Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.der Zeit unter den Griechen betrachtet. und den Tempel des Apollo zu Delos ließ er mit einer Menge Altäre undStatuen auszieren; der Stadt Tegea bauete er ein prächtiges Theater von Marmor 1). Mit dieses Königs Tode scheint auch die Kunst der Griechen in Syrien ausgestorben zu seyn: denn da den Syrischen Königen, nach der Schlacht bey Magnesia, das Gebürge Taurus zur Gränze gesetzet war, und sie sich alles dessen, was sie in Phrygien, und in dem Jonischen Asien besessen hatten, begeben mußten, so war dadurch die Gemeinschaft mit den Griechen gleichsam abgeschnitten, und jenseit des Gebirges war nicht das Land, wo sich eine Schule Griechischer Künstler erhalten konnte. Nach gedachtem Siege über dieses Königs Vater, brachte Lucius Scipio eine unglaubliche Menge Statuen nach Rom, und dieses geschah in der hundert und sieben und vierzigsten Olympias. Wenn es wahr ist, was Fulvius Ursinus sagt, und wissen konnte, daß der schöne Kopf des Bruders dieses Scipio, des ältern Africanus, von Basalt, im Pallaste Rospigliosi, zu Liternum, ohnweit Cuma, gefunden worden, wo dieser große Mann sein Leben beschlossen hat, so wäre dieser Kopf ein Denkmaal aus dieser Zeit 2). Statuen desselben, welche ein neuer Römischer Dichter kühnlich anführet 3), finden sich nicht vom Scipio. Die Münzen der Nachfolger des kunstlie- benden Königs in Syrien, zeugen von dem Falle derselben, und eine sil- berne Münze Königs Philippus, des drey und zwanzigsten, vom Seleu- cus 1) Livius L. 41. c. 25. 2) Dieser Kopf war ehemals in dem berühmten Hause Cesi, und das Haus Rospigliosi mußte denselben, da der letzte aus jenem Hause starb, für eine Schuldforderung von 3000. Scudi annehmen. Auf dem Kopfe zur Rechten sieht man eine Wunde, als ei- nen Kreuzschnitt, angezeiget, und eben dieses Zeichen findet sich an drey ähnlichen Kö- pfen in Marmor; der eine ist im Pallaste Barberini, der andere im Campidoglio, und der dritte in der Villa Albani. Ein anderer Kopf, welcher wegen der Aehnlichkeit den Namen Scipio führet, befindet sich in den Zimmern der Conservatori im Campi- doglio, und wurde von Pabst Clemens XI. dahin geschenket, welcher denselben mit 800 Scudi erstand; dieser Kopf hat gedachte Wunde nicht. 3) Concorso dell' Acad. di S. Luca, a. 1750. p. 43.
der Zeit unter den Griechen betrachtet. und den Tempel des Apollo zu Delos ließ er mit einer Menge Altaͤre undStatuen auszieren; der Stadt Tegea bauete er ein praͤchtiges Theater von Marmor 1). Mit dieſes Koͤnigs Tode ſcheint auch die Kunſt der Griechen in Syrien ausgeſtorben zu ſeyn: denn da den Syriſchen Koͤnigen, nach der Schlacht bey Magneſia, das Gebuͤrge Taurus zur Graͤnze geſetzet war, und ſie ſich alles deſſen, was ſie in Phrygien, und in dem Joniſchen Aſien beſeſſen hatten, begeben mußten, ſo war dadurch die Gemeinſchaft mit den Griechen gleichſam abgeſchnitten, und jenſeit des Gebirges war nicht das Land, wo ſich eine Schule Griechiſcher Kuͤnſtler erhalten konnte. Nach gedachtem Siege uͤber dieſes Koͤnigs Vater, brachte Lucius Scipio eine unglaubliche Menge Statuen nach Rom, und dieſes geſchah in der hundert und ſieben und vierzigſten Olympias. Wenn es wahr iſt, was Fulvius Urſinus ſagt, und wiſſen konnte, daß der ſchoͤne Kopf des Bruders dieſes Scipio, des aͤltern Africanus, von Baſalt, im Pallaſte Roſpiglioſi, zu Liternum, ohnweit Cuma, gefunden worden, wo dieſer große Mann ſein Leben beſchloſſen hat, ſo waͤre dieſer Kopf ein Denkmaal aus dieſer Zeit 2). Statuen deſſelben, welche ein neuer Roͤmiſcher Dichter kuͤhnlich anfuͤhret 3), finden ſich nicht vom Scipio. Die Muͤnzen der Nachfolger des kunſtlie- benden Koͤnigs in Syrien, zeugen von dem Falle derſelben, und eine ſil- berne Muͤnze Koͤnigs Philippus, des drey und zwanzigſten, vom Seleu- cus 1) Livius L. 41. c. 25. 2) Dieſer Kopf war ehemals in dem beruͤhmten Hauſe Ceſi, und das Haus Roſpiglioſi mußte denſelben, da der letzte aus jenem Hauſe ſtarb, fuͤr eine Schuldforderung von 3000. Scudi annehmen. Auf dem Kopfe zur Rechten ſieht man eine Wunde, als ei- nen Kreuzſchnitt, angezeiget, und eben dieſes Zeichen findet ſich an drey aͤhnlichen Koͤ- pfen in Marmor; der eine iſt im Pallaſte Barberini, der andere im Campidoglio, und der dritte in der Villa Albani. Ein anderer Kopf, welcher wegen der Aehnlichkeit den Namen Scipio fuͤhret, befindet ſich in den Zimmern der Conſervatori im Campi- doglio, und wurde von Pabſt Clemens XI. dahin geſchenket, welcher denſelben mit 800 Scudi erſtand; dieſer Kopf hat gedachte Wunde nicht. 3) Concorſo dell’ Acad. di S. Luca, a. 1750. p. 43.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0063" n="375"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Zeit unter den Griechen betrachtet.</hi></fw><lb/> und den Tempel des Apollo zu Delos ließ er mit einer Menge Altaͤre und<lb/> Statuen auszieren; der Stadt Tegea bauete er ein praͤchtiges Theater von<lb/> Marmor <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Livius L. 41. c.</hi> 25.</note>. Mit dieſes Koͤnigs Tode ſcheint auch die Kunſt der Griechen<lb/> in Syrien ausgeſtorben zu ſeyn: denn da den Syriſchen Koͤnigen, nach<lb/> der Schlacht bey Magneſia, das Gebuͤrge Taurus zur Graͤnze geſetzet war,<lb/> und ſie ſich alles deſſen, was ſie in Phrygien, und in dem Joniſchen Aſien<lb/> beſeſſen hatten, begeben mußten, ſo war dadurch die Gemeinſchaft mit den<lb/> Griechen gleichſam abgeſchnitten, und jenſeit des Gebirges war nicht das<lb/> Land, wo ſich eine Schule Griechiſcher Kuͤnſtler erhalten konnte. Nach<lb/> gedachtem Siege uͤber dieſes Koͤnigs Vater, brachte Lucius Scipio eine<lb/> unglaubliche Menge Statuen nach Rom, und dieſes geſchah in der hundert<lb/> und ſieben und vierzigſten Olympias. Wenn es wahr iſt, was Fulvius<lb/> Urſinus ſagt, und wiſſen konnte, daß der ſchoͤne Kopf des Bruders dieſes<lb/> Scipio, des aͤltern Africanus, von Baſalt, im Pallaſte Roſpiglioſi, zu<lb/> Liternum, ohnweit Cuma, gefunden worden, wo dieſer große Mann ſein<lb/> Leben beſchloſſen hat, ſo waͤre dieſer Kopf ein Denkmaal aus dieſer Zeit <note place="foot" n="2)">Dieſer Kopf war ehemals in dem beruͤhmten Hauſe Ceſi, und das Haus Roſpiglioſi<lb/> mußte denſelben, da der letzte aus jenem Hauſe ſtarb, fuͤr eine Schuldforderung von<lb/> 3000. Scudi annehmen. Auf dem Kopfe zur Rechten ſieht man eine Wunde, als ei-<lb/> nen Kreuzſchnitt, angezeiget, und eben dieſes Zeichen findet ſich an drey aͤhnlichen Koͤ-<lb/> pfen in Marmor; der eine iſt im Pallaſte Barberini, der andere im Campidoglio, und<lb/> der dritte in der Villa Albani. Ein anderer Kopf, welcher wegen der Aehnlichkeit<lb/> den Namen Scipio fuͤhret, befindet ſich in den Zimmern der Conſervatori im Campi-<lb/> doglio, und wurde von Pabſt Clemens <hi rendition="#aq">XI.</hi> dahin geſchenket, welcher denſelben mit 800<lb/> Scudi erſtand; dieſer Kopf hat gedachte Wunde nicht.</note>.<lb/> Statuen deſſelben, welche ein neuer Roͤmiſcher Dichter kuͤhnlich anfuͤhret <note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq">Concorſo dell’ Acad. di S. Luca, a. 1750. p.</hi> 43.</note>,<lb/> finden ſich nicht vom Scipio. Die Muͤnzen der Nachfolger des kunſtlie-<lb/> benden Koͤnigs in Syrien, zeugen von dem Falle derſelben, und eine ſil-<lb/> berne Muͤnze Koͤnigs Philippus, des drey und zwanzigſten, vom Seleu-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">cus</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [375/0063]
der Zeit unter den Griechen betrachtet.
und den Tempel des Apollo zu Delos ließ er mit einer Menge Altaͤre und
Statuen auszieren; der Stadt Tegea bauete er ein praͤchtiges Theater von
Marmor 1). Mit dieſes Koͤnigs Tode ſcheint auch die Kunſt der Griechen
in Syrien ausgeſtorben zu ſeyn: denn da den Syriſchen Koͤnigen, nach
der Schlacht bey Magneſia, das Gebuͤrge Taurus zur Graͤnze geſetzet war,
und ſie ſich alles deſſen, was ſie in Phrygien, und in dem Joniſchen Aſien
beſeſſen hatten, begeben mußten, ſo war dadurch die Gemeinſchaft mit den
Griechen gleichſam abgeſchnitten, und jenſeit des Gebirges war nicht das
Land, wo ſich eine Schule Griechiſcher Kuͤnſtler erhalten konnte. Nach
gedachtem Siege uͤber dieſes Koͤnigs Vater, brachte Lucius Scipio eine
unglaubliche Menge Statuen nach Rom, und dieſes geſchah in der hundert
und ſieben und vierzigſten Olympias. Wenn es wahr iſt, was Fulvius
Urſinus ſagt, und wiſſen konnte, daß der ſchoͤne Kopf des Bruders dieſes
Scipio, des aͤltern Africanus, von Baſalt, im Pallaſte Roſpiglioſi, zu
Liternum, ohnweit Cuma, gefunden worden, wo dieſer große Mann ſein
Leben beſchloſſen hat, ſo waͤre dieſer Kopf ein Denkmaal aus dieſer Zeit 2).
Statuen deſſelben, welche ein neuer Roͤmiſcher Dichter kuͤhnlich anfuͤhret 3),
finden ſich nicht vom Scipio. Die Muͤnzen der Nachfolger des kunſtlie-
benden Koͤnigs in Syrien, zeugen von dem Falle derſelben, und eine ſil-
berne Muͤnze Koͤnigs Philippus, des drey und zwanzigſten, vom Seleu-
cus
1) Livius L. 41. c. 25.
2) Dieſer Kopf war ehemals in dem beruͤhmten Hauſe Ceſi, und das Haus Roſpiglioſi
mußte denſelben, da der letzte aus jenem Hauſe ſtarb, fuͤr eine Schuldforderung von
3000. Scudi annehmen. Auf dem Kopfe zur Rechten ſieht man eine Wunde, als ei-
nen Kreuzſchnitt, angezeiget, und eben dieſes Zeichen findet ſich an drey aͤhnlichen Koͤ-
pfen in Marmor; der eine iſt im Pallaſte Barberini, der andere im Campidoglio, und
der dritte in der Villa Albani. Ein anderer Kopf, welcher wegen der Aehnlichkeit
den Namen Scipio fuͤhret, befindet ſich in den Zimmern der Conſervatori im Campi-
doglio, und wurde von Pabſt Clemens XI. dahin geſchenket, welcher denſelben mit 800
Scudi erſtand; dieſer Kopf hat gedachte Wunde nicht.
3) Concorſo dell’ Acad. di S. Luca, a. 1750. p. 43.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |