Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.er im Dorfe sey. Nun, erwiederte der Kerl, Herr Polizei-Jnspektor, Sie sind ein vernünftiger Mann, sagen Sie doch, was habe ich denn zu befürchten? Daß man mich arretirt? Das kann man thun, daraus mache ich mir nichts. Lebensrettung, durch ein originelles Gebet. Zu einem Juden, der von der Messe nach Hause er im Dorfe ſey. Nun, erwiederte der Kerl, Herr Polizei-Jnſpektor, Sie ſind ein vernünftiger Mann, ſagen Sie doch, was habe ich denn zu befürchten? Daß man mich arretirt? Das kann man thun, daraus mache ich mir nichts. Lebensrettung, durch ein originelles Gebet. Zu einem Juden, der von der Meſſe nach Hauſe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0050" n="34"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> er im Dorfe ſey. Nun, erwiederte der Kerl, Herr<lb/> Polizei-Jnſpektor, Sie ſind ein vernünftiger Mann,<lb/> ſagen Sie doch, was habe ich denn zu befürchten?<lb/> Daß man mich arretirt? Das kann man thun,<lb/> daraus mache ich mir nichts.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>Lebensrettung, durch ein originelles Gebet.</head><lb/> <p>Zu einem Juden, der von der Meſſe nach Hauſe<lb/> wanderte, geſellte ſich ein abgedankter ſchnurrbärti-<lb/> ger Kriegsknecht, und bot ſich ihm zum Reiſegefähr-<lb/> ten an. Da beider Weg derſelbe war, ſo hatte der<lb/> Jude nichts dagegen, und ſetzte in ſeiner Begleitung<lb/> die Reiſe fort. Die Straße führte durch eine Heide.<lb/> Faſt in der Mitte derſelben packte aber der Soldat<lb/> den Juden, und forderte ihm ſeine Barſchaft ab,<lb/> mit der Drohung, wenn er ſie verweigere, ihm das<lb/> Leben zu nehmen. Höre, ſprach der Jude, der noch<lb/> ein junger raſcher Kerl war, gutwillig gebe ich dir<lb/> mein Geld nicht, erſt will ich mich wehren; da du<lb/> aber ein alter Soldat biſt, und ſtärker, als ich, ſo<lb/> wirſt du wahrſcheinlich ſiegen, und mich dann um-<lb/> bringen. Darum vergönne mir, daß ich zu dem<lb/> Gott meiner Väter noch ein kurzes Gebet ſenden<lb/> möge. Das bewilligte ihm der Soldat. Mit lau-<lb/> ter Stimme begann nun der Jude: »Lieber Gott,<lb/> bleib’ du nur neutral, ſtehe weder mir, noch ihm<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0050]
er im Dorfe ſey. Nun, erwiederte der Kerl, Herr
Polizei-Jnſpektor, Sie ſind ein vernünftiger Mann,
ſagen Sie doch, was habe ich denn zu befürchten?
Daß man mich arretirt? Das kann man thun,
daraus mache ich mir nichts.
Lebensrettung, durch ein originelles Gebet.
Zu einem Juden, der von der Meſſe nach Hauſe
wanderte, geſellte ſich ein abgedankter ſchnurrbärti-
ger Kriegsknecht, und bot ſich ihm zum Reiſegefähr-
ten an. Da beider Weg derſelbe war, ſo hatte der
Jude nichts dagegen, und ſetzte in ſeiner Begleitung
die Reiſe fort. Die Straße führte durch eine Heide.
Faſt in der Mitte derſelben packte aber der Soldat
den Juden, und forderte ihm ſeine Barſchaft ab,
mit der Drohung, wenn er ſie verweigere, ihm das
Leben zu nehmen. Höre, ſprach der Jude, der noch
ein junger raſcher Kerl war, gutwillig gebe ich dir
mein Geld nicht, erſt will ich mich wehren; da du
aber ein alter Soldat biſt, und ſtärker, als ich, ſo
wirſt du wahrſcheinlich ſiegen, und mich dann um-
bringen. Darum vergönne mir, daß ich zu dem
Gott meiner Väter noch ein kurzes Gebet ſenden
möge. Das bewilligte ihm der Soldat. Mit lau-
ter Stimme begann nun der Jude: »Lieber Gott,
bleib’ du nur neutral, ſtehe weder mir, noch ihm
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