Beinkleider waren bey den Römern und Griechen im Gebrauche, wieB. Von Bein- kleidern. man auf Herculanischen und andern Gemälden sieht 1): es werden also hierdurch einige Gelehrten, die das Gegentheil behauptet haben, widerlegt. Die Hosen des vermeynten Coriolanus auf dem Gemälde in den Bädern des Titus, gehen der Figur bis auf die Knöchel der Füße, so daß sie an den Beinen wie Strümpfe anliegen, und sind blau. Bey den Griechen tru- gen die Tänzerinnen Hosen, wie bey uns geschieht 2). Der Gebrauch der Hosen aber war bey den Männern nicht gemein, und an statt der Bein- kleider waren Binden im Gebrauche, womit die Schenkel umwunden wur- den; aber auch dieses wurde für eine Weichlichkeit gehalten: diese wirft Cicero deshalb dem Pompejus vor, welcher dergleichen trug 3). Solche Binden um die Lenden gelegt, waren zu Trajanus Zeiten unter dem ge- meinen Volke noch nicht üblich 4): an den Bildnissen dieses Kaisers an dem Constantinischen Bogen sieht man die Schenkel bis unter das Knie bekleidet. Die Hosen der Barbarischen Völker sind mit den Strüm- pfen aus einem Stücke, und unter die Knöchel des Fußes durch die Rie- men der Sohlen gebunden. Die Strümpfe wurden nachher in späteren Zeiten von den Hosen abgeschnitten, und hierinn liegt der Grund des deutschen Worts Strumpf, welches etwas abgestutztes bedeutet, wie Eck- hart dieses in dem Ebnerischen Kleinodien-Kästlein zeiget. Michael An- gelo hat sich also wider die alte Kleidertracht an seinem Moses vergangen, da er demselben Strümpfe unter die Hosen gezogen gegeben, so daß diese unter den Knien gebunden sind.
Von den mancherley Arten von Schuhen der Alten ist von andernC. Von Schuhen umständlich gehandelt. Die Schuhe der Römer waren von den Griechi- schen verschieden, wie Appianus angiebt 5); diesen Unterschied aber kön-
nen
1)Pitt. Erc. T. 1. p. 7. 267.
2)Athen. Deipnos. L. 13. p. 607.
3)ad Attic. L. 2. ep. 3.
4)Dio Chrysost. Orat. ad Tyrann.
5)Mithradat. p. 114. l. 17.
Q q 3
Von der Kunſt unter den Roͤmern.
Beinkleider waren bey den Roͤmern und Griechen im Gebrauche, wieB. Von Bein- kleidern. man auf Herculaniſchen und andern Gemaͤlden ſieht 1): es werden alſo hierdurch einige Gelehrten, die das Gegentheil behauptet haben, widerlegt. Die Hoſen des vermeynten Coriolanus auf dem Gemaͤlde in den Baͤdern des Titus, gehen der Figur bis auf die Knoͤchel der Fuͤße, ſo daß ſie an den Beinen wie Struͤmpfe anliegen, und ſind blau. Bey den Griechen tru- gen die Taͤnzerinnen Hoſen, wie bey uns geſchieht 2). Der Gebrauch der Hoſen aber war bey den Maͤnnern nicht gemein, und an ſtatt der Bein- kleider waren Binden im Gebrauche, womit die Schenkel umwunden wur- den; aber auch dieſes wurde fuͤr eine Weichlichkeit gehalten: dieſe wirft Cicero deshalb dem Pompejus vor, welcher dergleichen trug 3). Solche Binden um die Lenden gelegt, waren zu Trajanus Zeiten unter dem ge- meinen Volke noch nicht uͤblich 4): an den Bildniſſen dieſes Kaiſers an dem Conſtantiniſchen Bogen ſieht man die Schenkel bis unter das Knie bekleidet. Die Hoſen der Barbariſchen Voͤlker ſind mit den Struͤm- pfen aus einem Stuͤcke, und unter die Knoͤchel des Fußes durch die Rie- men der Sohlen gebunden. Die Struͤmpfe wurden nachher in ſpaͤteren Zeiten von den Hoſen abgeſchnitten, und hierinn liegt der Grund des deutſchen Worts Strumpf, welches etwas abgeſtutztes bedeutet, wie Eck- hart dieſes in dem Ebneriſchen Kleinodien-Kaͤſtlein zeiget. Michael An- gelo hat ſich alſo wider die alte Kleidertracht an ſeinem Moſes vergangen, da er demſelben Struͤmpfe unter die Hoſen gezogen gegeben, ſo daß dieſe unter den Knien gebunden ſind.
Von den mancherley Arten von Schuhen der Alten iſt von andernC. Von Schuhen umſtaͤndlich gehandelt. Die Schuhe der Roͤmer waren von den Griechi- ſchen verſchieden, wie Appianus angiebt 5); dieſen Unterſchied aber koͤn-
nen
1)Pitt. Erc. T. 1. p. 7. 267.
2)Athen. Deipnoſ. L. 13. p. 607.
3)ad Attic. L. 2. ep. 3.
4)Dio Chryſoſt. Orat. ad Tyrann.
5)Mithradat. p. 114. l. 17.
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Von der Kunſt unter den Roͤmern.
Beinkleider waren bey den Roͤmern und Griechen im Gebrauche, wie
man auf Herculaniſchen und andern Gemaͤlden ſieht 1): es werden alſo
hierdurch einige Gelehrten, die das Gegentheil behauptet haben, widerlegt.
Die Hoſen des vermeynten Coriolanus auf dem Gemaͤlde in den Baͤdern
des Titus, gehen der Figur bis auf die Knoͤchel der Fuͤße, ſo daß ſie an den
Beinen wie Struͤmpfe anliegen, und ſind blau. Bey den Griechen tru-
gen die Taͤnzerinnen Hoſen, wie bey uns geſchieht 2). Der Gebrauch der
Hoſen aber war bey den Maͤnnern nicht gemein, und an ſtatt der Bein-
kleider waren Binden im Gebrauche, womit die Schenkel umwunden wur-
den; aber auch dieſes wurde fuͤr eine Weichlichkeit gehalten: dieſe wirft
Cicero deshalb dem Pompejus vor, welcher dergleichen trug 3). Solche
Binden um die Lenden gelegt, waren zu Trajanus Zeiten unter dem ge-
meinen Volke noch nicht uͤblich 4): an den Bildniſſen dieſes Kaiſers an
dem Conſtantiniſchen Bogen ſieht man die Schenkel bis unter das Knie
bekleidet. Die Hoſen der Barbariſchen Voͤlker ſind mit den Struͤm-
pfen aus einem Stuͤcke, und unter die Knoͤchel des Fußes durch die Rie-
men der Sohlen gebunden. Die Struͤmpfe wurden nachher in ſpaͤteren
Zeiten von den Hoſen abgeſchnitten, und hierinn liegt der Grund des
deutſchen Worts Strumpf, welches etwas abgeſtutztes bedeutet, wie Eck-
hart dieſes in dem Ebneriſchen Kleinodien-Kaͤſtlein zeiget. Michael An-
gelo hat ſich alſo wider die alte Kleidertracht an ſeinem Moſes vergangen,
da er demſelben Struͤmpfe unter die Hoſen gezogen gegeben, ſo daß dieſe
unter den Knien gebunden ſind.
B.
Von Bein-
kleidern.
Von den mancherley Arten von Schuhen der Alten iſt von andern
umſtaͤndlich gehandelt. Die Schuhe der Roͤmer waren von den Griechi-
ſchen verſchieden, wie Appianus angiebt 5); dieſen Unterſchied aber koͤn-
nen
C.
Von Schuhen
1) Pitt. Erc. T. 1. p. 7. 267.
2) Athen. Deipnoſ. L. 13. p. 607.
3) ad Attic. L. 2. ep. 3.
4) Dio Chryſoſt. Orat. ad Tyrann.
5) Mithradat. p. 114. l. 17.
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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/359>, abgerufen am 17.07.2024.
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