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Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sie, wie scharf beobachtend Ohlerich's Augen in aller Stille auf ihr und Julius ruhten. Es ward ihr unheimlich zu Muth. Ohlerich! nahm sie endlich das Wort und ward dabei feuerroth: warum bist du die ganze Nacht im Wirthshaus gewesen?

Warum? -- Wenn etwas Besonderes vom Stapel läuft, Liesbeth, so wird allemal der Kiel heiß und fängt an zu brennen: da muß viel Feuchtigkeit aufgegossen werden. Das hab' ich heut Nacht gethan, setzte er lachend hinzu.

Ich versteh' dich nicht! murmelte Liesbeth verwirrt. Ohlerich antwortete nicht. Er nahm den Kaffee und schenkte seinem Gast und sich selber ein. Julius dankte und trank hastig aus. Sein morgenbleiches Gesicht fing wieder an sich zu färben, gleichsam aufzuthauen. Mein Alter wird sich wundern, wenn ich erst heute Morgen nach Hause komme! sagte er mit unwillkürlicher Heiterkeit vor sich hin.

Er wird sich wohl noch ganz anders wundern! brummte Ohlerich leise.

Es war mittlerweile voller sonniger Tag geworden, und auf der Yacht, die ihnen zunächst am Bollwerk lag, entstand Geräusch und Bewegung. Zuerst steckte ein Schiffsjunge seinen Kopf aus der Luke vorn am Bug, neben dem Anker, hervor; dann stieg der Schiffer, ein etwas beleibter, jovial aussehender Mann, aus dem Mittelraum aufs Verdeck und hielt sich die Hand vor die Augen, um nach der Wind- und Sonnenseite zu sehn.

Sieh da, das ist der Schiffer Albrecht, mit dem wir heute Nacht Karten gespielt haben! sagte Julius, der es noch immer vermied, Liesbeth anzublicken.

Ein lustiger Kamerad! bemerkte Ohlerich mit seinem heimlichen Lächeln.

O ja! Er erzählt sehr gute Geschichten; rechte Seemannsschnurren.

Nun, er war auch nicht immer Ostseefahrer; als Matrose ist er zweimal um die Welt gesegelt, erwiderte Ohlerich.

sie, wie scharf beobachtend Ohlerich's Augen in aller Stille auf ihr und Julius ruhten. Es ward ihr unheimlich zu Muth. Ohlerich! nahm sie endlich das Wort und ward dabei feuerroth: warum bist du die ganze Nacht im Wirthshaus gewesen?

Warum? — Wenn etwas Besonderes vom Stapel läuft, Liesbeth, so wird allemal der Kiel heiß und fängt an zu brennen: da muß viel Feuchtigkeit aufgegossen werden. Das hab' ich heut Nacht gethan, setzte er lachend hinzu.

Ich versteh' dich nicht! murmelte Liesbeth verwirrt. Ohlerich antwortete nicht. Er nahm den Kaffee und schenkte seinem Gast und sich selber ein. Julius dankte und trank hastig aus. Sein morgenbleiches Gesicht fing wieder an sich zu färben, gleichsam aufzuthauen. Mein Alter wird sich wundern, wenn ich erst heute Morgen nach Hause komme! sagte er mit unwillkürlicher Heiterkeit vor sich hin.

Er wird sich wohl noch ganz anders wundern! brummte Ohlerich leise.

Es war mittlerweile voller sonniger Tag geworden, und auf der Yacht, die ihnen zunächst am Bollwerk lag, entstand Geräusch und Bewegung. Zuerst steckte ein Schiffsjunge seinen Kopf aus der Luke vorn am Bug, neben dem Anker, hervor; dann stieg der Schiffer, ein etwas beleibter, jovial aussehender Mann, aus dem Mittelraum aufs Verdeck und hielt sich die Hand vor die Augen, um nach der Wind- und Sonnenseite zu sehn.

Sieh da, das ist der Schiffer Albrecht, mit dem wir heute Nacht Karten gespielt haben! sagte Julius, der es noch immer vermied, Liesbeth anzublicken.

Ein lustiger Kamerad! bemerkte Ohlerich mit seinem heimlichen Lächeln.

O ja! Er erzählt sehr gute Geschichten; rechte Seemannsschnurren.

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[0046] sie, wie scharf beobachtend Ohlerich's Augen in aller Stille auf ihr und Julius ruhten. Es ward ihr unheimlich zu Muth. Ohlerich! nahm sie endlich das Wort und ward dabei feuerroth: warum bist du die ganze Nacht im Wirthshaus gewesen? Warum? — Wenn etwas Besonderes vom Stapel läuft, Liesbeth, so wird allemal der Kiel heiß und fängt an zu brennen: da muß viel Feuchtigkeit aufgegossen werden. Das hab' ich heut Nacht gethan, setzte er lachend hinzu. Ich versteh' dich nicht! murmelte Liesbeth verwirrt. Ohlerich antwortete nicht. Er nahm den Kaffee und schenkte seinem Gast und sich selber ein. Julius dankte und trank hastig aus. Sein morgenbleiches Gesicht fing wieder an sich zu färben, gleichsam aufzuthauen. Mein Alter wird sich wundern, wenn ich erst heute Morgen nach Hause komme! sagte er mit unwillkürlicher Heiterkeit vor sich hin. Er wird sich wohl noch ganz anders wundern! brummte Ohlerich leise. Es war mittlerweile voller sonniger Tag geworden, und auf der Yacht, die ihnen zunächst am Bollwerk lag, entstand Geräusch und Bewegung. Zuerst steckte ein Schiffsjunge seinen Kopf aus der Luke vorn am Bug, neben dem Anker, hervor; dann stieg der Schiffer, ein etwas beleibter, jovial aussehender Mann, aus dem Mittelraum aufs Verdeck und hielt sich die Hand vor die Augen, um nach der Wind- und Sonnenseite zu sehn. Sieh da, das ist der Schiffer Albrecht, mit dem wir heute Nacht Karten gespielt haben! sagte Julius, der es noch immer vermied, Liesbeth anzublicken. Ein lustiger Kamerad! bemerkte Ohlerich mit seinem heimlichen Lächeln. O ja! Er erzählt sehr gute Geschichten; rechte Seemannsschnurren. Nun, er war auch nicht immer Ostseefahrer; als Matrose ist er zweimal um die Welt gesegelt, erwiderte Ohlerich.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:21:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:21:33Z)

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Zitationshilfe: Wilbrandt, Adolph: Johann Ohlerich. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 7. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 267–332. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilbrandt_ohlerich_1910/46>, abgerufen am 03.12.2024.