Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.unter den Römischen Kaisern. funden, welche sich itzo in der Königlichen Farnesischen Gallerie zu Ca-po di Monte bey Neapel befindet: von diesem Stücke hat gedachter Scri- bent keine Nachricht gehabt. Jn der Feinheit der Arbeit aber wird dieses sowohl, als jenes, übertroffen von einem schätzbaren Werke, welches in der verschütteten Stadt Pompeji den 28. April dieses 1763. Jahres entdecket worden. Es ward dasselbe in der Mitte des Fußbodens eines Zimmers gefunden, und deutet auf die Pracht der Alten und des ehemaligen Gebäu- des, in dem es gestanden hat, ist zween Römische Palmen hoch, und stel- let vier Figuren vor, welche Comische Masken vor dem Gesichte haben, und auf Jnstrumenten spielen. Die erste Figur zur rechten Hand spielet das, was man in Jtalien den Tamburino nennet; die andere schlägt die Crotali, oder kleine Becken an einander, und diese beyde sind Männliche Figuren. Die dritte ist Weiblich, ins Profil gekehret, und bläst zwo Flöten; die vierte ist ein Kind, welches die Schalmey bläst. Die kleinen Steinchen zum Grunde dieses Gemäldes sind in der Größe eines ganz zu oberst abgestutzten Federkiels, und vermindern sich in den Figuren, bis sie dem bloßen Auge nicht mehr kenntlich sind; es sind sogar die behaarten Au- genbranen an den Masken ausgedrücket. Den Werth dieser unnachahmli- chen Arbeit erhöhet der Name des Künstlers mit schwarzen Buchstaben: [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. Wäre es möglich gewesen, die Kunst zu ihrer vormaligen Herrlichkeitb. welcher 1) Euseb. Praep. Evang. L. 4. p. 92. l. 9. Ibid. p. 98. l. 25.
unter den Roͤmiſchen Kaiſern. funden, welche ſich itzo in der Koͤniglichen Farneſiſchen Gallerie zu Ca-po di Monte bey Neapel befindet: von dieſem Stuͤcke hat gedachter Scri- bent keine Nachricht gehabt. Jn der Feinheit der Arbeit aber wird dieſes ſowohl, als jenes, uͤbertroffen von einem ſchaͤtzbaren Werke, welches in der verſchuͤtteten Stadt Pompeji den 28. April dieſes 1763. Jahres entdecket worden. Es ward daſſelbe in der Mitte des Fußbodens eines Zimmers gefunden, und deutet auf die Pracht der Alten und des ehemaligen Gebaͤu- des, in dem es geſtanden hat, iſt zween Roͤmiſche Palmen hoch, und ſtel- let vier Figuren vor, welche Comiſche Masken vor dem Geſichte haben, und auf Jnſtrumenten ſpielen. Die erſte Figur zur rechten Hand ſpielet das, was man in Jtalien den Tamburino nennet; die andere ſchlaͤgt die Crotali, oder kleine Becken an einander, und dieſe beyde ſind Maͤnnliche Figuren. Die dritte iſt Weiblich, ins Profil gekehret, und blaͤſt zwo Floͤten; die vierte iſt ein Kind, welches die Schalmey blaͤſt. Die kleinen Steinchen zum Grunde dieſes Gemaͤldes ſind in der Groͤße eines ganz zu oberſt abgeſtutzten Federkiels, und vermindern ſich in den Figuren, bis ſie dem bloßen Auge nicht mehr kenntlich ſind; es ſind ſogar die behaarten Au- genbranen an den Masken ausgedruͤcket. Den Werth dieſer unnachahmli- chen Arbeit erhoͤhet der Name des Kuͤnſtlers mit ſchwarzen Buchſtaben: [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. Waͤre es moͤglich geweſen, die Kunſt zu ihrer vormaligen Herrlichkeitb. welcher 1) Euſeb. Præp. Evang. L. 4. p. 92. l. 9. Ibid. p. 98. l. 25.
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unter den Roͤmiſchen Kaiſern.
funden, welche ſich itzo in der Koͤniglichen Farneſiſchen Gallerie zu Ca-
po di Monte bey Neapel befindet: von dieſem Stuͤcke hat gedachter Scri-
bent keine Nachricht gehabt. Jn der Feinheit der Arbeit aber wird dieſes
ſowohl, als jenes, uͤbertroffen von einem ſchaͤtzbaren Werke, welches in der
verſchuͤtteten Stadt Pompeji den 28. April dieſes 1763. Jahres entdecket
worden. Es ward daſſelbe in der Mitte des Fußbodens eines Zimmers
gefunden, und deutet auf die Pracht der Alten und des ehemaligen Gebaͤu-
des, in dem es geſtanden hat, iſt zween Roͤmiſche Palmen hoch, und ſtel-
let vier Figuren vor, welche Comiſche Masken vor dem Geſichte haben,
und auf Jnſtrumenten ſpielen. Die erſte Figur zur rechten Hand ſpielet
das, was man in Jtalien den Tamburino nennet; die andere ſchlaͤgt die
Crotali, oder kleine Becken an einander, und dieſe beyde ſind Maͤnnliche
Figuren. Die dritte iſt Weiblich, ins Profil gekehret, und blaͤſt zwo
Floͤten; die vierte iſt ein Kind, welches die Schalmey blaͤſt. Die kleinen
Steinchen zum Grunde dieſes Gemaͤldes ſind in der Groͤße eines ganz zu
oberſt abgeſtutzten Federkiels, und vermindern ſich in den Figuren, bis ſie
dem bloßen Auge nicht mehr kenntlich ſind; es ſind ſogar die behaarten Au-
genbranen an den Masken ausgedruͤcket. Den Werth dieſer unnachahmli-
chen Arbeit erhoͤhet der Name des Kuͤnſtlers mit ſchwarzen Buchſtaben:
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Waͤre es moͤglich geweſen, die Kunſt zu ihrer vormaligen Herrlichkeit
zu erheben, ſo war Hadrian der Mann, dem es hierzu weder an Kennt-
niß, noch an Bemuͤhung fehlete: aber der Geiſt der Freyheit war aus der
Welt gewichen, und die Quelle zum erhabenen Denken und zum wahren
Ruhme war verſchwunden. Es kann auch als eine Urſache der aufgeklaͤrte
Aberglauben und die Chriſtliche Lehre angegeben werden, welche ſich ei-
gentlich unter dieſem Kaiſer anfieng auszubreiten 1) Die Gelehrſamkeit,
welcher
b.
Von der Be-
ſchaffenheit
und dem Sti-
le der Kunſt
ſeiner Zeit.
1) Euſeb. Præp. Evang. L. 4. p. 92. l. 9. Ibid. p. 98. l. 25.
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