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Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764.

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Von der Kunst unter den Römern.
Xerxes, auch die Carthaginenser 1), welchen die drey Panzer abgenom-
men waren, die Gelo nach Elis schickte, ingleichen die Spanier 2). Die
Römischen Heerführer und Kaiser werden, wie Galba, von dem es ange-
zeiget ist, mehrentheils dergleichen Panzer getragen haben, und die man
an ihrem Statuen sieht, scheinen Panzer von Leinewand vorzustellen:
denn es sind in denselben oft alle Muskeln ausgedrückt, welches leichter
mit Leinewand über eine Form gepresset, als in Erzt konnte geformet wer-
den. Diese Leinewand wurde mit starken Wein, oder Eßig, und Salz zu-
gerichtet 3), acht bis zehenmal verdoppelt. Es finden sich aber auch andere
Panzer, die augenscheinlich dergleichen Rüstung von Erzt vorstellen, und
einige sind den Panzern unserer Cuiraßier völlig ähnlich: so haben ihn
unter andern ein schönes Brustbild des Titus, und zween liegende Gefan-
gene, in der Villa Albani, die Panzer haben alle ihre Charniere oder
Angeln auf beyden Seiten.

Ueber die Helme der Alten merke ich, nach dem, was bereits von an-B.
Von dem
Helme.

dern gesagt ist, nur an, daß sie nicht alle von Metall waren, sondern es
müssen einige auch von Leder, oder von anderer geschmeidigen Materie, ge-
wesen seyn: denn der Helm unter dem Fuße der Statue eines Helden,
in dem Pallaste Farnese, ist zusammengetreten, welches nicht mit Erzte
geschehen konnte.

Beinrüstungen finden sich häufig auf erhobenen Werken, und ge-C.
Von der
Beinrüstung.

schnittenen Steinen; von Statuen aber findet sich nur eine einzige, wel-
che diese hat, und zwar in der Villa Borghese. Unter den Hetruriern,
und in Sardinien, waren auch Beinrüstungen im Gebrauche 4), die an

statt
1) Pausan. L. 6. p. 499. l. 12.
2) Strab. L. 3. p. 154. C.
3) Casaub. ad Sueton. p. 202. A.
4) Winckelm. Descr. des Pier. grav. du Cab. de Stosch, p. 201.

Von der Kunſt unter den Roͤmern.
Xerxes, auch die Carthaginenſer 1), welchen die drey Panzer abgenom-
men waren, die Gelo nach Elis ſchickte, ingleichen die Spanier 2). Die
Roͤmiſchen Heerfuͤhrer und Kaiſer werden, wie Galba, von dem es ange-
zeiget iſt, mehrentheils dergleichen Panzer getragen haben, und die man
an ihrem Statuen ſieht, ſcheinen Panzer von Leinewand vorzuſtellen:
denn es ſind in denſelben oft alle Muskeln ausgedruͤckt, welches leichter
mit Leinewand uͤber eine Form gepreſſet, als in Erzt konnte geformet wer-
den. Dieſe Leinewand wurde mit ſtarken Wein, oder Eßig, und Salz zu-
gerichtet 3), acht bis zehenmal verdoppelt. Es finden ſich aber auch andere
Panzer, die augenſcheinlich dergleichen Ruͤſtung von Erzt vorſtellen, und
einige ſind den Panzern unſerer Cuiraßier voͤllig aͤhnlich: ſo haben ihn
unter andern ein ſchoͤnes Bruſtbild des Titus, und zween liegende Gefan-
gene, in der Villa Albani, die Panzer haben alle ihre Charniere oder
Angeln auf beyden Seiten.

Ueber die Helme der Alten merke ich, nach dem, was bereits von an-B.
Von dem
Helme.

dern geſagt iſt, nur an, daß ſie nicht alle von Metall waren, ſondern es
muͤſſen einige auch von Leder, oder von anderer geſchmeidigen Materie, ge-
weſen ſeyn: denn der Helm unter dem Fuße der Statue eines Helden,
in dem Pallaſte Farneſe, iſt zuſammengetreten, welches nicht mit Erzte
geſchehen konnte.

Beinruͤſtungen finden ſich haͤufig auf erhobenen Werken, und ge-C.
Von der
Beinruͤſtung.

ſchnittenen Steinen; von Statuen aber findet ſich nur eine einzige, wel-
che dieſe hat, und zwar in der Villa Borgheſe. Unter den Hetruriern,
und in Sardinien, waren auch Beinruͤſtungen im Gebrauche 4), die an

ſtatt
1) Pauſan. L. 6. p. 499. l. 12.
2) Strab. L. 3. p. 154. C.
3) Caſaub. ad Sueton. p. 202. A.
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[311/0361] Von der Kunſt unter den Roͤmern. Xerxes, auch die Carthaginenſer 1), welchen die drey Panzer abgenom- men waren, die Gelo nach Elis ſchickte, ingleichen die Spanier 2). Die Roͤmiſchen Heerfuͤhrer und Kaiſer werden, wie Galba, von dem es ange- zeiget iſt, mehrentheils dergleichen Panzer getragen haben, und die man an ihrem Statuen ſieht, ſcheinen Panzer von Leinewand vorzuſtellen: denn es ſind in denſelben oft alle Muskeln ausgedruͤckt, welches leichter mit Leinewand uͤber eine Form gepreſſet, als in Erzt konnte geformet wer- den. Dieſe Leinewand wurde mit ſtarken Wein, oder Eßig, und Salz zu- gerichtet 3), acht bis zehenmal verdoppelt. Es finden ſich aber auch andere Panzer, die augenſcheinlich dergleichen Ruͤſtung von Erzt vorſtellen, und einige ſind den Panzern unſerer Cuiraßier voͤllig aͤhnlich: ſo haben ihn unter andern ein ſchoͤnes Bruſtbild des Titus, und zween liegende Gefan- gene, in der Villa Albani, die Panzer haben alle ihre Charniere oder Angeln auf beyden Seiten. Ueber die Helme der Alten merke ich, nach dem, was bereits von an- dern geſagt iſt, nur an, daß ſie nicht alle von Metall waren, ſondern es muͤſſen einige auch von Leder, oder von anderer geſchmeidigen Materie, ge- weſen ſeyn: denn der Helm unter dem Fuße der Statue eines Helden, in dem Pallaſte Farneſe, iſt zuſammengetreten, welches nicht mit Erzte geſchehen konnte. B. Von dem Helme. Beinruͤſtungen finden ſich haͤufig auf erhobenen Werken, und ge- ſchnittenen Steinen; von Statuen aber findet ſich nur eine einzige, wel- che dieſe hat, und zwar in der Villa Borgheſe. Unter den Hetruriern, und in Sardinien, waren auch Beinruͤſtungen im Gebrauche 4), die an ſtatt C. Von der Beinruͤſtung. 1) Pauſan. L. 6. p. 499. l. 12. 2) Strab. L. 3. p. 154. C. 3) Caſaub. ad Sueton. p. 202. A. 4) Winckelm. Deſcr. des Pier. grav. du Cab. de Stoſch, p. 201.

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Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 1. Dresden, 1764, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte01_1764/361>, abgerufen am 14.05.2024.