In öffentlichen Proceßionen wurden noch Statuen von Holz umher getragen, wie ein paar Jahre nach Eroberung der Stadt Syracus 1), und im zwölften Jahre dieses Krieges geschah. Da der Blitz in den Tempel der Juno Regina auf dem Aventino geschlagen hatte, wurde zu Abwendung übler Vorbedeutung verordnet, zwo Statuen dieser Göttinn von Cypres- sen-Holze, aus diesem ihren Tempel umher zu tragen, begleitet von sieben und zwanzig Jungfrauen in langen Kleidern, welche einen Gesang auf die Göttinn anstimmeten.
Nachdem der ältere Scipio Africanus die Carthaginenser aus ganz Spanien vertrieben hatte, und da er im Begriffe stand, dieselben in Africa selbst anzugreifen, schickten die Römer an das Orakel zu Delphos Figuren der Götter, welche aus tausend Pfund erbeuteten Silber gearbeitet wa- ren, und zugleich eine Crone von zweyhundert Pfund Gold 2).
Nach geendigtem Kriege der Römer wider den König Philippus in Macedonien, den Vater des letzten Königs Perseus, brachte L. Quinctius von neuem eine große Menge Statuen von Erzt und Marmor, nebst vielen künstlich gearbeiteten Gefäßen, aus Griechenland nach Rom, und führete dieselben in seinem dreytägigen Triumphe (welches in der 145. Olympias geschah) zur Schau 3). Unter der Beute waren auch zehen Schilder von Silber, und einer von Golde, und hundert und vierzehen goldene Kronen, welche letztere, Geschenke der Griechischen Städte waren. Bald nachher, und ein Jahr vor dem Kriege mit dem Könige Antiochus dem Großen, wurde oben auf dem Tempel des Jupiters im Capitolio eine vergoldete Quadriga gesetzet, nebst zwölf vergoldeten Schildern an dem Gipfel 4). Und da Scipio Africanus als Legat seines Bruders wider gedachten König zu Felde gieng, bauete er vorher einen Bogen am Aufgange zum Capitolio, und besetzte denselben mit sieben vergoldeten Statuen, und mit zween Pferden; vor dem Bogen setzte er zwo große Wasserschaalen von Marmor 5).
Bis
1)Liv. L. 27. c. 37.
2)Id. L. 28. c. 45.
3)Id. L. 34. c. 52.
4)Id. L. 35. c. 41.
5)Id. L. 37. c. 3.
P p 2
Von der Kunſt unter den Roͤmern.
In oͤffentlichen Proceßionen wurden noch Statuen von Holz umher getragen, wie ein paar Jahre nach Eroberung der Stadt Syracus 1), und im zwoͤlften Jahre dieſes Krieges geſchah. Da der Blitz in den Tempel der Juno Regina auf dem Aventino geſchlagen hatte, wurde zu Abwendung uͤbler Vorbedeutung verordnet, zwo Statuen dieſer Goͤttinn von Cypreſ- ſen-Holze, aus dieſem ihren Tempel umher zu tragen, begleitet von ſieben und zwanzig Jungfrauen in langen Kleidern, welche einen Geſang auf die Goͤttinn anſtimmeten.
Nachdem der aͤltere Scipio Africanus die Carthaginenſer aus ganz Spanien vertrieben hatte, und da er im Begriffe ſtand, dieſelben in Africa ſelbſt anzugreifen, ſchickten die Roͤmer an das Orakel zu Delphos Figuren der Goͤtter, welche aus tauſend Pfund erbeuteten Silber gearbeitet wa- ren, und zugleich eine Crone von zweyhundert Pfund Gold 2).
Nach geendigtem Kriege der Roͤmer wider den Koͤnig Philippus in Macedonien, den Vater des letzten Koͤnigs Perſeus, brachte L. Quinctius von neuem eine große Menge Statuen von Erzt und Marmor, nebſt vielen kuͤnſtlich gearbeiteten Gefaͤßen, aus Griechenland nach Rom, und fuͤhrete dieſelben in ſeinem dreytaͤgigen Triumphe (welches in der 145. Olympias geſchah) zur Schau 3). Unter der Beute waren auch zehen Schilder von Silber, und einer von Golde, und hundert und vierzehen goldene Kronen, welche letztere, Geſchenke der Griechiſchen Staͤdte waren. Bald nachher, und ein Jahr vor dem Kriege mit dem Koͤnige Antiochus dem Großen, wurde oben auf dem Tempel des Jupiters im Capitolio eine vergoldete Quadriga geſetzet, nebſt zwoͤlf vergoldeten Schildern an dem Gipfel 4). Und da Scipio Africanus als Legat ſeines Bruders wider gedachten Koͤnig zu Felde gieng, bauete er vorher einen Bogen am Aufgange zum Capitolio, und beſetzte denſelben mit ſieben vergoldeten Statuen, und mit zween Pferden; vor dem Bogen ſetzte er zwo große Waſſerſchaalen von Marmor 5).
Bis
1)Liv. L. 27. c. 37.
2)Id. L. 28. c. 45.
3)Id. L. 34. c. 52.
4)Id. L. 35. c. 41.
5)Id. L. 37. c. 3.
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Von der Kunſt unter den Roͤmern.
In oͤffentlichen Proceßionen wurden noch Statuen von Holz umher
getragen, wie ein paar Jahre nach Eroberung der Stadt Syracus 1), und
im zwoͤlften Jahre dieſes Krieges geſchah. Da der Blitz in den Tempel der
Juno Regina auf dem Aventino geſchlagen hatte, wurde zu Abwendung
uͤbler Vorbedeutung verordnet, zwo Statuen dieſer Goͤttinn von Cypreſ-
ſen-Holze, aus dieſem ihren Tempel umher zu tragen, begleitet von ſieben
und zwanzig Jungfrauen in langen Kleidern, welche einen Geſang auf die
Goͤttinn anſtimmeten.
Nachdem der aͤltere Scipio Africanus die Carthaginenſer aus ganz
Spanien vertrieben hatte, und da er im Begriffe ſtand, dieſelben in Africa
ſelbſt anzugreifen, ſchickten die Roͤmer an das Orakel zu Delphos Figuren
der Goͤtter, welche aus tauſend Pfund erbeuteten Silber gearbeitet wa-
ren, und zugleich eine Crone von zweyhundert Pfund Gold 2).
Nach geendigtem Kriege der Roͤmer wider den Koͤnig Philippus in
Macedonien, den Vater des letzten Koͤnigs Perſeus, brachte L. Quinctius
von neuem eine große Menge Statuen von Erzt und Marmor, nebſt
vielen kuͤnſtlich gearbeiteten Gefaͤßen, aus Griechenland nach Rom, und
fuͤhrete dieſelben in ſeinem dreytaͤgigen Triumphe (welches in der 145.
Olympias geſchah) zur Schau 3). Unter der Beute waren auch zehen
Schilder von Silber, und einer von Golde, und hundert und vierzehen
goldene Kronen, welche letztere, Geſchenke der Griechiſchen Staͤdte waren.
Bald nachher, und ein Jahr vor dem Kriege mit dem Koͤnige Antiochus
dem Großen, wurde oben auf dem Tempel des Jupiters im Capitolio eine
vergoldete Quadriga geſetzet, nebſt zwoͤlf vergoldeten Schildern an
dem Gipfel 4). Und da Scipio Africanus als Legat ſeines Bruders wider
gedachten Koͤnig zu Felde gieng, bauete er vorher einen Bogen am
Aufgange zum Capitolio, und beſetzte denſelben mit ſieben vergoldeten
Statuen, und mit zween Pferden; vor dem Bogen ſetzte er zwo große
Waſſerſchaalen von Marmor 5).
Bis
1) Liv. L. 27. c. 37.
2) Id. L. 28. c. 45.
3) Id. L. 34. c. 52.
4) Id. L. 35. c. 41.
5) Id. L. 37. c. 3.
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/349>, abgerufen am 16.07.2024.
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