Winckelmann, Johann Joachim: Geschichte der Kunst des Alterthums. Bd. 2. Dresden, 1764.unter den Römischen Kaisern. Die Antoniner schätzten die Künste, und Marcus Aurelius verstandK. Die Zeit der Antoniner ist in der Kunst, wie die scheinbare Besserung Von 1) Capitolin. in M. Aurel. p. 24. A. 2) [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]. 3) v. Galen. de pulsuum differ. sub init. 4) Arrian. Epict. L. 1. c. 6. p. 35. F f f 2
unter den Roͤmiſchen Kaiſern. Die Antoniner ſchaͤtzten die Kuͤnſte, und Marcus Aurelius verſtandK. Die Zeit der Antoniner iſt in der Kunſt, wie die ſcheinbare Beſſerung Von 1) Capitolin. in M. Aurel. p. 24. A. 2) [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]. 3) v. Galen. de pulſuum differ. ſub init. 4) Arrian. Epict. L. 1. c. 6. p. 35. F f f 2
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unter den Roͤmiſchen Kaiſern.
Die Antoniner ſchaͤtzten die Kuͤnſte, und Marcus Aurelius verſtand
die Zeichnung, in welcher ihn Diognetus, ein weiſer Mann, unterrich-
tete 1); dieſer war zugleich ſein Lehrer in der Weltweisheit; aber die gu-
ten Kuͤnſtler fiengen an ſelten zu werden, und die vormalige allgemeine Ach-
tung fuͤr dieſelben verlohr ſich, wie man aus den Begriffen dieſer Zeit
ſchließen kann. Die Sophiſten, welche itzo gleichſam auf den Thron er-
hoben wurden, und denen die Antoniner oͤffentliche Lehrſtuͤhle bauen, und
ein großes Gehalt auf ihre Lunge und Stimmen zahlen ließen 2), Men-
ſchen ohne eigene Vernunft und Geſchmack 3), ſchrien wider alles, was
nicht gelehrt war, und ein geſchickter Kuͤnſtler war in ihren Augen wie ein
Handwerker. Jhr Urtheil von der Kunſt iſt dasjenige, welches Lucianus
der Gelehrſamkeit in ſeinem Traume in den Mund leget; ja es wurde an
jungen Leuten als eine Niedertraͤchtigkeit ausgeleget, nur zu wuͤnſchen ein
Phidias zu werden. Daher es faſt zu verwundern iſt, daß Arrianus,
ein Scribent dieſer Zeit, es fuͤr ein Ungluͤck haͤlt, den Jupiter des Phidias
nicht geſehen zu haben 4).
K.
Unter den
Antoninern.
a.
Allgemeine
Betrachtung
uͤber die Kunſt.
Die Zeit der Antoniner iſt in der Kunſt, wie die ſcheinbare Beſſerung
gefaͤhrlicher Kranken kurz vor ihrem Ende, in welchen das Leben bis auf
einen duͤnnen Faden des Hauchs gebracht, dem Lichte einer Lampe aͤhnlich
iſt, welches, ehe es gaͤnzlich verloͤſchet, alle Nahrung ſammelt, in eine
helle Flamme auffaͤhrt, und ploͤtzlich verloͤſchet. Es lebeten noch die Kuͤnſt-
ler, welche ſich unter dem Hadrian gebildet hatten, und die großen Wer-
ke, noch mehr aber der uͤbrige gute Geſchmack und die Einſicht beſagter
Kaiſer und ihres Hofes, gaben ihnen Gelegenheit, ſich zu zeigen; aber
nach ihrer Zeit fiel die Kunſt mit einmal. Antoninus Pius bauete ſeine
praͤchtige Villa bey Lavinium, deren Truͤmmer von ihrer Groͤße zeigen.
Von
1) Capitolin. in M. Aurel. p. 24. A.
2) _ .
3) v. Galen. de pulſuum differ. ſub init.
4) Arrian. Epict. L. 1. c. 6. p. 35.
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