Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.Einst kam er zu einem seiner Kranken, mit wel- 2. Herz war bekanntlich Arzt an dem hiesigen jü- Ach, ich bin sehr krank! erwiederte der Pole; -- H. Aber mein Gott, soll denn der Schweiß etwa (Es war dieß nämlich ein erwünschter kritischer Einſt kam er zu einem ſeiner Kranken, mit wel- 2. Herz war bekanntlich Arzt an dem hieſigen jü- Ach, ich bin ſehr krank! erwiederte der Pole; — H. Aber mein Gott, ſoll denn der Schweiß etwa (Es war dieß nämlich ein erwünſchter kritiſcher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0020" n="4"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Einſt kam er zu einem ſeiner Kranken, mit wel-<lb/> chem er ſich eine kurze Zeit zu unterhalten pflegte.<lb/> Die Rede war heute von der hohen Stufe der Bil-<lb/> dung, deren man ſich jetzt erfreue, und von der Er-<lb/> ziehungsmethode der Neueren. Unſere Ältern, ſagte<lb/> unter andern der Kranke, haben uns zuviel lernen<lb/> laſſen. Ganz trocken fiel Herz ein: „Nun, was<lb/> mich betrifft, ſo kann ich mich darüber eben nicht<lb/> beſchweren!</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>2.</head><lb/> <p>Herz war bekanntlich Arzt an dem hieſigen jü-<lb/> diſchen Krankenhauſe. Jn demſelben befand ſich<lb/> einſt ein alter Pole, der ihm, wie ungebildete Kranke<lb/> wohl zu thun pflegen, ſehr viel zu ſchaffen machte.<lb/> Bei einem Beſuche redete Herz ihn mit den Wor-<lb/> ten an: Nun, was gibt es denn heute Neues zu<lb/> klagen? —</p><lb/> <p>Ach, ich bin ſehr krank! erwiederte der Pole; —<lb/> ſehen Sie doch nur, Herr Hofrath, wie mir der<lb/> Schweiß von oben herunter läuft. —</p><lb/> <p>H. Aber mein Gott, ſoll denn der Schweiß etwa<lb/> von unten hinauf laufen? — Habt nur Geduld!<lb/> Beſſer, Jhr ſchwitzt, als ich. Mich hat geſtern ſchon<lb/> die Angſt, Jhr möchtet heute nicht ſchwitzen, in<lb/> Schweiß gebracht.</p><lb/> <p>(Es war dieß nämlich ein erwünſchter kritiſcher<lb/> Schweiß.)</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0020]
Einſt kam er zu einem ſeiner Kranken, mit wel-
chem er ſich eine kurze Zeit zu unterhalten pflegte.
Die Rede war heute von der hohen Stufe der Bil-
dung, deren man ſich jetzt erfreue, und von der Er-
ziehungsmethode der Neueren. Unſere Ältern, ſagte
unter andern der Kranke, haben uns zuviel lernen
laſſen. Ganz trocken fiel Herz ein: „Nun, was
mich betrifft, ſo kann ich mich darüber eben nicht
beſchweren!
2.
Herz war bekanntlich Arzt an dem hieſigen jü-
diſchen Krankenhauſe. Jn demſelben befand ſich
einſt ein alter Pole, der ihm, wie ungebildete Kranke
wohl zu thun pflegen, ſehr viel zu ſchaffen machte.
Bei einem Beſuche redete Herz ihn mit den Wor-
ten an: Nun, was gibt es denn heute Neues zu
klagen? —
Ach, ich bin ſehr krank! erwiederte der Pole; —
ſehen Sie doch nur, Herr Hofrath, wie mir der
Schweiß von oben herunter läuft. —
H. Aber mein Gott, ſoll denn der Schweiß etwa
von unten hinauf laufen? — Habt nur Geduld!
Beſſer, Jhr ſchwitzt, als ich. Mich hat geſtern ſchon
die Angſt, Jhr möchtet heute nicht ſchwitzen, in
Schweiß gebracht.
(Es war dieß nämlich ein erwünſchter kritiſcher
Schweiß.)
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