Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

Bild:
<< vorherige Seite



nicht mit den Übungen am Tage begnügte, sondern,
so oft er konnte, todte Körper stahl, die er in sei-
nem Bette verbarg, und während der Nacht zer-
gliederte.



Hieronymus Fracastor, als Arzt und Gelehrter
berühmt, lebte am Ende des 15ten und im Anfang
des 16ten Jahrhunderts.

Bei seiner Geburt fand man, daß seine Lippen bis
auf eine kleine Öffnung zusammengewachsen waren,
und sie mußten erst von einem Wundarzt auseinan-
der geschnitten werden.

Als Kind trug ihn seine Mutter einst auf dem
Arme; sie ward von einem Blitzstrahl getroffen und
getödtet, er aber nicht im geringsten beschädigt.



Diese sämmtlichen Memorabilien, die meine geneigten Leser
gleich am als eine Zugabe anzusehen haben, sind hiemit
bei weiten noch nicht geschlossen. Es wird darauf ankom-
men, ob sie wohlgefällig aufgenommen werden, und in
diesem Falle werde ich in meinem ferneren Ausverkauf da-
mit fortfahren.





nicht mit den Übungen am Tage begnügte, ſondern,
ſo oft er konnte, todte Körper ſtahl, die er in ſei-
nem Bette verbarg, und während der Nacht zer-
gliederte.



Hieronymus Fracaſtor, als Arzt und Gelehrter
berühmt, lebte am Ende des 15ten und im Anfang
des 16ten Jahrhunderts.

Bei ſeiner Geburt fand man, daß ſeine Lippen bis
auf eine kleine Öffnung zuſammengewachſen waren,
und ſie mußten erſt von einem Wundarzt auseinan-
der geſchnitten werden.

Als Kind trug ihn ſeine Mutter einſt auf dem
Arme; ſie ward von einem Blitzſtrahl getroffen und
getödtet, er aber nicht im geringſten beſchädigt.



Dieſe ſämmtlichen Memorabilien, die meine geneigten Leſer
gleich am als eine Zugabe anzuſehen haben, ſind hiemit
bei weiten noch nicht geſchloſſen. Es wird darauf ankom-
men, ob ſie wohlgefällig aufgenommen werden, und in
dieſem Falle werde ich in meinem ferneren Ausverkauf da-
mit fortfahren.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0130" n="114"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
nicht mit den Übungen am Tage begnügte, &#x017F;ondern,<lb/>
&#x017F;o oft er konnte, todte Körper &#x017F;tahl, die er in &#x017F;ei-<lb/>
nem Bette verbarg, und während der Nacht zer-<lb/>
gliederte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Hieronymus Fraca&#x017F;tor, als Arzt und Gelehrter<lb/>
berühmt, lebte am Ende des 15ten und im Anfang<lb/>
des 16ten Jahrhunderts.</p><lb/>
          <p>Bei &#x017F;einer Geburt fand man, daß &#x017F;eine Lippen bis<lb/>
auf eine kleine Öffnung zu&#x017F;ammengewach&#x017F;en waren,<lb/>
und &#x017F;ie mußten er&#x017F;t von einem Wundarzt auseinan-<lb/>
der ge&#x017F;chnitten werden.</p><lb/>
          <p>Als Kind trug ihn &#x017F;eine Mutter ein&#x017F;t auf dem<lb/>
Arme; &#x017F;ie ward von einem Blitz&#x017F;trahl getroffen und<lb/>
getödtet, er aber nicht im gering&#x017F;ten be&#x017F;chädigt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Die&#x017F;e &#x017F;ämmtlichen Memorabilien, die meine geneigten Le&#x017F;er<lb/>
gleich am als eine Zugabe anzu&#x017F;ehen haben, &#x017F;ind hiemit<lb/>
bei weiten noch nicht ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en. Es wird darauf ankom-<lb/>
men, ob &#x017F;ie wohlgefällig aufgenommen werden, und in<lb/>
die&#x017F;em Falle werde ich in meinem ferneren Ausverkauf da-<lb/>
mit fortfahren.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0130] nicht mit den Übungen am Tage begnügte, ſondern, ſo oft er konnte, todte Körper ſtahl, die er in ſei- nem Bette verbarg, und während der Nacht zer- gliederte. Hieronymus Fracaſtor, als Arzt und Gelehrter berühmt, lebte am Ende des 15ten und im Anfang des 16ten Jahrhunderts. Bei ſeiner Geburt fand man, daß ſeine Lippen bis auf eine kleine Öffnung zuſammengewachſen waren, und ſie mußten erſt von einem Wundarzt auseinan- der geſchnitten werden. Als Kind trug ihn ſeine Mutter einſt auf dem Arme; ſie ward von einem Blitzſtrahl getroffen und getödtet, er aber nicht im geringſten beſchädigt. Dieſe ſämmtlichen Memorabilien, die meine geneigten Leſer gleich am als eine Zugabe anzuſehen haben, ſind hiemit bei weiten noch nicht geſchloſſen. Es wird darauf ankom- men, ob ſie wohlgefällig aufgenommen werden, und in dieſem Falle werde ich in meinem ferneren Ausverkauf da- mit fortfahren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/130
Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/130>, abgerufen am 21.11.2024.