dem nördlich gelegenen festen Lande, ein freies Meer. Die Nordwinde, die von einem mit Jnseln und Eis bedek- ten Lande kommen, sind kälter, als die vom offenen Meere. Auch das Zufließen des wärmeren Wassers schmilzt das Eis, was sich im Norden erzeugt. -- Die Vertheilung des Wärmestoffes über den Erdkörper würde eine ganz andere sein, wenn er eine gleichmäßig feste oder flüssige Decke hätte oder wenn Ruhe im Luftmeere herrschte. Die Erwärmung hängt amb vom Einfallswinkel der Son- nenstrahlen; nur durch Absorbtion erregen sie die Wärme; je größer der Winkel ist, desto weniger Strahlen fallen auf die Fläche. Wenn der Winkel schon sehr beträchtlich wird, sind die Unterschiede des Klimas sehr gering, wie die Wärme unter dem Ae- quator selbst nur wenig abweicht von der Tempe- ratur des 10ten bis 15ten Grades der Breite. Der Ocean hat eine andere Temperatur als das feste Land. Die durch- sichtigen Theile erwärmen sich anders, als die dunklen. Die kalten Theile sind schwerer; die wärmeren erheben sich zur Oberfläche und selbst über dieselbe. Daher ist im Meere selbst eine dreifache Temperatur, die von der Ober-
dem nördlich gelegenen feſten Lande, ein freies Meer. Die Nordwinde, die von einem mit Jnſeln und Eis bedek- ten Lande kommen, ſind kälter, als die vom offenen Meere. ⎡Auch das Zufließen des wärmeren Waſſers ſchmilzt das Eis, was ſich im Norden erzeugt. — Die Vertheilung des Wärmeſtoffes über den Erdkörper würde eine ganz andere ſein, wenn er eine gleichmäßig feſte oder flüſſige Decke hätte oder wenn Ruhe im Luftmeere herrſchte. Die Erwärmung hängt amb vom Einfallswinkel der Son- nenſtrahlen; nur durch Absorbtion erregen ſie die Wärme; je größer der Winkel iſt, deſto weniger Strahlen fallen auf die Fläche. Wenn der Winkel ſchon ſehr beträchtlich wird, ſind die Unterſchiede des Klimas ſehr gering, wie die Wärme unter dem Ae- quator ſelbſt nur wenig abweicht von der Tempe- ratur des 10ten bis 15ten Grades der Breite. Der Ocean hat eine andere Temperatur als das feſte Land. Die durch- ſichtigen Theile erwärmen ſich anders, als die dunklen. Die kalten Theile ſind ſchwerer; die wärmeren erheben ſich zur Oberfläche und ſelbſt über dieſelbe. Daher iſt im Meere ſelbſt eine dreifache Temperatur, die von der Ober-
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[[2v]/0005]
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ten Lande kommen, ſind kälter, als die vom offenen Meere.
Auch Das Zufließen des wärmeren Waſſers ſchmilzt das
Eis, was ſich im Norden erzeugt. — Die Vertheilung
des Wärmeſtoffes über den Erdkörper würde eine ganz
andere ſein, wenn er eine gleichmäßig feſte oder flüſſige
Decke hätte od wenn Ruhe im Luftmeere herrſchte.
Die Erwärmung hängt ab vom Einfallswinkel der Son-
nenſtrahlen; nur durch Absorbtion erregen ſie die
Wärme; je größer der Winkel iſt, deſto weniger
Strahlen fallen auf die Fläche. Wenn der Winkel ſchon
ſehr beträchtlich wird, ſind die Unterſchiede des
Klimas ſehr gering, wie die Wärme unter dem Ae-
quator ſelbſt nur wenig abweicht von der Tempe-
ratur des 10 bis 15 Grades der Breite ~ Der Ocean
hat eine andere Temperatur als das feſte Land. Die durch-
ſichtigen Theile erwärmen ſich anders, als die dunklen.
Die kalten Theile ſind ſchwerer; die wärmeren erheben
ſich zur Oberfläche u ſelbſt über dieſelbe. Daher iſt im
Meere ſelbſt eine dreifache Temperatur, die von der Ober-
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Diese Archivalie stammt aus dem Nachlass des preußischen Generals (Friedrich) Adolf von Willisen (1798–1864) aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA-PK). In einem blauen Papierumschlag, beschriftet mit dem Titel "Humbolds Vorlesungen", enthält das Konvolut Fragmente einer bzw. zweier Nachschriften der 1827/28 in Berlin gehaltenen Kosmos-Vorträge Alexander von Humboldts an der Berliner Universität.
Das Fragment besteht offensichtlich aus drei (wahrscheinlich unabhängig voneinander entstandenen) Teilen: Der erste Teil, Bl. [1r] bis Bl. [8v], setzt unter der Überschrift "Die flüſſigen Hüllen des Starren" unvermittelt gegen Ende der 3. Vorlesung ein, die Humboldt am 10. November 1827 gehalten hatte. Der Text gibt den Abschluss der 3. Vorlesung und anschließend den Inhalt der gesamten 4. Vorlesung vom 14. November 1827 wieder sowie den Beginn der 5. Vorlesung vom 17. November 1827. Der Text von Bl. [1r] bis einschließlich der ersten zwei Drittel von Bl. [6v] wurde vermutlich von F. A. Willisen selbst geschrieben. Der Text vom unteren Drittel des Bl. [6v] bis einschließlich Bl. [8v] wurde in einer zweiten, von der zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst, stammt offenbar also von einem anderen, namentlich nicht bekannten Schreiber. Die folgenden beiden Blätter, Bl. [9r] bis [10v], weisen ein anderes Format und anderes Papier auf. Sie sind in einer dritten, von den beiden zuvor genannten abweichenden Handschrift verfasst; der Text dieser beiden Blätter gehört inhaltlich allerdings nicht zu den Kosmos-Vorträgen. Sie sind wohl nur versehentlich in der mit "Humbolds Vorlesungen" beschrifteten Mappe abgelegt worden und werden daher hier nicht wiedergegeben.
Ab Blatt [11r] ist eine weitere, von den drei anderen abweichende Handschrift erkennbar. Dieser Teil gibt Humboldts Kosmos-Vorträge wieder, allerdings einen sehr viel späteren Teil als die übrigen dazugehörigen Blätter des Konvoluts: Der Text setzt erst mit dem Beginn der 49. Vorlesung, die Humboldt am 9. April 1828 hielt, (wieder) ein. Bis zum letzten Blatt des Konvoluts, Bl. [14v], gibt der Text den Inhalt der gesamten 49. Vorlesung wieder und bricht dann ab. Weitere, zu diesem Fragment gehörende Teile konnten im Nachlass Willisens bisher nicht ermittelt werden.
Willisen, Friedrich Adolf von: Humbolds Vorlesungen. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [2v]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/willisen_humboldt_1827/5>, abgerufen am 16.07.2024.
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