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Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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in das Gemach. -- Wie sonderbar! rief Marie, nachdem der erste Sturm der Überraschung vorüber war, wir sprachen so eben von dir.

Du hast meinen ersten Besuch, sagte Leonie mit ihrer sanften, stillen Stimme. Es war noch immer dieselbe Leonie; etwas frischer sah sie freilich aus, auch mochte sie ein wenig gewachsen sein, sonst war keine Veränderung an ihr zu sehen. Es war derselbe Blick, dasselbe Lächeln, dieselbe unmüthige, bescheidene Schmiegsamkeit, mit der sie als Mädchen so viele Augen und Herzen berückt.

Seit wann sind Sie hier? frug die Baronin.

O, seit gestern Morgen erst, und ich wäre gleich gekommen, aber meinem Manne war es nicht auszureden, daß ich von der Reise zu müde sei.

Und du bist eine gehorsame Frau, setzte Marie lächelnd hinzu.

Wie soll man anders? sagte Leonie, indem sie sich niederließ und die ganze Familie sie in lächelnder Betrachtung umstand. Die Männer sind solche Tyrannen!

Und Sie sind das Muster einer guten Frau, unterbrach sie der Baron. Nun, meine Marie wird diese Weisheit auch bald in Übung bringen können. Wir sprachen eben davon, das Sie sich gewiß mit uns freuen wurden: meine Marie ist Braut.

Ei was! sagte Leonie verbindlich, und mit wem?

Du wirst es nicht glauben, fiel jetzt Marie lachend ein, mit dem jungen Manne, den du auf dem Balle mit meinem Vater sprechen sahest. Nun habe ich mich damals, ohne es zu ahnen, selbst bedauert, denn ich werde seine Frau.

Leonie's Augen öffneten sich weit.

Wir hätten Besseres finden können, nahm die Baronin, die Leonie's Bewegung dem Erstaunen über die mittelmäßige Partie zuschrieb und eine gewisse Kränkung darüber empfand, jetzt das Wort. Das heißt, Reichere hätten wir finden können, aber schwerlich einen

in das Gemach. — Wie sonderbar! rief Marie, nachdem der erste Sturm der Überraschung vorüber war, wir sprachen so eben von dir.

Du hast meinen ersten Besuch, sagte Leonie mit ihrer sanften, stillen Stimme. Es war noch immer dieselbe Leonie; etwas frischer sah sie freilich aus, auch mochte sie ein wenig gewachsen sein, sonst war keine Veränderung an ihr zu sehen. Es war derselbe Blick, dasselbe Lächeln, dieselbe unmüthige, bescheidene Schmiegsamkeit, mit der sie als Mädchen so viele Augen und Herzen berückt.

Seit wann sind Sie hier? frug die Baronin.

O, seit gestern Morgen erst, und ich wäre gleich gekommen, aber meinem Manne war es nicht auszureden, daß ich von der Reise zu müde sei.

Und du bist eine gehorsame Frau, setzte Marie lächelnd hinzu.

Wie soll man anders? sagte Leonie, indem sie sich niederließ und die ganze Familie sie in lächelnder Betrachtung umstand. Die Männer sind solche Tyrannen!

Und Sie sind das Muster einer guten Frau, unterbrach sie der Baron. Nun, meine Marie wird diese Weisheit auch bald in Übung bringen können. Wir sprachen eben davon, das Sie sich gewiß mit uns freuen wurden: meine Marie ist Braut.

Ei was! sagte Leonie verbindlich, und mit wem?

Du wirst es nicht glauben, fiel jetzt Marie lachend ein, mit dem jungen Manne, den du auf dem Balle mit meinem Vater sprechen sahest. Nun habe ich mich damals, ohne es zu ahnen, selbst bedauert, denn ich werde seine Frau.

Leonie's Augen öffneten sich weit.

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Zitationshilfe: Wild, Hermine [d. i. Adele Wesemael]: Eure Wege sind nicht meine Wege. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–210. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wild_wege_1910/62>, abgerufen am 04.12.2024.