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Winkler, Johann Heinrich: Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Electricität. Leipzig, 1744.

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Der physicalische Theil
aller dieser Körper gehen: so sollte man ver-
muthen, daß dieselbe an den Flächen der Kör-
per auf dem Erdboden merklich werden müßte,
wenn man auf ein blauseidnes Netz über ei-
nem Vierecke träte. Allein es ist zur Zeit noch
unbekannt, ob nicht die Luft selber eine gewiße
Electricität erhält. Wenn dieses wäre: so
würde die Luft, mit welcher der Mensch auf
dem seidnen Netze umgeben ist, so stark elec-
trisiret, als die Luft um die übrigen Körper.
Solchergestalt könnte man die Electricität nicht
wahrnehmen, ob sie wirklich da wäre. Denn
wenn zween Körper gleich stark electrisiret sind:
so kann keiner an dem andern eine electrische
Bewegung hervorbringen.

Wenn ein electrisirter Mensch einen Fin-
ger der rechten Hand gegen einen an der
Linken hält: so empfindet er nicht die gering-
ste Bewegung. Wer wollte aber daher mit
Wahrheit schliessen, daß an den Flächen dieser
Finger keine electrische Bewegungen wären?
Denn sobald der electrisirte Mensch einen von
diesen Fingern gegen ein unelectrisirtes Metall
hält: so werden electrische Funken erzeuget.

Die

Der phyſicaliſche Theil
aller dieſer Koͤrper gehen: ſo ſollte man ver-
muthen, daß dieſelbe an den Flaͤchen der Koͤr-
per auf dem Erdboden merklich werden muͤßte,
wenn man auf ein blauſeidnes Netz uͤber ei-
nem Vierecke traͤte. Allein es iſt zur Zeit noch
unbekannt, ob nicht die Luft ſelber eine gewiße
Electricitaͤt erhaͤlt. Wenn dieſes waͤre: ſo
wuͤrde die Luft, mit welcher der Menſch auf
dem ſeidnen Netze umgeben iſt, ſo ſtark elec-
triſiret, als die Luft um die uͤbrigen Koͤrper.
Solchergeſtalt koͤnnte man die Electricitaͤt nicht
wahrnehmen, ob ſie wirklich da waͤre. Denn
wenn zween Koͤrper gleich ſtark electriſiret ſind:
ſo kann keiner an dem andern eine electriſche
Bewegung hervorbringen.

Wenn ein electriſirter Menſch einen Fin-
ger der rechten Hand gegen einen an der
Linken haͤlt: ſo empfindet er nicht die gering-
ſte Bewegung. Wer wollte aber daher mit
Wahrheit ſchlieſſen, daß an den Flaͤchen dieſer
Finger keine electriſche Bewegungen waͤren?
Denn ſobald der electriſirte Menſch einen von
dieſen Fingern gegen ein unelectriſirtes Metall
haͤlt: ſo werden electriſche Funken erzeuget.

Die
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[152/0184] Der phyſicaliſche Theil aller dieſer Koͤrper gehen: ſo ſollte man ver- muthen, daß dieſelbe an den Flaͤchen der Koͤr- per auf dem Erdboden merklich werden muͤßte, wenn man auf ein blauſeidnes Netz uͤber ei- nem Vierecke traͤte. Allein es iſt zur Zeit noch unbekannt, ob nicht die Luft ſelber eine gewiße Electricitaͤt erhaͤlt. Wenn dieſes waͤre: ſo wuͤrde die Luft, mit welcher der Menſch auf dem ſeidnen Netze umgeben iſt, ſo ſtark elec- triſiret, als die Luft um die uͤbrigen Koͤrper. Solchergeſtalt koͤnnte man die Electricitaͤt nicht wahrnehmen, ob ſie wirklich da waͤre. Denn wenn zween Koͤrper gleich ſtark electriſiret ſind: ſo kann keiner an dem andern eine electriſche Bewegung hervorbringen. Wenn ein electriſirter Menſch einen Fin- ger der rechten Hand gegen einen an der Linken haͤlt: ſo empfindet er nicht die gering- ſte Bewegung. Wer wollte aber daher mit Wahrheit ſchlieſſen, daß an den Flaͤchen dieſer Finger keine electriſche Bewegungen waͤren? Denn ſobald der electriſirte Menſch einen von dieſen Fingern gegen ein unelectriſirtes Metall haͤlt: ſo werden electriſche Funken erzeuget. Die

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Zitationshilfe: Winkler, Johann Heinrich: Gedanken von den Eigenschaften, Wirkungen und Ursachen der Electricität. Leipzig, 1744, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/winkler_gedanken_1744/184>, abgerufen am 26.11.2024.