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Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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sobald sie nur wüßte, in welcher Beziehung Louis zu ihrem Vater stand.

Dazu trat ein anderes Element, von dem sie nicht wußte, sollte sie es als einen glücklichen Zufall oder eine drohende Mahnung ansehen. Otto's Interesse für Marie trat mit jedem Tage deutlicher hervor, und das ruhige Mädchen nahm seine Aufmerksamkeit, doch ohne sie zu ermuthigen, aber doch immerhin nicht unfreundlich auf.

Sage mir, sagte ihr Vater eines Tages zu ihr, hat der Marquis noch Ansprüche an Marie?

Wie soll ich das wissen? frug sie dagegen mit einer eigenthümlichen Beklommenheit.

Du am besten.

Ich? rief sie mit einer Überraschung, die gar nicht in ihrer Rolle lag.

Nun ja, du bist ihre Freundin, du warst es wenigstens -- warum siehst du sie denn nicht mehr?

O, seitdem ich verheiratet bin -- sagte Leonie nicht ohne einige Verlegenheit.

Hm, meinte ihr Vater, es wäre mir lieb, darüber im Klaren zu sein. Ich will dem Marquis nicht in den Weg treten, wenn er noch Hoffnung hat; aber Otto interessirt sich lebhaft für das Mädchen, und es wäre mein Wunsch, ihn bald verheirathet zu sehen.

Und da wäre Marie eine gute Partie? forschte lächelnd Leonie.

Das Mädchen scheint mir eine Perle zu sein, ich wußte für Otto kein besseres Glück.

Da gibt es Conflict der Interessen, sachte lachend Graf Hoheneck, meine Frau hat bereits für den Marquis Partei ergriffen.

So? sagte ihr Vater.

Mein Gott, fiel Leonie ein, was thut man nicht, wenn man nichts zu thun hat! Und der arme Junge sah so sentimental aus! Indessen, wenn die Bande des Blutes sprechen, so werde ich wohl für Otto sein.

sobald sie nur wüßte, in welcher Beziehung Louis zu ihrem Vater stand.

Dazu trat ein anderes Element, von dem sie nicht wußte, sollte sie es als einen glücklichen Zufall oder eine drohende Mahnung ansehen. Otto's Interesse für Marie trat mit jedem Tage deutlicher hervor, und das ruhige Mädchen nahm seine Aufmerksamkeit, doch ohne sie zu ermuthigen, aber doch immerhin nicht unfreundlich auf.

Sage mir, sagte ihr Vater eines Tages zu ihr, hat der Marquis noch Ansprüche an Marie?

Wie soll ich das wissen? frug sie dagegen mit einer eigenthümlichen Beklommenheit.

Du am besten.

Ich? rief sie mit einer Überraschung, die gar nicht in ihrer Rolle lag.

Nun ja, du bist ihre Freundin, du warst es wenigstens — warum siehst du sie denn nicht mehr?

O, seitdem ich verheiratet bin — sagte Leonie nicht ohne einige Verlegenheit.

Hm, meinte ihr Vater, es wäre mir lieb, darüber im Klaren zu sein. Ich will dem Marquis nicht in den Weg treten, wenn er noch Hoffnung hat; aber Otto interessirt sich lebhaft für das Mädchen, und es wäre mein Wunsch, ihn bald verheirathet zu sehen.

Und da wäre Marie eine gute Partie? forschte lächelnd Leonie.

Das Mädchen scheint mir eine Perle zu sein, ich wußte für Otto kein besseres Glück.

Da gibt es Conflict der Interessen, sachte lachend Graf Hoheneck, meine Frau hat bereits für den Marquis Partei ergriffen.

So? sagte ihr Vater.

Mein Gott, fiel Leonie ein, was thut man nicht, wenn man nichts zu thun hat! Und der arme Junge sah so sentimental aus! Indessen, wenn die Bande des Blutes sprechen, so werde ich wohl für Otto sein.

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[0126] sobald sie nur wüßte, in welcher Beziehung Louis zu ihrem Vater stand. Dazu trat ein anderes Element, von dem sie nicht wußte, sollte sie es als einen glücklichen Zufall oder eine drohende Mahnung ansehen. Otto's Interesse für Marie trat mit jedem Tage deutlicher hervor, und das ruhige Mädchen nahm seine Aufmerksamkeit, doch ohne sie zu ermuthigen, aber doch immerhin nicht unfreundlich auf. Sage mir, sagte ihr Vater eines Tages zu ihr, hat der Marquis noch Ansprüche an Marie? Wie soll ich das wissen? frug sie dagegen mit einer eigenthümlichen Beklommenheit. Du am besten. Ich? rief sie mit einer Überraschung, die gar nicht in ihrer Rolle lag. Nun ja, du bist ihre Freundin, du warst es wenigstens — warum siehst du sie denn nicht mehr? O, seitdem ich verheiratet bin — sagte Leonie nicht ohne einige Verlegenheit. Hm, meinte ihr Vater, es wäre mir lieb, darüber im Klaren zu sein. Ich will dem Marquis nicht in den Weg treten, wenn er noch Hoffnung hat; aber Otto interessirt sich lebhaft für das Mädchen, und es wäre mein Wunsch, ihn bald verheirathet zu sehen. Und da wäre Marie eine gute Partie? forschte lächelnd Leonie. Das Mädchen scheint mir eine Perle zu sein, ich wußte für Otto kein besseres Glück. Da gibt es Conflict der Interessen, sachte lachend Graf Hoheneck, meine Frau hat bereits für den Marquis Partei ergriffen. So? sagte ihr Vater. Mein Gott, fiel Leonie ein, was thut man nicht, wenn man nichts zu thun hat! Und der arme Junge sah so sentimental aus! Indessen, wenn die Bande des Blutes sprechen, so werde ich wohl für Otto sein.

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Zitationshilfe: Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/126>, abgerufen am 25.11.2024.