sie mit einander eines worden. Wenn man aber nichts ins besondere deswegen ab- redet; so verstehet es sich von sich, daß es bey dem verbleibet, was in solchen Fällen Brauch ist. Denn weil keine Parthey-et- was ins besondere erwehnet, so kan man nicht anders schlüssen, als daß beyden be- kand, was in solchen Fällen Brauch ist, und eine jede von beyden es dabey bewenden lässet, keine aber in irgend einem Stücke eine Aenderung verlanget. Derowegen wenn ein Gesinde nicht nach dem Lohne fra- get; so ist klar, daß ihm die Herrschafft e- ben den Lohn geben muß, den, die vorhin da gewesen, gehabt.
Wie lan- ge Gesin- de blei- ben muß.
§. 164.
Aus eben der Ursache erhellet, daß das Gesinde so lange aushalten muß, als es zu dienen versprochen, es sey denn, daß die Herrschafft in ihren Abschied eher willigen wil. Auch ist klar, daß eine Herr- schafft ein Gesinde nicht vor der Zeit ab- schaffenkan, wenn nicht das Gesinde damit zufrieden ist, es sey denn daß es keines weges dazu zu bringen ist, daß es das seine thut, o- der auf andere Weise der Herrschafft Scha- den und Verdruß verursachet (§. 8).
Waiumb das Ge- sinde nicht oh- ne Noth vor der Zeit ab-
§. 165.
Es haben auch Herrschafften nicht deswegen ihr Gesinde ohne Noth vor der Zeit abzuschaffen, weil sie entweder da- durch das Gesinde in Argwohn eines übe- len Verhaltens, oder sich selbst in ein Ge-
schrey
Das 4. Capitel Von der
ſie mit einander eines worden. Wenn man aber nichts ins beſondere deswegen ab- redet; ſo verſtehet es ſich von ſich, daß es bey dem verbleibet, was in ſolchen Faͤllen Brauch iſt. Denn weil keine Parthey-et- was ins beſondere erwehnet, ſo kan man nicht anders ſchluͤſſen, als daß beyden be- kand, was in ſolchen Faͤllen Brauch iſt, und eine jede von beyden es dabey bewenden laͤſſet, keine aber in irgend einem Stuͤcke eine Aenderung verlanget. Derowegen wenn ein Geſinde nicht nach dem Lohne fra- get; ſo iſt klar, daß ihm die Herrſchafft e- ben den Lohn geben muß, den, die vorhin da geweſen, gehabt.
Wie lan- ge Geſin- de blei- ben muß.
§. 164.
Aus eben der Urſache erhellet, daß das Geſinde ſo lange aushalten muß, als es zu dienen verſprochen, es ſey denn, daß die Herrſchafft in ihren Abſchied eher willigen wil. Auch iſt klar, daß eine Herr- ſchafft ein Geſinde nicht vor der Zeit ab- ſchaffenkan, wenn nicht das Geſinde damit zufrieden iſt, es ſey denn daß es keines weges dazu zu bringen iſt, daß es das ſeine thut, o- der auf andere Weiſe der Herrſchafft Scha- den und Verdruß verurſachet (§. 8).
Waiumb das Ge- ſinde nicht oh- ne Noth vor der Zeit ab-
§. 165.
Es haben auch Herrſchafften nicht deswegen ihr Geſinde ohne Noth vor der Zeit abzuſchaffen, weil ſie entweder da- durch das Geſinde in Argwohn eines uͤbe- len Verhaltens, oder ſich ſelbſt in ein Ge-
ſchrey
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0132"n="114"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 4. Capitel Von der</hi></fw><lb/>ſie mit einander eines worden. Wenn<lb/>
man aber nichts ins beſondere deswegen ab-<lb/>
redet; ſo verſtehet es ſich von ſich, daß es<lb/>
bey dem verbleibet, was in ſolchen Faͤllen<lb/>
Brauch iſt. Denn weil keine Parthey-et-<lb/>
was ins beſondere erwehnet, ſo kan man<lb/>
nicht anders ſchluͤſſen, als daß beyden be-<lb/>
kand, was in ſolchen Faͤllen Brauch iſt,<lb/>
und eine jede von beyden es dabey bewenden<lb/>
laͤſſet, keine aber in irgend einem Stuͤcke<lb/>
eine Aenderung verlanget. Derowegen<lb/>
wenn ein Geſinde nicht nach dem Lohne fra-<lb/>
get; ſo iſt klar, daß ihm die Herrſchafft e-<lb/>
ben den Lohn geben muß, den, die vorhin<lb/>
da geweſen, gehabt.</p><lb/><noteplace="left">Wie lan-<lb/>
ge Geſin-<lb/>
de blei-<lb/>
ben muß.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 164.</head><p>Aus eben der Urſache erhellet,<lb/>
daß das Geſinde ſo lange aushalten muß,<lb/>
als es zu dienen verſprochen, es ſey denn,<lb/>
daß die Herrſchafft in ihren Abſchied eher<lb/>
willigen wil. Auch iſt klar, daß eine Herr-<lb/>ſchafft ein Geſinde nicht vor der Zeit ab-<lb/>ſchaffenkan, wenn nicht das Geſinde damit<lb/>
zufrieden iſt, es ſey denn daß es keines weges<lb/>
dazu zu bringen iſt, daß es das ſeine thut, o-<lb/>
der auf andere Weiſe der Herrſchafft Scha-<lb/>
den und Verdruß verurſachet (§. 8).</p><lb/><noteplace="left">Waiumb<lb/>
das Ge-<lb/>ſinde<lb/>
nicht oh-<lb/>
ne Noth<lb/>
vor der<lb/>
Zeit ab-</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 165.</head><p>Es haben auch Herrſchafften<lb/>
nicht deswegen ihr Geſinde ohne Noth vor<lb/>
der Zeit abzuſchaffen, weil ſie entweder da-<lb/>
durch das Geſinde in Argwohn eines uͤbe-<lb/>
len Verhaltens, oder ſich ſelbſt in ein Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſchrey</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[114/0132]
Das 4. Capitel Von der
ſie mit einander eines worden. Wenn
man aber nichts ins beſondere deswegen ab-
redet; ſo verſtehet es ſich von ſich, daß es
bey dem verbleibet, was in ſolchen Faͤllen
Brauch iſt. Denn weil keine Parthey-et-
was ins beſondere erwehnet, ſo kan man
nicht anders ſchluͤſſen, als daß beyden be-
kand, was in ſolchen Faͤllen Brauch iſt,
und eine jede von beyden es dabey bewenden
laͤſſet, keine aber in irgend einem Stuͤcke
eine Aenderung verlanget. Derowegen
wenn ein Geſinde nicht nach dem Lohne fra-
get; ſo iſt klar, daß ihm die Herrſchafft e-
ben den Lohn geben muß, den, die vorhin
da geweſen, gehabt.
§. 164.Aus eben der Urſache erhellet,
daß das Geſinde ſo lange aushalten muß,
als es zu dienen verſprochen, es ſey denn,
daß die Herrſchafft in ihren Abſchied eher
willigen wil. Auch iſt klar, daß eine Herr-
ſchafft ein Geſinde nicht vor der Zeit ab-
ſchaffenkan, wenn nicht das Geſinde damit
zufrieden iſt, es ſey denn daß es keines weges
dazu zu bringen iſt, daß es das ſeine thut, o-
der auf andere Weiſe der Herrſchafft Scha-
den und Verdruß verurſachet (§. 8).
§. 165.Es haben auch Herrſchafften
nicht deswegen ihr Geſinde ohne Noth vor
der Zeit abzuſchaffen, weil ſie entweder da-
durch das Geſinde in Argwohn eines uͤbe-
len Verhaltens, oder ſich ſelbſt in ein Ge-
ſchrey
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/132>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.