nes Gesindes sein gantzes Wohlseyn in sei- nem künfftigen Leben; hingegen von der Trägheit und Wiederspenstigkeit (die der Willigkeit, wie jene dem Fleisse entgegen gesetzet wird) sein Wehe herrühren.
Wie sich die Herr- schaft ge- gen fleis- siges und williges Gesinde zu bezei- gen.
§. 169.
Es hat aber auch eine Herr- schafft auf den Fleiß und Willigkeit des Gesindes zn sehen und daher mit Glimpffe zu sagen, wenn sie etwas nicht recht ma- chen, sonderlich im Anfange, da sie es noch nicht verstehen oder gewohnet sind; wenn sie etwas aus Unachtsamkeit versehen, oder durch einen Zufall verunglücken, solches zu übersehen, oder doch ohne einige Härte und Bitterkett es zu verweisen, und was der- gleichen mehr ist, damit nemlich das Ge- sinde, was seinen möglichen Fleiß anwen- det und gerne alles zu thun, was man ver- langet, bereit ist, nicht auf die Gedancken gerathe, es sey eben so viel, ob es fleißig, oder träge sich erweiset, ob es sich willig, oder wiederfpenstig erzeiget, und daher be- wogen wird von seinem Fleisse und seiner Willigkeit abzulassen. Woraus man sie- het, daß schlimme Herrschafft gutes Gefin- de verderben kan.
Wie es das Ge- sinde anzuneh- men hat.
§. 170.
Wenn das Gesinde verständig ist, wie es denn insgemein zu seyn pfle- get, wo es fleißig und willig ist, so kan es ihm dieses Bezeigen der Herrschafft nicht anders als gefallen lassen. Da es nun aber
erken-
Das 4. Capitel Von der
nes Geſindes ſein gantzes Wohlſeyn in ſei- nem kuͤnfftigen Leben; hingegen von der Traͤgheit und Wiederſpenſtigkeit (die der Willigkeit, wie jene dem Fleiſſe entgegen geſetzet wird) ſein Wehe herruͤhren.
Wie ſich die Herr- ſchaft ge- gen fleiſ- ſiges und williges Geſinde zu bezei- gen.
§. 169.
Es hat aber auch eine Herr- ſchafft auf den Fleiß und Willigkeit des Geſindes zn ſehen und daher mit Glimpffe zu ſagen, wenn ſie etwas nicht recht ma- chen, ſonderlich im Anfange, da ſie es noch nicht verſtehen oder gewohnet ſind; wenn ſie etwas aus Unachtſamkeit verſehen, oder durch einen Zufall verungluͤcken, ſolches zu uͤberſehen, oder doch ohne einige Haͤrte und Bitterkett es zu verweiſen, und was der- gleichen mehr iſt, damit nemlich das Ge- ſinde, was ſeinen moͤglichen Fleiß anwen- det und gerne alles zu thun, was man ver- langet, bereit iſt, nicht auf die Gedancken gerathe, es ſey eben ſo viel, ob es fleißig, oder traͤge ſich erweiſet, ob es ſich willig, oder wiederfpenſtig erzeiget, und daher be- wogen wird von ſeinem Fleiſſe und ſeiner Willigkeit abzulaſſen. Woraus man ſie- het, daß ſchlimme Herrſchafft gutes Gefin- de verderben kan.
Wie es das Ge- ſinde anzuneh- men hat.
§. 170.
Wenn das Geſinde verſtaͤndig iſt, wie es denn insgemein zu ſeyn pfle- get, wo es fleißig und willig iſt, ſo kan es ihm dieſes Bezeigen der Herrſchafft nicht anders als gefallen laſſen. Da es nun aber
erken-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0136"n="118"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das 4. Capitel Von der</hi></fw><lb/>
nes Geſindes ſein gantzes Wohlſeyn in ſei-<lb/>
nem kuͤnfftigen Leben; hingegen von der<lb/>
Traͤgheit und Wiederſpenſtigkeit (die der<lb/>
Willigkeit, wie jene dem Fleiſſe entgegen<lb/>
geſetzet wird) ſein Wehe herruͤhren.</p><lb/><noteplace="left">Wie ſich<lb/>
die Herr-<lb/>ſchaft ge-<lb/>
gen fleiſ-<lb/>ſiges und<lb/>
williges<lb/>
Geſinde<lb/><choice><sic>zn</sic><corr>zu</corr></choice> bezei-<lb/>
gen.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 169.</head><p>Es hat aber auch eine Herr-<lb/>ſchafft auf den Fleiß und Willigkeit des<lb/>
Geſindes zn ſehen und daher mit Glimpffe<lb/>
zu ſagen, wenn ſie etwas nicht recht ma-<lb/>
chen, ſonderlich im Anfange, da ſie es noch<lb/>
nicht verſtehen oder gewohnet ſind; wenn<lb/>ſie etwas aus Unachtſamkeit verſehen, oder<lb/>
durch einen Zufall verungluͤcken, ſolches zu<lb/>
uͤberſehen, oder doch ohne einige Haͤrte und<lb/>
Bitterkett es zu verweiſen, und was der-<lb/>
gleichen mehr iſt, damit nemlich das Ge-<lb/>ſinde, was ſeinen moͤglichen Fleiß anwen-<lb/>
det und gerne alles zu thun, was man ver-<lb/>
langet, bereit iſt, nicht auf die Gedancken<lb/>
gerathe, es ſey eben ſo viel, ob es fleißig,<lb/>
oder traͤge ſich erweiſet, ob es ſich willig,<lb/>
oder wiederfpenſtig erzeiget, und daher be-<lb/>
wogen wird von ſeinem Fleiſſe und ſeiner<lb/>
Willigkeit abzulaſſen. Woraus man ſie-<lb/>
het, daß ſchlimme Herrſchafft gutes Gefin-<lb/>
de verderben kan.</p><lb/><noteplace="left">Wie es<lb/>
das Ge-<lb/>ſinde<lb/>
anzuneh-<lb/>
men hat.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 170.</head><p>Wenn das Geſinde verſtaͤndig<lb/>
iſt, wie es denn insgemein zu ſeyn pfle-<lb/>
get, wo es fleißig und willig iſt, ſo kan es<lb/>
ihm dieſes Bezeigen der Herrſchafft nicht<lb/>
anders als gefallen laſſen. Da es nun aber<lb/><fwplace="bottom"type="catch">erken-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[118/0136]
Das 4. Capitel Von der
nes Geſindes ſein gantzes Wohlſeyn in ſei-
nem kuͤnfftigen Leben; hingegen von der
Traͤgheit und Wiederſpenſtigkeit (die der
Willigkeit, wie jene dem Fleiſſe entgegen
geſetzet wird) ſein Wehe herruͤhren.
§. 169.Es hat aber auch eine Herr-
ſchafft auf den Fleiß und Willigkeit des
Geſindes zn ſehen und daher mit Glimpffe
zu ſagen, wenn ſie etwas nicht recht ma-
chen, ſonderlich im Anfange, da ſie es noch
nicht verſtehen oder gewohnet ſind; wenn
ſie etwas aus Unachtſamkeit verſehen, oder
durch einen Zufall verungluͤcken, ſolches zu
uͤberſehen, oder doch ohne einige Haͤrte und
Bitterkett es zu verweiſen, und was der-
gleichen mehr iſt, damit nemlich das Ge-
ſinde, was ſeinen moͤglichen Fleiß anwen-
det und gerne alles zu thun, was man ver-
langet, bereit iſt, nicht auf die Gedancken
gerathe, es ſey eben ſo viel, ob es fleißig,
oder traͤge ſich erweiſet, ob es ſich willig,
oder wiederfpenſtig erzeiget, und daher be-
wogen wird von ſeinem Fleiſſe und ſeiner
Willigkeit abzulaſſen. Woraus man ſie-
het, daß ſchlimme Herrſchafft gutes Gefin-
de verderben kan.
§. 170.Wenn das Geſinde verſtaͤndig
iſt, wie es denn insgemein zu ſeyn pfle-
get, wo es fleißig und willig iſt, ſo kan es
ihm dieſes Bezeigen der Herrſchafft nicht
anders als gefallen laſſen. Da es nun aber
erken-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/136>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.