gehalten; aber seine beiden letzten dramen, Philoktet und Oidipus Kol. haben doch auch ein par trochäen. an Euripides setzt dann wie in allem so auch in der rein dialogischen verwendung der trochäen die spätere komödie an.
Von den lyrischen massen ist das dochmische in der tragödie zwar nicht entstanden, aber so viel und gern angewandt, dass seine entwickelung wertvolle chronologische anhaltspunkte bietet. während nämlich die ältere tragödie ausser den legitimen ersatzformen des dochmius neben diesem bakcheen und iamben verwendet, gehen Euripides und Sophokles schon in den zwanziger jahren dazu fort, eine reihe anderer glieder hineinzumischen, welche sich zum teil auf daktyloepitriten zurückführen lassen, aber daneben äusserst charakteristische dem volksliede entstammende formen zeigen, unter denen neben dem Reizianum 23) der enoplios 24) hervorragt. es lässt sich sehr wahrscheinlich machen, dass wirklich alle diese zusätze volkstüm- lichen ursprung haben, und die dichter auf die quelle zurückgegangen sind, aus welcher sowol die vervollkommner der daktyloepitriten (die Chal- kidier) wie die erfinder der keinesweges volkstümlichen dochmien ge- schöpft hatten. da diese spielart der dochmien einen besonderen namen erhalten muss, so mögen sie hiermit enoplische dochmien getauft sein. die beimischung enoplischer glieder fällt gemeiniglich zusammen mit dem aufgeben der responsion, doch nicht immer; sie war schon vorher in dochmischen liedern keineswegs notwendig. ferner aber tritt eine sehr starke, oft vorwiegende beteiligung der schauspieler an dem musikalischen vortrage ein, und zwar geht die lebhaftigkeit der action so weit, dass nicht nur die rhythmischen perioden, sondern sogar die einzelne rhyth- mische reihe sehr oft durch personenwechsel zerrissen wird, was Euri- pides wenigstens im trimeter noch lange (und so im Herakles) vermeidet. das sind zwei an sich verschiedene dinge, die aber deshalb beide in denselben liedern zuerst auftreten, weil die dochmien zu der lebhaften action, welcher sowol die polymetrie wie die zerreissung der verse dient, am geeignetsten schienen. beides geht dann weiter; auch andere masse werden so zerrissen, wovon namentlich die späten sophokleischen stücke Elektra Philoktet Oidipus auf Kolonos belege bieten, und es bildet sich eine wahrhaft potpourriartige vermischung aller möglicher versarten,
reden'. solcher torheiten muss man sich entschlagen: die namen trokhaios und khoreios reden vernehmlich, und Aristoteles (rhet. III 8) geht so weit zu sagen o trokhaios kordakikoteros; deloi de ta tetrametra.
23) Vgl. II s. 235.
24) Vgl. II s. 70.
Äuſsere form.
gehalten; aber seine beiden letzten dramen, Philoktet und Oidipus Kol. haben doch auch ein par trochäen. an Euripides setzt dann wie in allem so auch in der rein dialogischen verwendung der trochäen die spätere komödie an.
Von den lyrischen maſsen ist das dochmische in der tragödie zwar nicht entstanden, aber so viel und gern angewandt, daſs seine entwickelung wertvolle chronologische anhaltspunkte bietet. während nämlich die ältere tragödie auſser den legitimen ersatzformen des dochmius neben diesem bakcheen und iamben verwendet, gehen Euripides und Sophokles schon in den zwanziger jahren dazu fort, eine reihe anderer glieder hineinzumischen, welche sich zum teil auf daktyloepitriten zurückführen lassen, aber daneben äuſserst charakteristische dem volksliede entstammende formen zeigen, unter denen neben dem Reizianum 23) der enoplios 24) hervorragt. es läſst sich sehr wahrscheinlich machen, daſs wirklich alle diese zusätze volkstüm- lichen ursprung haben, und die dichter auf die quelle zurückgegangen sind, aus welcher sowol die vervollkommner der daktyloepitriten (die Chal- kidier) wie die erfinder der keinesweges volkstümlichen dochmien ge- schöpft hatten. da diese spielart der dochmien einen besonderen namen erhalten muſs, so mögen sie hiermit enoplische dochmien getauft sein. die beimischung enoplischer glieder fällt gemeiniglich zusammen mit dem aufgeben der responsion, doch nicht immer; sie war schon vorher in dochmischen liedern keineswegs notwendig. ferner aber tritt eine sehr starke, oft vorwiegende beteiligung der schauspieler an dem musikalischen vortrage ein, und zwar geht die lebhaftigkeit der action so weit, daſs nicht nur die rhythmischen perioden, sondern sogar die einzelne rhyth- mische reihe sehr oft durch personenwechsel zerrissen wird, was Euri- pides wenigstens im trimeter noch lange (und so im Herakles) vermeidet. das sind zwei an sich verschiedene dinge, die aber deshalb beide in denselben liedern zuerst auftreten, weil die dochmien zu der lebhaften action, welcher sowol die polymetrie wie die zerreiſsung der verse dient, am geeignetsten schienen. beides geht dann weiter; auch andere maſse werden so zerrissen, wovon namentlich die späten sophokleischen stücke Elektra Philoktet Oidipus auf Kolonos belege bieten, und es bildet sich eine wahrhaft potpourriartige vermischung aller möglicher versarten,
reden’. solcher torheiten muſs man sich entschlagen: die namen τροχαῖος und χορεῖος reden vernehmlich, und Aristoteles (rhet. III 8) geht so weit zu sagen ὁ τροχαῖος κορδακικώτερος· δηλοῖ δὲ τὰ τετράμετρα.
23) Vgl. II s. 235.
24) Vgl. II s. 70.
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Äuſsere form.
gehalten; aber seine beiden letzten dramen, Philoktet und Oidipus Kol.
haben doch auch ein par trochäen. an Euripides setzt dann wie in
allem so auch in der rein dialogischen verwendung der trochäen die spätere
komödie an.
Von den lyrischen maſsen ist das dochmische in der tragödie zwar
nicht entstanden, aber so viel und gern angewandt, daſs seine entwickelung
wertvolle chronologische anhaltspunkte bietet. während nämlich die ältere
tragödie auſser den legitimen ersatzformen des dochmius neben diesem
bakcheen und iamben verwendet, gehen Euripides und Sophokles schon in
den zwanziger jahren dazu fort, eine reihe anderer glieder hineinzumischen,
welche sich zum teil auf daktyloepitriten zurückführen lassen, aber daneben
äuſserst charakteristische dem volksliede entstammende formen zeigen, unter
denen neben dem Reizianum 23) der enoplios 24) hervorragt. es läſst sich
sehr wahrscheinlich machen, daſs wirklich alle diese zusätze volkstüm-
lichen ursprung haben, und die dichter auf die quelle zurückgegangen
sind, aus welcher sowol die vervollkommner der daktyloepitriten (die Chal-
kidier) wie die erfinder der keinesweges volkstümlichen dochmien ge-
schöpft hatten. da diese spielart der dochmien einen besonderen namen
erhalten muſs, so mögen sie hiermit enoplische dochmien getauft sein.
die beimischung enoplischer glieder fällt gemeiniglich zusammen mit dem
aufgeben der responsion, doch nicht immer; sie war schon vorher in
dochmischen liedern keineswegs notwendig. ferner aber tritt eine sehr
starke, oft vorwiegende beteiligung der schauspieler an dem musikalischen
vortrage ein, und zwar geht die lebhaftigkeit der action so weit, daſs
nicht nur die rhythmischen perioden, sondern sogar die einzelne rhyth-
mische reihe sehr oft durch personenwechsel zerrissen wird, was Euri-
pides wenigstens im trimeter noch lange (und so im Herakles) vermeidet.
das sind zwei an sich verschiedene dinge, die aber deshalb beide in
denselben liedern zuerst auftreten, weil die dochmien zu der lebhaften
action, welcher sowol die polymetrie wie die zerreiſsung der verse dient,
am geeignetsten schienen. beides geht dann weiter; auch andere maſse
werden so zerrissen, wovon namentlich die späten sophokleischen stücke
Elektra Philoktet Oidipus auf Kolonos belege bieten, und es bildet
sich eine wahrhaft potpourriartige vermischung aller möglicher versarten,
22)
23) Vgl. II s. 235.
24) Vgl. II s. 70.
22) reden’. solcher torheiten muſs man sich entschlagen: die namen τροχαῖος und χορεῖος
reden vernehmlich, und Aristoteles (rhet. III 8) geht so weit zu sagen ὁ τροχαῖος
κορδακικώτερος· δηλοῖ δὲ τὰ τετράμετρα.
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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/371>, abgerufen am 24.06.2024.
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