Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.unter den Römischen Kaisern. Vorurtheil ist nicht ohne Nutzen. Man stelle sich allezeit vor, viel zufinden, damit man viel suche, um etwas zu erblicken. Wären die Alten ärmer gewesen, so hätten sie besser von der Kunst geschrieben: wir sind gegen sie wie schlecht abgefundene Erben; aber wir kehren jeden Stein um, und durch Schlüsse von vielen einzelnen, gelangen wir wenigstens zu einer muthmaßlichen Versicherung, die lehrreicher werden kann, als die uns von den Alten hinterlassenen Nachrichten, die, außer einigen Anzei- gen von Einsicht, bloß historisch sind. Man muß sich nicht scheuen, die Wahrheit auch zum Nachtheile seiner Achtung zu suchen, und einige müssen irren, damit viele richtig gehen. [Abbildung]
unter den Roͤmiſchen Kaiſern. Vorurtheil iſt nicht ohne Nutzen. Man ſtelle ſich allezeit vor, viel zufinden, damit man viel ſuche, um etwas zu erblicken. Waͤren die Alten aͤrmer geweſen, ſo haͤtten ſie beſſer von der Kunſt geſchrieben: wir ſind gegen ſie wie ſchlecht abgefundene Erben; aber wir kehren jeden Stein um, und durch Schluͤſſe von vielen einzelnen, gelangen wir wenigſtens zu einer muthmaßlichen Verſicherung, die lehrreicher werden kann, als die uns von den Alten hinterlaſſenen Nachrichten, die, außer einigen Anzei- gen von Einſicht, bloß hiſtoriſch ſind. Man muß ſich nicht ſcheuen, die Wahrheit auch zum Nachtheile ſeiner Achtung zu ſuchen, und einige muͤſſen irren, damit viele richtig gehen. [Abbildung]
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unter den Roͤmiſchen Kaiſern.
Vorurtheil iſt nicht ohne Nutzen. Man ſtelle ſich allezeit vor, viel zu
finden, damit man viel ſuche, um etwas zu erblicken. Waͤren die Alten
aͤrmer geweſen, ſo haͤtten ſie beſſer von der Kunſt geſchrieben: wir ſind
gegen ſie wie ſchlecht abgefundene Erben; aber wir kehren jeden Stein
um, und durch Schluͤſſe von vielen einzelnen, gelangen wir wenigſtens
zu einer muthmaßlichen Verſicherung, die lehrreicher werden kann, als die
uns von den Alten hinterlaſſenen Nachrichten, die, außer einigen Anzei-
gen von Einſicht, bloß hiſtoriſch ſind. Man muß ſich nicht ſcheuen, die
Wahrheit auch zum Nachtheile ſeiner Achtung zu ſuchen, und einige muͤſſen
irren, damit viele richtig gehen.
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