sium, gearbeitet, und ein junger Faun, in Lebensgröße, in der Villa Albani, zu Nettuno gefunden.
In Basalt, sowohl in dem eisenfärbigen, als in dem grünlichen, ha-bb In Ba- salt. ben sich die Griechischen Bildhauer zu zeigen gesucht; es hat sich aber von ganzen Statuen keine einzige erhalten. Ein Sturz von einer Männlichen Figur in Lebensgröße, in der Villa Medicis, ist übrig, und dieser Rest zeu- get von einer der schönsten Figuren aus dem Alterthume; man kann den- selben so wohl in Absicht der Wissenschaften, als der Arbeit, nicht ohne Ver- wunderung betrachten. Die übrig gebliebenen Köpfe von diesem Steine veranlassen zu glauben, daß nur besonders geschickte Künstler sich an den- selben gemacht haben: denn es sind dieselben in dem schönsten Stile, und auf das feinste geendiget. Außer dem Kopfe des Scipio, von welchem ich im zweyten Theile Meldung thue, ist im Pallaste Verospi ein Kopf eines jungen Helden, und ein Weiblicher Idealischer Kopf, auf eine alte be- kleidete Brust von Porphyr gesetzt, in der Villa Albani; das schönste aber unter diesen Köpfen würde der von einem jungen Menschen, in Lebens- größe, seyn, welchen der Verfasser besitzet, woran aber nur die Augen, nebst der Stirn, das eine Ohr und die Haare unversehrt geblieben sind. Die Arbeit der Haare an diesem so wohl, als an dem Verospischen Kopfe, ist verschieden von der an den Männlichen Köpfen in Marmor, das ist, sie sind nicht, wie an diesen, in freye Locken geworfen, oder mit dem Bohrer getrieben, sondern wie kurz geschnittene und fein gekämmete Haare vorge- stellet, so wie sie sich an einigen Männlichen Idealischen Köpfen in Erzt finden, wo gleichsam jedes Haar insbesondere angedeutet worden. An Köpfen in Erzt, welche nach dem Leben gemacht sind, ist die Arbeit der Haare verschieden, und Marcus Aurelius zu Pferde, und Septimius Se- verus zu Fuß, dieser im Pallaste Barberini, haben die Haare lockigt, wie ihre Bildnisse in Marmor. Der Hercules im Campidoglio, hat die
Haare
Von der Kunſt unter den Griechen.
ſium, gearbeitet, und ein junger Faun, in Lebensgroͤße, in der Villa Albani, zu Nettuno gefunden.
In Baſalt, ſowohl in dem eiſenfaͤrbigen, als in dem gruͤnlichen, ha-bb In Ba- ſalt. ben ſich die Griechiſchen Bildhauer zu zeigen geſucht; es hat ſich aber von ganzen Statuen keine einzige erhalten. Ein Sturz von einer Maͤnnlichen Figur in Lebensgroͤße, in der Villa Medicis, iſt uͤbrig, und dieſer Reſt zeu- get von einer der ſchoͤnſten Figuren aus dem Alterthume; man kann den- ſelben ſo wohl in Abſicht der Wiſſenſchaften, als der Arbeit, nicht ohne Ver- wunderung betrachten. Die uͤbrig gebliebenen Koͤpfe von dieſem Steine veranlaſſen zu glauben, daß nur beſonders geſchickte Kuͤnſtler ſich an den- ſelben gemacht haben: denn es ſind dieſelben in dem ſchoͤnſten Stile, und auf das feinſte geendiget. Außer dem Kopfe des Scipio, von welchem ich im zweyten Theile Meldung thue, iſt im Pallaſte Veroſpi ein Kopf eines jungen Helden, und ein Weiblicher Idealiſcher Kopf, auf eine alte be- kleidete Bruſt von Porphyr geſetzt, in der Villa Albani; das ſchoͤnſte aber unter dieſen Koͤpfen wuͤrde der von einem jungen Menſchen, in Lebens- groͤße, ſeyn, welchen der Verfaſſer beſitzet, woran aber nur die Augen, nebſt der Stirn, das eine Ohr und die Haare unverſehrt geblieben ſind. Die Arbeit der Haare an dieſem ſo wohl, als an dem Veroſpiſchen Kopfe, iſt verſchieden von der an den Maͤnnlichen Koͤpfen in Marmor, das iſt, ſie ſind nicht, wie an dieſen, in freye Locken geworfen, oder mit dem Bohrer getrieben, ſondern wie kurz geſchnittene und fein gekaͤmmete Haare vorge- ſtellet, ſo wie ſie ſich an einigen Maͤnnlichen Idealiſchen Koͤpfen in Erzt finden, wo gleichſam jedes Haar insbeſondere angedeutet worden. An Koͤpfen in Erzt, welche nach dem Leben gemacht ſind, iſt die Arbeit der Haare verſchieden, und Marcus Aurelius zu Pferde, und Septimius Se- verus zu Fuß, dieſer im Pallaſte Barberini, haben die Haare lockigt, wie ihre Bildniſſe in Marmor. Der Hercules im Campidoglio, hat die
Haare
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Von der Kunſt unter den Griechen.
ſium, gearbeitet, und ein junger Faun, in Lebensgroͤße, in der Villa Albani,
zu Nettuno gefunden.
In Baſalt, ſowohl in dem eiſenfaͤrbigen, als in dem gruͤnlichen, ha-
ben ſich die Griechiſchen Bildhauer zu zeigen geſucht; es hat ſich aber von
ganzen Statuen keine einzige erhalten. Ein Sturz von einer Maͤnnlichen
Figur in Lebensgroͤße, in der Villa Medicis, iſt uͤbrig, und dieſer Reſt zeu-
get von einer der ſchoͤnſten Figuren aus dem Alterthume; man kann den-
ſelben ſo wohl in Abſicht der Wiſſenſchaften, als der Arbeit, nicht ohne Ver-
wunderung betrachten. Die uͤbrig gebliebenen Koͤpfe von dieſem Steine
veranlaſſen zu glauben, daß nur beſonders geſchickte Kuͤnſtler ſich an den-
ſelben gemacht haben: denn es ſind dieſelben in dem ſchoͤnſten Stile, und auf
das feinſte geendiget. Außer dem Kopfe des Scipio, von welchem ich im
zweyten Theile Meldung thue, iſt im Pallaſte Veroſpi ein Kopf eines
jungen Helden, und ein Weiblicher Idealiſcher Kopf, auf eine alte be-
kleidete Bruſt von Porphyr geſetzt, in der Villa Albani; das ſchoͤnſte aber
unter dieſen Koͤpfen wuͤrde der von einem jungen Menſchen, in Lebens-
groͤße, ſeyn, welchen der Verfaſſer beſitzet, woran aber nur die Augen,
nebſt der Stirn, das eine Ohr und die Haare unverſehrt geblieben ſind.
Die Arbeit der Haare an dieſem ſo wohl, als an dem Veroſpiſchen Kopfe,
iſt verſchieden von der an den Maͤnnlichen Koͤpfen in Marmor, das iſt,
ſie ſind nicht, wie an dieſen, in freye Locken geworfen, oder mit dem Bohrer
getrieben, ſondern wie kurz geſchnittene und fein gekaͤmmete Haare vorge-
ſtellet, ſo wie ſie ſich an einigen Maͤnnlichen Idealiſchen Koͤpfen in Erzt
finden, wo gleichſam jedes Haar insbeſondere angedeutet worden. An
Koͤpfen in Erzt, welche nach dem Leben gemacht ſind, iſt die Arbeit der
Haare verſchieden, und Marcus Aurelius zu Pferde, und Septimius Se-
verus zu Fuß, dieſer im Pallaſte Barberini, haben die Haare lockigt,
wie ihre Bildniſſe in Marmor. Der Hercules im Campidoglio, hat die
Haare
bb In Ba-
ſalt.
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/305>, abgerufen am 16.07.2024.
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