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Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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her, Feuerräder schienen sich unten am Ufer zu drehen; man konnte sie von hier aus wegen der dunkeln Schiffe im Strom, wegen der auf und ab schwimmenden Kähne nur undeutlich erkennen. Plötzlich entflammte sich dann irgend ein bengalisches Licht und warf seine phantastische Farbe über den gekrümmten Strom, die Ufer, die Menschenmassen, die sich in den Böten und am Lande drängten. Die ganze Bevölkerung, Einheimische und Fremde, schien dort unten, wie die Motten ums Licht, versammelt zu sein. Liesbeth und Julius standen nicht weit von Johann Ohlerich's Haus am Bollwerk, neben einer Yacht, die hier vor Anker lag, ganz mit sich allein und wie in den Mantel der Nacht eingehüllt, aus dessen Kapuze sie in den künstlichen Tag hineinstarrten, ohne von den Tageskindern gesehen zu werden.

Wollen wir auch näher gehen? fragte Julius.

Sie schüttelte den Kopf. Eine gewisse Furcht vor den Menschen, vor der Helligkeit schien sie doch zu befallen. Ohne etwas zu sagen, setzte sie sich auf der hölzernen Einfassung des Bollwerks nieder, die sich nur wenig über den Boden erhob. Julius folgte ihr, setzte sich neben sie. Während sie den farbigen Sternen der Raketen nachstarrte, sah er auf ihr Profil, das sich in seiner ganzen scharfen Kühnheit in den Nachthimmel hineinzeichnete, und freute sich, daß sie so friedlich und so romantisch ihm zur Seite saß. Nach einer Weile horchte sie plötzlich auf; ein dumpfes Schüttern in der Luft weckte ihr scharfes Ohr. Es wuchs heran; nun erkannte auch Julius, daß es Räderschlag auf dem Wasser war. Eine dunkle Masse wälzte sich hinter ihnen stromabwärts, oben auf dem Verdeck schwach erhellt. Sie rauschte an ihnen vorbei und dem Landungsplatz zu.

Der Dampfer! sagte Liesbeth vor sich hin.

Johann Ohlerich! dachte Julius, blieb aber still. Es war das letzte Schiff, das heute von Rostock kam, also brachte es Johann Ohlerich zurück. Unwillkürlich nahm der junge Mann eine andere, stolzere, fast drohende Stellung ein, als

her, Feuerräder schienen sich unten am Ufer zu drehen; man konnte sie von hier aus wegen der dunkeln Schiffe im Strom, wegen der auf und ab schwimmenden Kähne nur undeutlich erkennen. Plötzlich entflammte sich dann irgend ein bengalisches Licht und warf seine phantastische Farbe über den gekrümmten Strom, die Ufer, die Menschenmassen, die sich in den Böten und am Lande drängten. Die ganze Bevölkerung, Einheimische und Fremde, schien dort unten, wie die Motten ums Licht, versammelt zu sein. Liesbeth und Julius standen nicht weit von Johann Ohlerich's Haus am Bollwerk, neben einer Yacht, die hier vor Anker lag, ganz mit sich allein und wie in den Mantel der Nacht eingehüllt, aus dessen Kapuze sie in den künstlichen Tag hineinstarrten, ohne von den Tageskindern gesehen zu werden.

Wollen wir auch näher gehen? fragte Julius.

Sie schüttelte den Kopf. Eine gewisse Furcht vor den Menschen, vor der Helligkeit schien sie doch zu befallen. Ohne etwas zu sagen, setzte sie sich auf der hölzernen Einfassung des Bollwerks nieder, die sich nur wenig über den Boden erhob. Julius folgte ihr, setzte sich neben sie. Während sie den farbigen Sternen der Raketen nachstarrte, sah er auf ihr Profil, das sich in seiner ganzen scharfen Kühnheit in den Nachthimmel hineinzeichnete, und freute sich, daß sie so friedlich und so romantisch ihm zur Seite saß. Nach einer Weile horchte sie plötzlich auf; ein dumpfes Schüttern in der Luft weckte ihr scharfes Ohr. Es wuchs heran; nun erkannte auch Julius, daß es Räderschlag auf dem Wasser war. Eine dunkle Masse wälzte sich hinter ihnen stromabwärts, oben auf dem Verdeck schwach erhellt. Sie rauschte an ihnen vorbei und dem Landungsplatz zu.

Der Dampfer! sagte Liesbeth vor sich hin.

Johann Ohlerich! dachte Julius, blieb aber still. Es war das letzte Schiff, das heute von Rostock kam, also brachte es Johann Ohlerich zurück. Unwillkürlich nahm der junge Mann eine andere, stolzere, fast drohende Stellung ein, als

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:21:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:21:33Z)

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Zitationshilfe: Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilbrandt_ohlerich_1910/30>, abgerufen am 21.11.2024.