Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.drohete Christenheit gerettet haben? -- Fraget die Geschichte, und sie Es war beschlossen worden, beide Fahnen dem ältesten der Festord- Bei dieser Gelegenheit sprach der für gesetzliche Freiheit wacker ar- Indem wir die Fahne, das Symbol der Einigung Deutschlands, Bei dem Empfange der glorreichen und ehrwürdigen Panner zweier Meine Herren! So wäre denn das Hambacher Fest, das bei manchen Schwachen, Möge der von allen gutgesinnten Deutschen hier ausgestreute Samen drohete Chriſtenheit gerettet haben? — Fraget die Geſchichte, und ſie Es war beſchloſſen worden, beide Fahnen dem älteſten der Feſtord- Bei dieſer Gelegenheit ſprach der für geſetzliche Freiheit wacker ar- Indem wir die Fahne, das Symbol der Einigung Deutſchlands, Bei dem Empfange der glorreichen und ehrwürdigen Panner zweier Meine Herren! So waͤre denn das Hambacher Feſt, das bei manchen Schwachen, Moͤge der von allen gutgeſinnten Deutſchen hier ausgeſtreute Samen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0038" n="96"/> drohete Chriſtenheit gerettet haben? — Fraget die Geſchichte, und ſie<lb/> wird Euch überzeugen, daß Polen ein fortbrennendes Opfer auf dem<lb/> Altare der Menſchheit ſeit Jahrhunderten geweſen iſt. Und vor dieſem<lb/> letzten Kampfe, ihr wiſſet es wohl, gegen wen der Knutenkaiſer ſeine<lb/> Schaaren gerüſtet hatte. In der größten Gefahr befand ſich die euro-<lb/> päiſche Civiliſation. Polen, ſeinem heiligen Berufe folgend, warf ſich<lb/> in den blutigſten Kampf, und opferte ſich für Europa! Seine Kinder<lb/> ſchmachten jetzt in Sibirien, und in den Berggruben des grauſamſten Des-<lb/> poten. Einigen iſt es gelungen, der Verfolgung zu entkommen. Dieſe<lb/> hatten und haben noch der gaſtfreundlichſten Aufnahme ſich unter euch<lb/> zu erfreuen. Mit <choice><sic>Achtuug</sic><corr>Achtung</corr></choice> und Liebe kommt ihr den Unglücklichen ent-<lb/> gegen. Es ſind die erhabenſten Gefühle, die des Menſchen Bruſt be-<lb/> ſeelen, diejenigen, die Menſchen und Nationen verbrüdern. Nie waren<lb/> zwei Nationen eine der andern würdiger, als die Deutſche und die<lb/> Polniſche; nie war zwiſchen Völkern ein ſchönerer und feſterer<lb/> Bund geſchloſſen, als jetzt zwiſchen Deutſchen und Polen. Möge er<lb/> unſere ſpäteſten Nachkommen noch beglücken!« —</p><lb/> <p>Es war beſchloſſen worden, beide Fahnen dem älteſten der Feſtord-<lb/> ner, Deputirten <hi rendition="#g">Schopman</hi> zur Aufbewahrung zu übergeben.</p><lb/> <p>Bei dieſer Gelegenheit ſprach der für geſetzliche Freiheit wacker ar-<lb/> beitende Notär <hi rendition="#g">Müller</hi> aus Neuſtadt:</p><lb/> <p>Indem wir die Fahne, das Symbol der Einigung Deutſchlands,<lb/> des Geiſtes des Feſtes, abnehmen, und dem Senior der Feſtordner,<lb/> unſerm geachteten Mitbruder zur Verwahrung übergeben, beendigen<lb/> wir nur die äußere Feierlichkeit, — der Geiſt des Feſtes, wie er von<lb/> uns und allen aͤchten deutſchen Patrioten ausgeſprochen worden, wehe<lb/> immerdar, und pflanze ſich fort in jedem deutſchen Herzen und Ge-<lb/> muͤth, er belebe, er ſtaͤrke uns, zum muthigen ausdauernden Kampfe<lb/> fuͤr Freiheit und Volksrechte. — Es lebe das verbruͤderte einige, freie<lb/> Deutſchland!«</p><lb/> <p>Bei dem Empfange der glorreichen und ehrwürdigen Panner zweier<lb/> mächtiger Nationen hielt nun der würdige Veteran <hi rendition="#g">Schopman</hi> fol-<lb/> gende Rede:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Meine Herren</hi>!</hi> </p><lb/> <p>So waͤre denn das Hambacher Feſt, das bei manchen Schwachen,<lb/> große Beſorgniß erregte, in wuͤrdiger Weiſe beſchloſſen, zur Beſchaͤmung<lb/> aller Derer, die demſelben unreine Zwecke unterlegen wollten.</p><lb/> <p>Moͤge der von allen gutgeſinnten Deutſchen hier ausgeſtreute Samen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0038]
drohete Chriſtenheit gerettet haben? — Fraget die Geſchichte, und ſie
wird Euch überzeugen, daß Polen ein fortbrennendes Opfer auf dem
Altare der Menſchheit ſeit Jahrhunderten geweſen iſt. Und vor dieſem
letzten Kampfe, ihr wiſſet es wohl, gegen wen der Knutenkaiſer ſeine
Schaaren gerüſtet hatte. In der größten Gefahr befand ſich die euro-
päiſche Civiliſation. Polen, ſeinem heiligen Berufe folgend, warf ſich
in den blutigſten Kampf, und opferte ſich für Europa! Seine Kinder
ſchmachten jetzt in Sibirien, und in den Berggruben des grauſamſten Des-
poten. Einigen iſt es gelungen, der Verfolgung zu entkommen. Dieſe
hatten und haben noch der gaſtfreundlichſten Aufnahme ſich unter euch
zu erfreuen. Mit Achtung und Liebe kommt ihr den Unglücklichen ent-
gegen. Es ſind die erhabenſten Gefühle, die des Menſchen Bruſt be-
ſeelen, diejenigen, die Menſchen und Nationen verbrüdern. Nie waren
zwei Nationen eine der andern würdiger, als die Deutſche und die
Polniſche; nie war zwiſchen Völkern ein ſchönerer und feſterer
Bund geſchloſſen, als jetzt zwiſchen Deutſchen und Polen. Möge er
unſere ſpäteſten Nachkommen noch beglücken!« —
Es war beſchloſſen worden, beide Fahnen dem älteſten der Feſtord-
ner, Deputirten Schopman zur Aufbewahrung zu übergeben.
Bei dieſer Gelegenheit ſprach der für geſetzliche Freiheit wacker ar-
beitende Notär Müller aus Neuſtadt:
Indem wir die Fahne, das Symbol der Einigung Deutſchlands,
des Geiſtes des Feſtes, abnehmen, und dem Senior der Feſtordner,
unſerm geachteten Mitbruder zur Verwahrung übergeben, beendigen
wir nur die äußere Feierlichkeit, — der Geiſt des Feſtes, wie er von
uns und allen aͤchten deutſchen Patrioten ausgeſprochen worden, wehe
immerdar, und pflanze ſich fort in jedem deutſchen Herzen und Ge-
muͤth, er belebe, er ſtaͤrke uns, zum muthigen ausdauernden Kampfe
fuͤr Freiheit und Volksrechte. — Es lebe das verbruͤderte einige, freie
Deutſchland!«
Bei dem Empfange der glorreichen und ehrwürdigen Panner zweier
mächtiger Nationen hielt nun der würdige Veteran Schopman fol-
gende Rede:
Meine Herren!
So waͤre denn das Hambacher Feſt, das bei manchen Schwachen,
große Beſorgniß erregte, in wuͤrdiger Weiſe beſchloſſen, zur Beſchaͤmung
aller Derer, die demſelben unreine Zwecke unterlegen wollten.
Moͤge der von allen gutgeſinnten Deutſchen hier ausgeſtreute Samen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |