Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.I Theil. Zweytes Capitel. und waren hierinn das Gegentheil der Perser, wie Herodotus über die ver-schiedene Härte der Hirnschädel der auf beyden Seiten in der Schlacht mit den Persern gebliebenen, anmerket. Die Männlichen Figuren der Ae- gypter haben den Kopf entweder mit einer Haube, oder Mütze bedecket, als Götter oder Könige. Die Haube hängt an etlichen in zwey breiten, oder auch auswerts rundlichen Streifen, über die Achseln, sowohl gegen die Brust, als auf den Rücken herunter. Die Mütze gleichet theils einer Bi- schofs-Mütze, (Mitra) theils ist sie oben platt, nach der Art, wie man sie vor zweyhundert Jahren trug, wie z. E. die Mütze des älteren Aldus ge- staltet ist. Die Haube nebst der Mitra haben auch Thiere; jene sieht man am Sphinxe, und diese am Sperber. Ein großer Sperber von Basalt, mit einer Mitra, ohngefehr drey Palme hoch, befindet sich in dem Museo gedachten Rolandi. Die oben platte Mütze wurde mit zwey Bändern unter dem Kinne gebunden, wie man an einer einzigen sitzenden Figur von vier Palmen, in schwarzem Granite, in eben diesem Museo sieht. Auf dieser Mütze erhebet sich, einen Palm in die Höhe, derjenige Zierrath, welcher unter andern auf der Mütze einer Figur an der Spitze des Barberinischen Obelisci stehet. Man will diesen Zierrath für das Gesträuch 1) des Dio- dorus halten, welches ein Haupt-Schmuck der Könige war. Einige Fi- guren, sowohl Männliche als Weibliche, haben vier Reihen, welche Stei- ne, Perlen und dergleichen vorstellen, als eine Mantille, über die Brust hängen, welcher Zierrath sich sonderlich an Canopen und Mumien findet. Weibliche Figuren haben allezeit den Kopf mit einer Haube bedecket, Von 1) Warburthon Essay des Hierogl.
I Theil. Zweytes Capitel. und waren hierinn das Gegentheil der Perſer, wie Herodotus uͤber die ver-ſchiedene Haͤrte der Hirnſchaͤdel der auf beyden Seiten in der Schlacht mit den Perſern gebliebenen, anmerket. Die Maͤnnlichen Figuren der Ae- gypter haben den Kopf entweder mit einer Haube, oder Muͤtze bedecket, als Goͤtter oder Koͤnige. Die Haube haͤngt an etlichen in zwey breiten, oder auch auswerts rundlichen Streifen, uͤber die Achſeln, ſowohl gegen die Bruſt, als auf den Ruͤcken herunter. Die Muͤtze gleichet theils einer Bi- ſchofs-Muͤtze, (Mitra) theils iſt ſie oben platt, nach der Art, wie man ſie vor zweyhundert Jahren trug, wie z. E. die Muͤtze des aͤlteren Aldus ge- ſtaltet iſt. Die Haube nebſt der Mitra haben auch Thiere; jene ſieht man am Sphinxe, und dieſe am Sperber. Ein großer Sperber von Baſalt, mit einer Mitra, ohngefehr drey Palme hoch, befindet ſich in dem Muſeo gedachten Rolandi. Die oben platte Muͤtze wurde mit zwey Baͤndern unter dem Kinne gebunden, wie man an einer einzigen ſitzenden Figur von vier Palmen, in ſchwarzem Granite, in eben dieſem Muſeo ſieht. Auf dieſer Muͤtze erhebet ſich, einen Palm in die Hoͤhe, derjenige Zierrath, welcher unter andern auf der Muͤtze einer Figur an der Spitze des Barberiniſchen Obeliſci ſtehet. Man will dieſen Zierrath fuͤr das Geſtraͤuch 1) des Dio- dorus halten, welches ein Haupt-Schmuck der Koͤnige war. Einige Fi- guren, ſowohl Maͤnnliche als Weibliche, haben vier Reihen, welche Stei- ne, Perlen und dergleichen vorſtellen, als eine Mantille, uͤber die Bruſt haͤngen, welcher Zierrath ſich ſonderlich an Canopen und Mumien findet. Weibliche Figuren haben allezeit den Kopf mit einer Haube bedecket, Von 1) Warburthon Eſſay des Hierogl.
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I Theil. Zweytes Capitel.
und waren hierinn das Gegentheil der Perſer, wie Herodotus uͤber die ver-
ſchiedene Haͤrte der Hirnſchaͤdel der auf beyden Seiten in der Schlacht mit
den Perſern gebliebenen, anmerket. Die Maͤnnlichen Figuren der Ae-
gypter haben den Kopf entweder mit einer Haube, oder Muͤtze bedecket, als
Goͤtter oder Koͤnige. Die Haube haͤngt an etlichen in zwey breiten, oder
auch auswerts rundlichen Streifen, uͤber die Achſeln, ſowohl gegen die
Bruſt, als auf den Ruͤcken herunter. Die Muͤtze gleichet theils einer Bi-
ſchofs-Muͤtze, (Mitra) theils iſt ſie oben platt, nach der Art, wie man ſie
vor zweyhundert Jahren trug, wie z. E. die Muͤtze des aͤlteren Aldus ge-
ſtaltet iſt. Die Haube nebſt der Mitra haben auch Thiere; jene ſieht man
am Sphinxe, und dieſe am Sperber. Ein großer Sperber von Baſalt,
mit einer Mitra, ohngefehr drey Palme hoch, befindet ſich in dem Muſeo
gedachten Rolandi. Die oben platte Muͤtze wurde mit zwey Baͤndern
unter dem Kinne gebunden, wie man an einer einzigen ſitzenden Figur von
vier Palmen, in ſchwarzem Granite, in eben dieſem Muſeo ſieht. Auf
dieſer Muͤtze erhebet ſich, einen Palm in die Hoͤhe, derjenige Zierrath, welcher
unter andern auf der Muͤtze einer Figur an der Spitze des Barberiniſchen
Obeliſci ſtehet. Man will dieſen Zierrath fuͤr das Geſtraͤuch 1) des Dio-
dorus halten, welches ein Haupt-Schmuck der Koͤnige war. Einige Fi-
guren, ſowohl Maͤnnliche als Weibliche, haben vier Reihen, welche Stei-
ne, Perlen und dergleichen vorſtellen, als eine Mantille, uͤber die Bruſt
haͤngen, welcher Zierrath ſich ſonderlich an Canopen und Mumien findet.
Weibliche Figuren haben allezeit den Kopf mit einer Haube bedecket,
und dieſelbe iſt zuweilen in faſt unzaͤhliche kleine Falten geleget, wie ſie
der angefuͤhrte Kopf von gruͤnem Baſalt in der Villa Albani hat. An
dieſer Haube iſt auf der Stirn ein laͤnglich eingefaſſeter Stein vorgeſtellet,
und an dieſem Kopfe allein iſt der Anfang von Haaren uͤber der Stirn
angedeutet.
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1) Warburthon Eſſay des Hierogl.
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