Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

II Theil. Von der Kunst, nach den äußern Umständen
diese Zeit wird Aristodemon von Argos 1), Pythodorus von Theben 2),
nebst dem Damophon von Messene 3), zu setzen seyn: dieser machete
zu Aegium in Achaja 4) eine Juno Lucina von Holz mit den äußeren Thei-
len von Marmor. Von eben demselben war auch 5) ein hölzerner Mercu-
rius und Venus zu Megalopolis in Arcadien. Laphaes 6), dessen Apollo
im alten Stile zu Aegira in Achaja war, muß ohngefähr dieser Zeit nahe
seyn. Bald nachher that sich Demeas 7) hervor, von welchem eine Sta-
tue des Milo von Croton, zu Elis gearbeitet wurde; und dieses muß nach
der sechzigsten Olympias geschehen seyn, wie man aus den Zeiten des
Pythagoras schließen kann 8), und sonderlich, weil vor der sechzigsten
Olympias, den Ringern, wie Milo war, zu Elis keine Statuen gesetzet
wurden 9). Auf ihn folgeten Stomius und Somis, welche vor der
Schlacht bey Marathon blüheten 10), und Callon 11), der Schüler des
Tectäus. Von diesem waren fünf und dreyßig Statuen junger Leute von
Erzt, zu Elis, als Bildnisse von eben so viel jungen Messeniern aus Sici-
lien: die gelegentliche Begebenheit zu diesen Statuen erzählet Pausanias.
Zu gleicher Zeit mit dem Callon, lebeten Menächmus und Soidas von
Naupaclus 12); dieser machete eine Diana von Elfenbein und Golde, in
ihrem Tempel zu Paträ. Ferner blüheten Hegias und Ageladas 13), der
Meister des Polycletus, welcher unter andern den Cleosthenes, der in
der sechs und sechzigsten Olympias den Sieg erhielt, auf einen Wagen zu
Elis vorstellete. Einer von dessen Schülern, Ascarus 14), machte einen
Jupiter zu Elis mit einem Kranze von Blumen. Jn diese Zeit wäre

etwa
1) Pausan. L. 10. p. 801. l. 11.
2) Id. L. 9. p. 778. l. 22.
3) Id. L. 7. p. 582. lin, ult.
4) Ibid.
5) Id. L. 8. p. 665. l. 15.
6) Id. L. 7. p. 592. l. 25.
7) Id. L. 6. p. 486. l. 1.
8) Bentley's Difs. upon de Ep. of Phalar. p. 72. sq.
9) Pausan. L. 6. p. 497. l. 8.
10) Ibid. p. 488. l. 20.
11) Id. L. 5. p. 443. l. 15.
12) Id. L. 7. p. 570. l. 1.
13) Id. L. 6. p. 476.
14) Id. L. 5. p. 439. l. 14.

II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden
dieſe Zeit wird Ariſtodemon von Argos 1), Pythodorus von Theben 2),
nebſt dem Damophon von Meſſene 3), zu ſetzen ſeyn: dieſer machete
zu Aegium in Achaja 4) eine Juno Lucina von Holz mit den aͤußeren Thei-
len von Marmor. Von eben demſelben war auch 5) ein hoͤlzerner Mercu-
rius und Venus zu Megalopolis in Arcadien. Laphaes 6), deſſen Apollo
im alten Stile zu Aegira in Achaja war, muß ohngefaͤhr dieſer Zeit nahe
ſeyn. Bald nachher that ſich Demeas 7) hervor, von welchem eine Sta-
tue des Milo von Croton, zu Elis gearbeitet wurde; und dieſes muß nach
der ſechzigſten Olympias geſchehen ſeyn, wie man aus den Zeiten des
Pythagoras ſchließen kann 8), und ſonderlich, weil vor der ſechzigſten
Olympias, den Ringern, wie Milo war, zu Elis keine Statuen geſetzet
wurden 9). Auf ihn folgeten Stomius und Somis, welche vor der
Schlacht bey Marathon bluͤheten 10), und Callon 11), der Schuͤler des
Tectaͤus. Von dieſem waren fuͤnf und dreyßig Statuen junger Leute von
Erzt, zu Elis, als Bildniſſe von eben ſo viel jungen Meſſeniern aus Sici-
lien: die gelegentliche Begebenheit zu dieſen Statuen erzaͤhlet Pauſanias.
Zu gleicher Zeit mit dem Callon, lebeten Menaͤchmus und Soidas von
Naupaclus 12); dieſer machete eine Diana von Elfenbein und Golde, in
ihrem Tempel zu Patraͤ. Ferner bluͤheten Hegias und Ageladas 13), der
Meiſter des Polycletus, welcher unter andern den Cleoſthenes, der in
der ſechs und ſechzigſten Olympias den Sieg erhielt, auf einen Wagen zu
Elis vorſtellete. Einer von deſſen Schuͤlern, Aſcarus 14), machte einen
Jupiter zu Elis mit einem Kranze von Blumen. Jn dieſe Zeit waͤre

etwa
1) Pauſan. L. 10. p. 801. l. 11.
2) Id. L. 9. p. 778. l. 22.
3) Id. L. 7. p. 582. lin, ult.
4) Ibid.
5) Id. L. 8. p. 665. l. 15.
6) Id. L. 7. p. 592. l. 25.
7) Id. L. 6. p. 486. l. 1.
8) Bentley’s Difſ. upon de Ep. of Phalar. p. 72. ſq.
9) Pauſan. L. 6. p. 497. l. 8.
10) Ibid. p. 488. l. 20.
11) Id. L. 5. p. 443. l. 15.
12) Id. L. 7. p. 570. l. 1.
13) Id. L. 6. p. 476.
14) Id. L. 5. p. 439. l. 14.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0006" n="318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II</hi> Theil. Von der Kun&#x017F;t, nach den a&#x0364;ußern Um&#x017F;ta&#x0364;nden</hi></fw><lb/>
die&#x017F;e Zeit wird <hi rendition="#fr">Ari&#x017F;todemon</hi> von Argos <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Pau&#x017F;an. L. 10. p. 801. l.</hi> 11.</note>, <hi rendition="#fr">Pythodorus</hi> von Theben <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Id. L. 9. p. 778. l.</hi> 22.</note>,<lb/>
neb&#x017F;t dem <hi rendition="#fr">Damophon</hi> von Me&#x017F;&#x017F;ene <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Id. L. 7. p. 582. lin, ult.</hi></note>, zu &#x017F;etzen &#x017F;eyn: die&#x017F;er machete<lb/>
zu Aegium in Achaja <note place="foot" n="4)"><hi rendition="#aq">Ibid.</hi></note> eine Juno Lucina von Holz mit den a&#x0364;ußeren Thei-<lb/>
len von Marmor. Von eben dem&#x017F;elben war auch <note place="foot" n="5)"><hi rendition="#aq">Id. L. 8. p. 665. l.</hi> 15.</note> ein ho&#x0364;lzerner Mercu-<lb/>
rius und Venus zu Megalopolis in Arcadien. <hi rendition="#fr">Laphaes</hi> <note place="foot" n="6)"><hi rendition="#aq">Id. L. 7. p. 592. l.</hi> 25.</note>, de&#x017F;&#x017F;en Apollo<lb/>
im alten Stile zu Aegira in Achaja war, muß ohngefa&#x0364;hr die&#x017F;er Zeit nahe<lb/>
&#x017F;eyn. Bald nachher that &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Demeas</hi> <note place="foot" n="7)"><hi rendition="#aq">Id. L. 6. p. 486. l.</hi> 1.</note> hervor, von welchem eine Sta-<lb/>
tue des Milo von Croton, zu Elis gearbeitet wurde; und die&#x017F;es muß nach<lb/>
der &#x017F;echzig&#x017F;ten Olympias ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn, wie man aus den Zeiten des<lb/>
Pythagoras &#x017F;chließen kann <note place="foot" n="8)"><hi rendition="#aq">Bentley&#x2019;s Dif&#x017F;. upon de Ep. of Phalar. p. 72. &#x017F;q.</hi></note>, und &#x017F;onderlich, weil vor der &#x017F;echzig&#x017F;ten<lb/>
Olympias, den Ringern, wie Milo war, zu Elis keine Statuen ge&#x017F;etzet<lb/>
wurden <note place="foot" n="9)"><hi rendition="#aq">Pau&#x017F;an. L. 6. p. 497. l.</hi> 8.</note>. Auf ihn folgeten <hi rendition="#fr">Stomius</hi> und <hi rendition="#fr">Somis,</hi> welche vor der<lb/>
Schlacht bey Marathon blu&#x0364;heten <note place="foot" n="10)"><hi rendition="#aq">Ibid. p. 488. l.</hi> 20.</note>, und <hi rendition="#fr">Callon</hi> <note place="foot" n="11)"><hi rendition="#aq">Id. L. 5. p. 443. l.</hi> 15.</note>, der Schu&#x0364;ler des<lb/><hi rendition="#fr">Tecta&#x0364;us.</hi> Von die&#x017F;em waren fu&#x0364;nf und dreyßig Statuen junger Leute von<lb/>
Erzt, zu Elis, als Bildni&#x017F;&#x017F;e von eben &#x017F;o viel jungen Me&#x017F;&#x017F;eniern aus Sici-<lb/>
lien: die gelegentliche Begebenheit zu die&#x017F;en Statuen erza&#x0364;hlet Pau&#x017F;anias.<lb/>
Zu gleicher Zeit mit dem Callon, lebeten <hi rendition="#fr">Mena&#x0364;chmus</hi> und <hi rendition="#fr">Soidas</hi> von<lb/>
Naupaclus <note place="foot" n="12)"><hi rendition="#aq">Id. L. 7. p. 570. l.</hi> 1.</note>; die&#x017F;er machete eine Diana von Elfenbein und Golde, in<lb/>
ihrem Tempel zu Patra&#x0364;. Ferner blu&#x0364;heten <hi rendition="#fr">Hegias</hi> und <hi rendition="#fr">Ageladas</hi> <note place="foot" n="13)"><hi rendition="#aq">Id. L. 6. p.</hi> 476.</note>, der<lb/>
Mei&#x017F;ter des Polycletus, welcher unter andern den <hi rendition="#fr">Cleo&#x017F;thenes,</hi> der in<lb/>
der &#x017F;echs und &#x017F;echzig&#x017F;ten Olympias den Sieg erhielt, auf einen Wagen zu<lb/>
Elis vor&#x017F;tellete. Einer von de&#x017F;&#x017F;en Schu&#x0364;lern, <hi rendition="#fr">A&#x017F;carus</hi> <note place="foot" n="14)"><hi rendition="#aq">Id. L. 5. p. 439. l.</hi> 14.</note>, machte einen<lb/>
Jupiter zu Elis mit einem Kranze von Blumen. Jn die&#x017F;e Zeit wa&#x0364;re<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">etwa</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0006] II Theil. Von der Kunſt, nach den aͤußern Umſtaͤnden dieſe Zeit wird Ariſtodemon von Argos 1), Pythodorus von Theben 2), nebſt dem Damophon von Meſſene 3), zu ſetzen ſeyn: dieſer machete zu Aegium in Achaja 4) eine Juno Lucina von Holz mit den aͤußeren Thei- len von Marmor. Von eben demſelben war auch 5) ein hoͤlzerner Mercu- rius und Venus zu Megalopolis in Arcadien. Laphaes 6), deſſen Apollo im alten Stile zu Aegira in Achaja war, muß ohngefaͤhr dieſer Zeit nahe ſeyn. Bald nachher that ſich Demeas 7) hervor, von welchem eine Sta- tue des Milo von Croton, zu Elis gearbeitet wurde; und dieſes muß nach der ſechzigſten Olympias geſchehen ſeyn, wie man aus den Zeiten des Pythagoras ſchließen kann 8), und ſonderlich, weil vor der ſechzigſten Olympias, den Ringern, wie Milo war, zu Elis keine Statuen geſetzet wurden 9). Auf ihn folgeten Stomius und Somis, welche vor der Schlacht bey Marathon bluͤheten 10), und Callon 11), der Schuͤler des Tectaͤus. Von dieſem waren fuͤnf und dreyßig Statuen junger Leute von Erzt, zu Elis, als Bildniſſe von eben ſo viel jungen Meſſeniern aus Sici- lien: die gelegentliche Begebenheit zu dieſen Statuen erzaͤhlet Pauſanias. Zu gleicher Zeit mit dem Callon, lebeten Menaͤchmus und Soidas von Naupaclus 12); dieſer machete eine Diana von Elfenbein und Golde, in ihrem Tempel zu Patraͤ. Ferner bluͤheten Hegias und Ageladas 13), der Meiſter des Polycletus, welcher unter andern den Cleoſthenes, der in der ſechs und ſechzigſten Olympias den Sieg erhielt, auf einen Wagen zu Elis vorſtellete. Einer von deſſen Schuͤlern, Aſcarus 14), machte einen Jupiter zu Elis mit einem Kranze von Blumen. Jn dieſe Zeit waͤre etwa 1) Pauſan. L. 10. p. 801. l. 11. 2) Id. L. 9. p. 778. l. 22. 3) Id. L. 7. p. 582. lin, ult. 4) Ibid. 5) Id. L. 8. p. 665. l. 15. 6) Id. L. 7. p. 592. l. 25. 7) Id. L. 6. p. 486. l. 1. 8) Bentley’s Difſ. upon de Ep. of Phalar. p. 72. ſq. 9) Pauſan. L. 6. p. 497. l. 8. 10) Ibid. p. 488. l. 20. 11) Id. L. 5. p. 443. l. 15. 12) Id. L. 7. p. 570. l. 1. 13) Id. L. 6. p. 476. 14) Id. L. 5. p. 439. l. 14.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/6
Zitationshilfe: Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winckelmann_kunstgeschichte02_1764/6>, abgerufen am 24.11.2024.