Wirth, Johann Georg August: Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach. Heft 2. Neustadt, 1832.besondere unser wackrer Fitz, Bürger zu Dürkheim, in einer Rede, So viel uns Deutschen, im Allgemeinen, bei unserem jetzigen Zustand Ich glaube daher, daß es ganz an seinem Orte ist, bei dem heu- Es schwellt mir die Brust, wenn ich daran denke, daß der erste feste Denn so lange diese edle Nation unter einem so furchtbaren Joche beſondere unſer wackrer Fitz, Bürger zu Dürkheim, in einer Rede, So viel uns Deutſchen, im Allgemeinen, bei unſerem jetzigen Zuſtand Ich glaube daher, daß es ganz an ſeinem Orte iſt, bei dem heu- Es ſchwellt mir die Bruſt, wenn ich daran denke, daß der erſte feſte Denn ſo lange dieſe edle Nation unter einem ſo furchtbaren Joche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0008" n="66"/> beſondere unſer wackrer <hi rendition="#g">Fitz</hi>, Bürger zu Dürkheim, in einer Rede,<lb/> die allgemein Anklang fand. Wir wollen daher das zweite Heft der<lb/> Feſtbeſchreibung mit der Rede dieſes Patrioten eröffnen:</p><lb/> <space dim="vertical"/> <p>So viel uns Deutſchen, im Allgemeinen, bei unſerem jetzigen Zuſtand<lb/> noch zu wuͤnſchen und zu erringen uͤbrig iſt, ſo muͤſſen doch alle unſre<lb/> Klagen und Wuͤnſche in den Hintergrund treten, wenn wir an das Schick-<lb/> ſal der edlen polniſchen Nation denken.</p><lb/> <p>Ich glaube daher, daß es ganz an ſeinem Orte iſt, bei dem heu-<lb/> tigen deutſchen Maifeſte, bei welchem wir mehrere der edelſten Glieder<lb/> dieſer Nation in unſrer Mitte erblicken, — die Frage vorzulegen und zu<lb/> eroͤrtern: Ob es denn, wie bisher bei uns Deutſchen, immer nur allein<lb/> bei der innigen Theilnahme an ihrem Schickſale verbleiben ſoll, oder<lb/> ob wir <hi rendition="#g">mehr</hi> fuͤr ſie thun koͤnnen und ſollen! —</p><lb/> <p>Es ſchwellt mir die Bruſt, wenn ich daran denke, daß der erſte feſte<lb/> Entſchluß, die ſchoͤnſte und edelſte Handlung zu vollbringen, — welche die<lb/> Muſe der Geſchichte in Erz graben, und die Choͤre der guten Geiſter in<lb/> dem Himmel jubelnd verkuͤnden wuͤrden, — wenn, ſage ich, der erſte<lb/> feſte Entſchluß, eine ſo edle That zu vollbringen, als die iſt: Polens<lb/> Befreiung vom Joche des Tyrannen, von der heute verſammelten Menge,<lb/> an dieſem feſtlichen Tage, aus Hambachs Schloß-Ruinen ausgehen<lb/> wuͤrde! —</p><lb/> <p>Denn ſo lange dieſe edle Nation unter einem ſo furchtbaren Joche<lb/> der Tyraney leidet, ſo lange ihre edelſten Glieder als Verbannte in<lb/> Frankreich leben, und ein größerer Theil in den Wuͤſten Sibiriens ſchmach-<lb/> ten muß, <hi rendition="#g">ſo lange</hi> kann kein andrer Gedanke in meiner Seele auf-<lb/> kommen, als der, — das Schickſal der ungluͤcklichen, dreimal bedauerungs-<lb/> werthen polniſchen Nation gemildert zu ſehen. Und ich bin gewiß, dieſes<lb/> Gefuͤhl theilen alle die hier ſind, und Millionen von wackern Maͤnnern<lb/> unſrer und andrer Nationen mit uns. — Und trotz dieſem Gefuͤhle der<lb/> Millionen, ſollte es blos bei dem weibiſchen Gewinſel des Mittleids<lb/> bleiben?! Trotz dieſen Millionen, die ſich fuͤr Polen und dadurch fuͤr<lb/> die Sache der ganzen Menſchheit erheben koͤnnten, — ſehen wir ruhig<lb/> zu, wie das Ungeheuer in Menſchengeſtalt, auf dem ruſſiſchen Throne,<lb/> durch ſeine Schergen, die edelſte Nation von Gottes Erde vertilgen<lb/> laͤßt! — ſehen zu, wie er tauſende von Familien nach Sibirien ſchickt,<lb/> ihnen Vermoͤgen, Namen und Ehre raubt, und ſonſtige Grauſamkeiten<lb/> an ihnen veruͤbt, welche auszuſprechen, ſich das menſchliche Gefuͤhl empoͤrt.<lb/> So daß der groͤßte Theil der Nation in eine ſolche Lage verſetzt wurde,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0008]
beſondere unſer wackrer Fitz, Bürger zu Dürkheim, in einer Rede,
die allgemein Anklang fand. Wir wollen daher das zweite Heft der
Feſtbeſchreibung mit der Rede dieſes Patrioten eröffnen:
So viel uns Deutſchen, im Allgemeinen, bei unſerem jetzigen Zuſtand
noch zu wuͤnſchen und zu erringen uͤbrig iſt, ſo muͤſſen doch alle unſre
Klagen und Wuͤnſche in den Hintergrund treten, wenn wir an das Schick-
ſal der edlen polniſchen Nation denken.
Ich glaube daher, daß es ganz an ſeinem Orte iſt, bei dem heu-
tigen deutſchen Maifeſte, bei welchem wir mehrere der edelſten Glieder
dieſer Nation in unſrer Mitte erblicken, — die Frage vorzulegen und zu
eroͤrtern: Ob es denn, wie bisher bei uns Deutſchen, immer nur allein
bei der innigen Theilnahme an ihrem Schickſale verbleiben ſoll, oder
ob wir mehr fuͤr ſie thun koͤnnen und ſollen! —
Es ſchwellt mir die Bruſt, wenn ich daran denke, daß der erſte feſte
Entſchluß, die ſchoͤnſte und edelſte Handlung zu vollbringen, — welche die
Muſe der Geſchichte in Erz graben, und die Choͤre der guten Geiſter in
dem Himmel jubelnd verkuͤnden wuͤrden, — wenn, ſage ich, der erſte
feſte Entſchluß, eine ſo edle That zu vollbringen, als die iſt: Polens
Befreiung vom Joche des Tyrannen, von der heute verſammelten Menge,
an dieſem feſtlichen Tage, aus Hambachs Schloß-Ruinen ausgehen
wuͤrde! —
Denn ſo lange dieſe edle Nation unter einem ſo furchtbaren Joche
der Tyraney leidet, ſo lange ihre edelſten Glieder als Verbannte in
Frankreich leben, und ein größerer Theil in den Wuͤſten Sibiriens ſchmach-
ten muß, ſo lange kann kein andrer Gedanke in meiner Seele auf-
kommen, als der, — das Schickſal der ungluͤcklichen, dreimal bedauerungs-
werthen polniſchen Nation gemildert zu ſehen. Und ich bin gewiß, dieſes
Gefuͤhl theilen alle die hier ſind, und Millionen von wackern Maͤnnern
unſrer und andrer Nationen mit uns. — Und trotz dieſem Gefuͤhle der
Millionen, ſollte es blos bei dem weibiſchen Gewinſel des Mittleids
bleiben?! Trotz dieſen Millionen, die ſich fuͤr Polen und dadurch fuͤr
die Sache der ganzen Menſchheit erheben koͤnnten, — ſehen wir ruhig
zu, wie das Ungeheuer in Menſchengeſtalt, auf dem ruſſiſchen Throne,
durch ſeine Schergen, die edelſte Nation von Gottes Erde vertilgen
laͤßt! — ſehen zu, wie er tauſende von Familien nach Sibirien ſchickt,
ihnen Vermoͤgen, Namen und Ehre raubt, und ſonſtige Grauſamkeiten
an ihnen veruͤbt, welche auszuſprechen, ſich das menſchliche Gefuͤhl empoͤrt.
So daß der groͤßte Theil der Nation in eine ſolche Lage verſetzt wurde,
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