noch mehr aber, wenn es die Herrschafft in Schaden bringet. Wenn demnach das Gesinde den Schaden durch seine Schuld, nicht aus einem blossen Versehen, verur- sachet; so ist es auch schuldig ihn der Herr- schafft zu ersetzen (§. 825 Mor.). Ob es nun zwar nicht gut thut, wenn man in Er- lassung der Ersetzung gar zu willig ist, in- dem das Gesinde dadurch nachläßig wird und sich vor Schaden nicht in acht nimmet; so hat man doch die Ersetzung des Scha- dens in denen Fällen nachzulassen, wenn wir dadurch wieder die dem Gesinde sonst schuldige Pflichten handeln würde (§. 328 Mor.). Mit einem Worte, es ist hier al- les zu bedencken, was überhaupt von Er- setzung des Schadens anderswo (§. 825 & seqq. Mor.) erwiesen worden.
§. 184.
Ein Knecht oder Magd, die derWas ein Sclave ist und wozu er verbun- den. Herrschafft eigenthümlich zugehöret, wird ein Sclave oder eine Sclavin genennet. Da nun ein Sclave nicht über gewisse Dienste mit dem Herrn einig worden; so ist er verbunden alles zu thun, was in sei- nen Kräfften stehet, und ihm von seinem Herrn befohlen wird. Und weil er ihm ei- genthümlich zugehöret, so muß er Lebens- lang in seinen Diensten aushalten, oder so lange, als seine Sclaverey währet.
§. 185.
Unterdessen da gleichwohl dieWie Herr- schafft. Herrschafft die natürliche Verbindlichkeit
gegen
Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
noch mehr aber, wenn es die Herrſchafft in Schaden bringet. Wenn demnach das Geſinde den Schaden durch ſeine Schuld, nicht aus einem bloſſen Verſehen, verur- ſachet; ſo iſt es auch ſchuldig ihn der Herr- ſchafft zu erſetzen (§. 825 Mor.). Ob es nun zwar nicht gut thut, wenn man in Er- laſſung der Erſetzung gar zu willig iſt, in- dem das Geſinde dadurch nachlaͤßig wird und ſich vor Schaden nicht in acht nimmet; ſo hat man doch die Erſetzung des Scha- dens in denen Faͤllen nachzulaſſen, wenn wir dadurch wieder die dem Geſinde ſonſt ſchuldige Pflichten handeln wuͤrde (§. 328 Mor.). Mit einem Worte, es iſt hier al- les zu bedencken, was uͤberhaupt von Er- ſetzung des Schadens anderswo (§. 825 & ſeqq. Mor.) erwieſen worden.
§. 184.
Ein Knecht oder Magd, die derWas ein Sclave iſt und wozu er verbun- den. Herrſchafft eigenthuͤmlich zugehoͤret, wird ein Sclave oder eine Sclavin genennet. Da nun ein Sclave nicht uͤber gewiſſe Dienſte mit dem Herrn einig worden; ſo iſt er verbunden alles zu thun, was in ſei- nen Kraͤfften ſtehet, und ihm von ſeinem Herrn befohlen wird. Und weil er ihm ei- genthuͤmlich zugehoͤret, ſo muß er Lebens- lang in ſeinen Dienſten aushalten, oder ſo lange, als ſeine Sclaverey waͤhret.
§. 185.
Unterdeſſen da gleichwohl dieWie Heꝛꝛ- ſchafft. Herrſchafft die natuͤrliche Verbindlichkeit
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Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
noch mehr aber, wenn es die Herrſchafft in
Schaden bringet. Wenn demnach das
Geſinde den Schaden durch ſeine Schuld,
nicht aus einem bloſſen Verſehen, verur-
ſachet; ſo iſt es auch ſchuldig ihn der Herr-
ſchafft zu erſetzen (§. 825 Mor.). Ob es
nun zwar nicht gut thut, wenn man in Er-
laſſung der Erſetzung gar zu willig iſt, in-
dem das Geſinde dadurch nachlaͤßig wird
und ſich vor Schaden nicht in acht nimmet;
ſo hat man doch die Erſetzung des Scha-
dens in denen Faͤllen nachzulaſſen, wenn
wir dadurch wieder die dem Geſinde ſonſt
ſchuldige Pflichten handeln wuͤrde (§. 328
Mor.). Mit einem Worte, es iſt hier al-
les zu bedencken, was uͤberhaupt von Er-
ſetzung des Schadens anderswo (§. 825 &
ſeqq. Mor.) erwieſen worden.
§. 184.Ein Knecht oder Magd, die der
Herrſchafft eigenthuͤmlich zugehoͤret, wird
ein Sclave oder eine Sclavin genennet.
Da nun ein Sclave nicht uͤber gewiſſe
Dienſte mit dem Herrn einig worden; ſo
iſt er verbunden alles zu thun, was in ſei-
nen Kraͤfften ſtehet, und ihm von ſeinem
Herrn befohlen wird. Und weil er ihm ei-
genthuͤmlich zugehoͤret, ſo muß er Lebens-
lang in ſeinen Dienſten aushalten, oder ſo
lange, als ſeine Sclaverey waͤhret.
Was ein
Sclave
iſt und
wozu er
verbun-
den.
§. 185.Unterdeſſen da gleichwohl die
Herrſchafft die natuͤrliche Verbindlichkeit
gegen
Wie Heꝛꝛ-
ſchafft.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/145>, abgerufen am 22.11.2024.
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