das Metall mit Quecksilber beleget oder gerieben war, und die lange Dauer dieser Vergoldung lieget, wie ich gesagt habe, in der Dicke der Blätter, deren Lagen noch itzo an dem Pferde des Marcus Aurelius sichtbar sind.
Auf dem Marmor wurde das Gold mit Eyerweiß aufgetragen, wel-g Von der Vergoldung auf Marmor. ches itzo mit Knoblauch geschieht, womit der Marmor gerieben wird, und alsdenn überziehet man den Marmor mit dünnem Gipse, auf welchen die Vergoldung getragen wird. Einige bedienen sich der Milch der Fei- gen, welche sich zeiget, wenn sich die Feige, die zu reifen anfängt, von dem Stengel ablöset. An einigen Statuen von Marmor finden sich noch itzo Spuren von Vergoldung an den Haaren, wie oben gedacht worden, und vor vierzig Jahren fand sich das Untertheil eines Kopfs, welcher einem Laocoon ähnlich war, mit Vergoldung; diese aber ist nicht auf Gips, sondern unmittelbar auf den Marmor gesetzt.
Zur Arbeit in Erzt gehören auch die Münzen, deren Gepräge unterd Von der Arbeit auf Münzen. den Griechen verschieden ist, nach dem verschiedenen Alter der Kunst. In den ältesten Zeiten ist es flach, und in dem Flore der Kunst so wohl, als in den folgenden Zeiten, mehr erhoben; dort zum theil sehr fleißig, hier groß ausgeführet. Von den ältesten Münzen mit zween Stempeln habe ich oben zu Anfang des dritten Stücks dieses Capitels geredet.
Ich füge hier eine noch nicht bekannt gemachte Inschrift in der Villa Albani bey, in welcher der Vergoldung der Münzen gedacht wird:
D. M. FECIT. MINDIA. HELPIS. IVLIO. THALLO MARITO. SVO. BENE. MERENTI. QVI. FECIT. Sic OFFICINAS. PLVMBARIAS. TRASTIBERINA. ET. TRICARI. SVPERPOSITO. AVRI. MONETAE. NVMVLARIORVM. QVI. VIXIT. ANN. XXXII. M. VI. ET. C.IVLIO. THALLO. FILIO. DVLCISSIMO. QVI. VIXIT. Sic MESES. IIII. DIES. XI. ET. SIBI. POSTERISQVE. SVIS.
Fünftes
K k 3
Von der Kunſt unter den Griechen.
das Metall mit Queckſilber beleget oder gerieben war, und die lange Dauer dieſer Vergoldung lieget, wie ich geſagt habe, in der Dicke der Blaͤtter, deren Lagen noch itzo an dem Pferde des Marcus Aurelius ſichtbar ſind.
Auf dem Marmor wurde das Gold mit Eyerweiß aufgetragen, wel-γ Von der Vergoldung auf Marmor. ches itzo mit Knoblauch geſchieht, womit der Marmor gerieben wird, und alsdenn uͤberziehet man den Marmor mit duͤnnem Gipſe, auf welchen die Vergoldung getragen wird. Einige bedienen ſich der Milch der Fei- gen, welche ſich zeiget, wenn ſich die Feige, die zu reifen anfaͤngt, von dem Stengel abloͤſet. An einigen Statuen von Marmor finden ſich noch itzo Spuren von Vergoldung an den Haaren, wie oben gedacht worden, und vor vierzig Jahren fand ſich das Untertheil eines Kopfs, welcher einem Laocoon aͤhnlich war, mit Vergoldung; dieſe aber iſt nicht auf Gips, ſondern unmittelbar auf den Marmor geſetzt.
Zur Arbeit in Erzt gehoͤren auch die Muͤnzen, deren Gepraͤge unterd Von der Arbeit auf Muͤnzen. den Griechen verſchieden iſt, nach dem verſchiedenen Alter der Kunſt. In den aͤlteſten Zeiten iſt es flach, und in dem Flore der Kunſt ſo wohl, als in den folgenden Zeiten, mehr erhoben; dort zum theil ſehr fleißig, hier groß ausgefuͤhret. Von den aͤlteſten Muͤnzen mit zween Stempeln habe ich oben zu Anfang des dritten Stuͤcks dieſes Capitels geredet.
Ich fuͤge hier eine noch nicht bekannt gemachte Inſchrift in der Villa Albani bey, in welcher der Vergoldung der Muͤnzen gedacht wird:
D. M. FECIT. MINDIA. HELPIS. IVLIO. THALLO MARITO. SVO. BENE. MERENTI. QVI. FECIT. Sic OFFICINAS. PLVMBARIAS. TRASTIBERINA. ET. TRICARI. SVPERPOSITO. AVRI. MONETAE. NVMVLARIORVM. QVI. VIXIT. ANN. XXXII. M. VI. ET. C.IVLIO. THALLO. FILIO. DVLCISSIMO. QVI. VIXIT. Sic MESES. IIII. DIES. XI. ET. SIBI. POSTERISQVE. SVIS.
Fuͤnftes
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Von der Kunſt unter den Griechen.
das Metall mit Queckſilber beleget oder gerieben war, und die lange
Dauer dieſer Vergoldung lieget, wie ich geſagt habe, in der Dicke der
Blaͤtter, deren Lagen noch itzo an dem Pferde des Marcus Aurelius
ſichtbar ſind.
Auf dem Marmor wurde das Gold mit Eyerweiß aufgetragen, wel-
ches itzo mit Knoblauch geſchieht, womit der Marmor gerieben wird,
und alsdenn uͤberziehet man den Marmor mit duͤnnem Gipſe, auf welchen
die Vergoldung getragen wird. Einige bedienen ſich der Milch der Fei-
gen, welche ſich zeiget, wenn ſich die Feige, die zu reifen anfaͤngt, von
dem Stengel abloͤſet. An einigen Statuen von Marmor finden ſich noch
itzo Spuren von Vergoldung an den Haaren, wie oben gedacht worden,
und vor vierzig Jahren fand ſich das Untertheil eines Kopfs, welcher
einem Laocoon aͤhnlich war, mit Vergoldung; dieſe aber iſt nicht auf
Gips, ſondern unmittelbar auf den Marmor geſetzt.
γ Von der
Vergoldung
auf Marmor.
Zur Arbeit in Erzt gehoͤren auch die Muͤnzen, deren Gepraͤge unter
den Griechen verſchieden iſt, nach dem verſchiedenen Alter der Kunſt.
In den aͤlteſten Zeiten iſt es flach, und in dem Flore der Kunſt ſo wohl,
als in den folgenden Zeiten, mehr erhoben; dort zum theil ſehr fleißig,
hier groß ausgefuͤhret. Von den aͤlteſten Muͤnzen mit zween Stempeln
habe ich oben zu Anfang des dritten Stuͤcks dieſes Capitels geredet.
d Von der
Arbeit auf
Muͤnzen.
Ich fuͤge hier eine noch nicht bekannt gemachte Inſchrift in der Villa
Albani bey, in welcher der Vergoldung der Muͤnzen gedacht wird:
D. M.
FECIT. MINDIA. HELPIS. IVLIO. THALLO
MARITO. SVO. BENE. MERENTI. QVI. FECIT.
Sic
OFFICINAS. PLVMBARIAS. TRASTIBERINA.
ET. TRICARI. SVPERPOSITO. AVRI. MONETAE.
NVMVLARIORVM. QVI. VIXIT. ANN. XXXII. M. VI.
ET. C.IVLIO. THALLO. FILIO. DVLCISSIMO. QVI. VIXIT.
Sic
MESES. IIII. DIES. XI. ET. SIBI. POSTERISQVE. SVIS.
Fuͤnftes
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/311>, abgerufen am 16.07.2024.
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