erheblich ist. Jedes Stück Vieh aber ist ein neues Capital des Landwirths, davon er seine jährliche Zinsen selbst berechnen kann. Sein Einkommen steigt also nach eben dem Maaß als er dieses gehörig zu nutzen weiß. Jch habe zu meiner eigenen Ueberzeugung hievon eine ge- naue Berechnung gemacht, und würde kein Bedenken tragen solche allhier der öffentlichen Prüfung zu unterwerfen, wenn nicht mein fester Vorsatz wäre mich kurz zu fassen. Jch bin erstaunet über die Anzahl des Viehes, die eine Dorfschaft, der es an Weide und Heuschlag feh- let, dennoch mehr als anjetzt zu halten im Stande sein würde, wenn die Gemeinheiten abgeschaffet wären. Jm Ganzen betrachtet würde aber kein Land in der Welt bei dieser Einrichtung mehr gewinnen als die Mark, in welcher, wegen des nicht hinlänglichen Wiese- wachses, in denen meisten Gegenden die Vieh- zucht bei weitem nicht zu der Stuffe der Voll- kommenheit gelanget ist, auf welche sie der Oekonom zu sehen wünschet. Wie viel voll- wichtige Dukaten würden nicht alsdenn im Lande bleiben, die anjetzt Pohlen und Un- garn alljährlich vor ihre Ochsen hinnehmen. Und welche Freude für den Patrioten wenn unsere grossen Städte auch in dieser Absicht nicht mehr fremder Hülfe zu ihren Unterhalt nöthig hätten.
Es
erheblich iſt. Jedes Stuͤck Vieh aber iſt ein neues Capital des Landwirths, davon er ſeine jaͤhrliche Zinſen ſelbſt berechnen kann. Sein Einkommen ſteigt alſo nach eben dem Maaß als er dieſes gehoͤrig zu nutzen weiß. Jch habe zu meiner eigenen Ueberzeugung hievon eine ge- naue Berechnung gemacht, und wuͤrde kein Bedenken tragen ſolche allhier der oͤffentlichen Pruͤfung zu unterwerfen, wenn nicht mein feſter Vorſatz waͤre mich kurz zu faſſen. Jch bin erſtaunet uͤber die Anzahl des Viehes, die eine Dorfſchaft, der es an Weide und Heuſchlag feh- let, dennoch mehr als anjetzt zu halten im Stande ſein wuͤrde, wenn die Gemeinheiten abgeſchaffet waͤren. Jm Ganzen betrachtet wuͤrde aber kein Land in der Welt bei dieſer Einrichtung mehr gewinnen als die Mark, in welcher, wegen des nicht hinlaͤnglichen Wieſe- wachſes, in denen meiſten Gegenden die Vieh- zucht bei weitem nicht zu der Stuffe der Voll- kommenheit gelanget iſt, auf welche ſie der Oekonom zu ſehen wuͤnſchet. Wie viel voll- wichtige Dukaten wuͤrden nicht alsdenn im Lande bleiben, die anjetzt Pohlen und Un- garn alljaͤhrlich vor ihre Ochſen hinnehmen. Und welche Freude fuͤr den Patrioten wenn unſere groſſen Staͤdte auch in dieſer Abſicht nicht mehr fremder Huͤlfe zu ihren Unterhalt noͤthig haͤtten.
Es
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erheblich iſt. Jedes Stuͤck Vieh aber iſt ein
neues Capital des Landwirths, davon er ſeine
jaͤhrliche Zinſen ſelbſt berechnen kann. Sein
Einkommen ſteigt alſo nach eben dem Maaß als
er dieſes gehoͤrig zu nutzen weiß. Jch habe zu
meiner eigenen Ueberzeugung hievon eine ge-
naue Berechnung gemacht, und wuͤrde kein
Bedenken tragen ſolche allhier der oͤffentlichen
Pruͤfung zu unterwerfen, wenn nicht mein
feſter Vorſatz waͤre mich kurz zu faſſen. Jch
bin erſtaunet uͤber die Anzahl des Viehes, die eine
Dorfſchaft, der es an Weide und Heuſchlag feh-
let, dennoch mehr als anjetzt zu halten im
Stande ſein wuͤrde, wenn die Gemeinheiten
abgeſchaffet waͤren. Jm Ganzen betrachtet
wuͤrde aber kein Land in der Welt bei dieſer
Einrichtung mehr gewinnen als die Mark, in
welcher, wegen des nicht hinlaͤnglichen Wieſe-
wachſes, in denen meiſten Gegenden die Vieh-
zucht bei weitem nicht zu der Stuffe der Voll-
kommenheit gelanget iſt, auf welche ſie der
Oekonom zu ſehen wuͤnſchet. Wie viel voll-
wichtige Dukaten wuͤrden nicht alsdenn im
Lande bleiben, die anjetzt Pohlen und Un-
garn alljaͤhrlich vor ihre Ochſen hinnehmen.
Und welche Freude fuͤr den Patrioten wenn
unſere groſſen Staͤdte auch in dieſer Abſicht
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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/45>, abgerufen am 16.07.2024.
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