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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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noch zu leben. Verlischt eine, so ist dieß ein Befehl
für mich, ihren Angehörigen zu expediren; siehe dort
so eben eine im Verlöschen, und ich werde mich bald
auf den Weg machen müssen, um mein Amt zu
verrichten.

Das muß ich gestehen, lieber Herr Gevatter, ich
bin euch gar sehr verbunden für alles das Schöne,
Große und Erhabene, welches ich durch euch in so
kurzer Zeit gesehen und erfahren habe, aber erlaubt
mir noch eine Frage? Wäre es euch auch wohl
möglich und gefällig, mich meine eigene Lebenslampe
schauen zu lassen? Jch bitte flehentlich darum.

Aber der Gevatter Tod schüttelte bedenklich den
Kopf. Allerdings, sagte er, wäre es mir möglich
und könnte es mir auch gefällig seyn, euch eure Le-
benslampe zu zeigen, aber wenn ihr meinem Rathe
folgen wollt, so unterdrückt diese Neugierde. Glaubt
mir, so wie alles zum Wohle des Menschen einge-
richtet ist, so ist es nicht minder eine große Wohl-
that für ihn, daß er nicht weiß, wie lange sein Le-
benslämpchen noch zu brennen hat.

Das mag immerhin seyn, erwiederte der Neu-
gierige. Jch erkenne diese große Wahrheit zwar
selbst, aber ich versichere euch, liebster Gevatter, ihr
werdet mich sehr gefaßt sehen, wenn auch der Brenn-
stoff meines Lämpchens auf die Neige ginge. Schreck-

liche



noch zu leben. Verliſcht eine, ſo iſt dieß ein Befehl
für mich, ihren Angehörigen zu expediren; ſiehe dort
ſo eben eine im Verlöſchen, und ich werde mich bald
auf den Weg machen müſſen, um mein Amt zu
verrichten.

Das muß ich geſtehen, lieber Herr Gevatter, ich
bin euch gar ſehr verbunden für alles das Schöne,
Große und Erhabene, welches ich durch euch in ſo
kurzer Zeit geſehen und erfahren habe, aber erlaubt
mir noch eine Frage? Wäre es euch auch wohl
möglich und gefällig, mich meine eigene Lebenslampe
ſchauen zu laſſen? Jch bitte flehentlich darum.

Aber der Gevatter Tod ſchüttelte bedenklich den
Kopf. Allerdings, ſagte er, wäre es mir möglich
und könnte es mir auch gefällig ſeyn, euch eure Le-
benslampe zu zeigen, aber wenn ihr meinem Rathe
folgen wollt, ſo unterdrückt dieſe Neugierde. Glaubt
mir, ſo wie alles zum Wohle des Menſchen einge-
richtet iſt, ſo iſt es nicht minder eine große Wohl-
that für ihn, daß er nicht weiß, wie lange ſein Le-
benslämpchen noch zu brennen hat.

Das mag immerhin ſeyn, erwiederte der Neu-
gierige. Jch erkenne dieſe große Wahrheit zwar
ſelbſt, aber ich verſichere euch, liebſter Gevatter, ihr
werdet mich ſehr gefaßt ſehen, wenn auch der Brenn-
ſtoff meines Lämpchens auf die Neige ginge. Schreck-

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[64/0080] noch zu leben. Verliſcht eine, ſo iſt dieß ein Befehl für mich, ihren Angehörigen zu expediren; ſiehe dort ſo eben eine im Verlöſchen, und ich werde mich bald auf den Weg machen müſſen, um mein Amt zu verrichten. Das muß ich geſtehen, lieber Herr Gevatter, ich bin euch gar ſehr verbunden für alles das Schöne, Große und Erhabene, welches ich durch euch in ſo kurzer Zeit geſehen und erfahren habe, aber erlaubt mir noch eine Frage? Wäre es euch auch wohl möglich und gefällig, mich meine eigene Lebenslampe ſchauen zu laſſen? Jch bitte flehentlich darum. Aber der Gevatter Tod ſchüttelte bedenklich den Kopf. Allerdings, ſagte er, wäre es mir möglich und könnte es mir auch gefällig ſeyn, euch eure Le- benslampe zu zeigen, aber wenn ihr meinem Rathe folgen wollt, ſo unterdrückt dieſe Neugierde. Glaubt mir, ſo wie alles zum Wohle des Menſchen einge- richtet iſt, ſo iſt es nicht minder eine große Wohl- that für ihn, daß er nicht weiß, wie lange ſein Le- benslämpchen noch zu brennen hat. Das mag immerhin ſeyn, erwiederte der Neu- gierige. Jch erkenne dieſe große Wahrheit zwar ſelbſt, aber ich verſichere euch, liebſter Gevatter, ihr werdet mich ſehr gefaßt ſehen, wenn auch der Brenn- ſtoff meines Lämpchens auf die Neige ginge. Schreck- liche

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/80>, abgerufen am 21.11.2024.