die man zu einer einheit zusammenfassen darf,<lb/> doch nicht ohne sich einzugestehen, daſs vielleicht nur im gegensatze zu<lb/> den andern diese einheit liegt, stehen die gegenüber, welche sich aus<lb/> der mitte der halbinsel nach süden und osten wandten, und sie gehören,<lb/> trotz allen unterschieden, auch positiv zusammen. der vortrab waren die<lb/> Boeoter, die wir zuerst im südlichen Thessalien antreffen, offenbar schon<lb/> gedrängt von ihren brüdern, den Thessalern, welche dann dieser alt-<lb/> hellenischen, hochgesegneten und hochcivilisirten landschaft den namen<lb/> gaben, die civilisation aber so gut wie ganz vernichteten. sie behaupteten<lb/> selbst nur die herrschaft sowol in den ebenen wie über das perrhaebische<lb/> und magnetische bergland, als ein üppiger herrenstand, während die<lb/> alten bewohner in den bergen unvermischt und über das ganze land hin<lb/> als knechte und hörige weiter arbeiteten, die reste ihrer verkümmerten<lb/> cultur und zuletzt sogar ihre aeolische sprache den bedrückern mitteilend.<lb/> reiner in der sprache hielten sich die Boeoter in dem lande, welches<lb/> sie benennen, nachdem sie es in harten kämpfen von Koroneia und Theben<lb/> um sich greifend sehr allmählich erworben haben, eine bewegung, welche<lb/> bis in das 6. jahrhundert herabreicht und eigentlich erst in den kämpfen<lb/> um Oropos und Plataiai ein ende findet. aber die Boeoter sind inner-<lb/> lich viel tiefer hellenisirt als die Thessaler, und auch viel rascher zu der<lb/> hellenischen städtischen politie übergegangen. diese war auch diesen<lb/> einwanderern von haus aus fremd, aber über die zersplitterung, in welcher<lb/> die westlichen völker so lange beharrten, waren sie doch schon bei der<lb/> einwanderung hinaus. die Thessaler waren sicher, die Boeoter wahr-<lb/> scheinlich<note xml:id="note-0284" next="#note-0285" place="foot" n="8)">Noch im peloponnesischen kriege ist die entscheidende behörde eine ver-<lb/> einigung von τέσσαρες βουλαί (Thuk. V 38); das nähere ist unbekannt. später hat</note>, wie die Kelten in tetrarchien gegliedert, die sich im notfalle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [264/0284]
Der Herakles der sage.
lingen allmählich gelungen, bis an den Alpheios, ja bis an die Neda
überzugreifen, aber stammfremd im Peloponnes sind sie immer geblieben
und erst im 5. jahrhundert zu städtischer siedelung übergegangen, auch
da noch unvollkommen.
Denn alle bisher aufgezählten völker haben niemals vermocht, die
hellenische cultur voll in sich aufzunehmen, wie ihnen denn die helle-
nische politie innerlich fremd geblieben ist. sie haben die hellenische
entwickelung lediglich gehemmt, und sind doch selbst eben durch diese an
der entfaltung ihrer eigenen art verhindert worden. nur die Makedonen,
die eben nicht auf hellenischem untergrunde saſsen, sind im 4. jahrhundert
zu positivem schaffen auch für das Hellenentum berufen worden, doch
selbst sie um den preis, auf ihr volkstum zu verzichten.
Diesen stämmen, die man zu einer einheit zusammenfassen darf,
doch nicht ohne sich einzugestehen, daſs vielleicht nur im gegensatze zu
den andern diese einheit liegt, stehen die gegenüber, welche sich aus
der mitte der halbinsel nach süden und osten wandten, und sie gehören,
trotz allen unterschieden, auch positiv zusammen. der vortrab waren die
Boeoter, die wir zuerst im südlichen Thessalien antreffen, offenbar schon
gedrängt von ihren brüdern, den Thessalern, welche dann dieser alt-
hellenischen, hochgesegneten und hochcivilisirten landschaft den namen
gaben, die civilisation aber so gut wie ganz vernichteten. sie behaupteten
selbst nur die herrschaft sowol in den ebenen wie über das perrhaebische
und magnetische bergland, als ein üppiger herrenstand, während die
alten bewohner in den bergen unvermischt und über das ganze land hin
als knechte und hörige weiter arbeiteten, die reste ihrer verkümmerten
cultur und zuletzt sogar ihre aeolische sprache den bedrückern mitteilend.
reiner in der sprache hielten sich die Boeoter in dem lande, welches
sie benennen, nachdem sie es in harten kämpfen von Koroneia und Theben
um sich greifend sehr allmählich erworben haben, eine bewegung, welche
bis in das 6. jahrhundert herabreicht und eigentlich erst in den kämpfen
um Oropos und Plataiai ein ende findet. aber die Boeoter sind inner-
lich viel tiefer hellenisirt als die Thessaler, und auch viel rascher zu der
hellenischen städtischen politie übergegangen. diese war auch diesen
einwanderern von haus aus fremd, aber über die zersplitterung, in welcher
die westlichen völker so lange beharrten, waren sie doch schon bei der
einwanderung hinaus. die Thessaler waren sicher, die Boeoter wahr-
scheinlich 8), wie die Kelten in tetrarchien gegliedert, die sich im notfalle
8) Noch im peloponnesischen kriege ist die entscheidende behörde eine ver-
einigung von τέσσαρες βουλαί (Thuk. V 38); das nähere ist unbekannt. später hat
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