Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.ben, und ich sah mich dem schrecklichen Hungertode Preis gegeben. Schon war mir der dritte Tag im strengsten Sinne als Fasttag vergangen, da zog ein armer Wanderer aus fremdem Lande vorüber, welcher mit Gras, bei uns noch von keinem Auge gesehen, seine Schuhe ausgestopft hatte. Welch reizender Anblick für meinen leeren Schafsmagen. (Hört! Hört!) Da ich sah, daß ein Theil des Überflusses aus seinem Schuh herausgedrängt wurde, so schlich ich mich unbemerkt ihm auf dem Fuße nach, stahl ihm den Überfluß, (Hört! Hört!) um vor dem Hun- gertode mich zu retten, fühlte mich neu erquickt und spürte neues Leben. Welcher Frevel! rief der Tyger. Und da soll Da der Lärm zu groß ward, gebot abermals ben, und ich ſah mich dem ſchrecklichen Hungertode Preis gegeben. Schon war mir der dritte Tag im ſtrengſten Sinne als Faſttag vergangen, da zog ein armer Wanderer aus fremdem Lande vorüber, welcher mit Gras, bei uns noch von keinem Auge geſehen, ſeine Schuhe ausgeſtopft hatte. Welch reizender Anblick für meinen leeren Schafsmagen. (Hört! Hört!) Da ich ſah, daß ein Theil des Überfluſſes aus ſeinem Schuh herausgedrängt wurde, ſo ſchlich ich mich unbemerkt ihm auf dem Fuße nach, ſtahl ihm den Überfluß, (Hört! Hört!) um vor dem Hun- gertode mich zu retten, fühlte mich neu erquickt und ſpürte neues Leben. Welcher Frevel! rief der Tyger. Und da ſoll Da der Lärm zu groß ward, gebot abermals <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0088" n="72"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ben, und ich ſah mich dem ſchrecklichen Hungertode<lb/> Preis gegeben. Schon war mir der dritte Tag im<lb/> ſtrengſten Sinne als Faſttag vergangen, da zog ein<lb/> armer Wanderer aus fremdem Lande vorüber, welcher<lb/> mit Gras, bei uns noch von keinem Auge geſehen,<lb/> ſeine Schuhe ausgeſtopft hatte. Welch reizender<lb/> Anblick für meinen leeren Schafsmagen. (Hört!<lb/> Hört!) Da ich ſah, daß ein Theil des Überfluſſes<lb/> aus ſeinem Schuh herausgedrängt wurde, ſo ſchlich<lb/> ich mich unbemerkt ihm auf dem Fuße nach, ſtahl<lb/> ihm den Überfluß, (Hört! Hört!) um vor dem Hun-<lb/> gertode mich zu retten, fühlte mich neu erquickt und<lb/> ſpürte neues Leben.</p><lb/> <p>Welcher Frevel! rief der Tyger. Und da ſoll<lb/> Kronion nicht zürnen, und mit ſeinem mächtigen<lb/> Donner drein ſchlagen? ſetzte das Krokodill mit<lb/> einem Thränenſtrom hinzu. Bedenklich ſchüttelte<lb/> der Haſe nur den Kopf und ſchwieg bedeutungs-<lb/> voll. Aber deſto lauter ſprach der Fuchs über die<lb/> Abſcheulichkeit einer ſolchen Gräuelthat, über Jupi-<lb/> ters gerechte Rache und über die unſchuldigen Opfer,<lb/> die der ſchweren Sünde wegen fallen mußten. Tod!<lb/> Tod! erſcholl es von allen Seiten. Man verurtheile<lb/> den Böſewicht, lebendig dem Wolfe vorgeworfen zu<lb/> werden, rief ein Wolf mit veränderter, unkenntlicher<lb/> Stimme.</p><lb/> <p>Da der Lärm zu groß ward, gebot abermals<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0088]
ben, und ich ſah mich dem ſchrecklichen Hungertode
Preis gegeben. Schon war mir der dritte Tag im
ſtrengſten Sinne als Faſttag vergangen, da zog ein
armer Wanderer aus fremdem Lande vorüber, welcher
mit Gras, bei uns noch von keinem Auge geſehen,
ſeine Schuhe ausgeſtopft hatte. Welch reizender
Anblick für meinen leeren Schafsmagen. (Hört!
Hört!) Da ich ſah, daß ein Theil des Überfluſſes
aus ſeinem Schuh herausgedrängt wurde, ſo ſchlich
ich mich unbemerkt ihm auf dem Fuße nach, ſtahl
ihm den Überfluß, (Hört! Hört!) um vor dem Hun-
gertode mich zu retten, fühlte mich neu erquickt und
ſpürte neues Leben.
Welcher Frevel! rief der Tyger. Und da ſoll
Kronion nicht zürnen, und mit ſeinem mächtigen
Donner drein ſchlagen? ſetzte das Krokodill mit
einem Thränenſtrom hinzu. Bedenklich ſchüttelte
der Haſe nur den Kopf und ſchwieg bedeutungs-
voll. Aber deſto lauter ſprach der Fuchs über die
Abſcheulichkeit einer ſolchen Gräuelthat, über Jupi-
ters gerechte Rache und über die unſchuldigen Opfer,
die der ſchweren Sünde wegen fallen mußten. Tod!
Tod! erſcholl es von allen Seiten. Man verurtheile
den Böſewicht, lebendig dem Wolfe vorgeworfen zu
werden, rief ein Wolf mit veränderter, unkenntlicher
Stimme.
Da der Lärm zu groß ward, gebot abermals
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