Was von der herrschafftlichenNutzen der bis- herigen Lehren von der herr- schaftli- chen Ge- sellschafft Gesellschafft gesaget worden, lässet sich auch auf andere Bediente deuten, jedoch mit nö- thiger Veränderung. Denn ein jeder, der eine Bedienung erhält, wird eines gegen gewissen Lohn gewisse Dienste zu verrich- ten. Und demnach ist zwischen ihm ein Vertrag, wie zwischen dem Herrn und sei- nem Knechte (§. 162). Derowegen was aus diesem Vergleiche und den allgemeinen Pflichten der Menschen gegen einander hergeleitet worden; kan auch alles ohne Unterscheid auf alle Arten der Bedienten gedeutet werden.
Das 5. Capitel, Von dem Hause.
§. 192.
DUrch das Haus verstehet man eine Gesellschafft, die auf verschiedeneWas das Haus ist Weise aus den vorhergehenden ein- fachen zusammengesetzet wird: denn sie kan bestehen aus der ehelichen und väter- lichen, aus der ehelichen und herrschafft- lichen, aus der väterlichen und herrschafft- lichen, oder endlich aus allen dreyen zu- gleich. Die Manns-Person, welche in der väterlichen Vater, in der herrschafftli- chen Herr ist, wird im Hause der Haus- Vater genennet: die Weibs-Person, wel- che in der väterlichen Mutter, in der herr-
schafft-
J 2
Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
§. 191.
Was von der herrſchafftlichenNutzen der bis- herigen Lehren von der herr- ſchaftli- chen Ge- ſellſchafft Geſellſchafft geſaget worden, laͤſſet ſich auch auf andere Bediente deuten, jedoch mit noͤ- thiger Veraͤnderung. Denn ein jeder, der eine Bedienung erhaͤlt, wird eines gegen gewiſſen Lohn gewiſſe Dienſte zu verrich- ten. Und demnach iſt zwiſchen ihm ein Vertrag, wie zwiſchen dem Herrn und ſei- nem Knechte (§. 162). Derowegen was aus dieſem Vergleiche und den allgemeinen Pflichten der Menſchen gegen einander hergeleitet worden; kan auch alles ohne Unterſcheid auf alle Arten der Bedienten gedeutet werden.
Das 5. Capitel, Von dem Hauſe.
§. 192.
DUrch das Haus verſtehet man eine Geſellſchafft, die auf verſchiedeneWas das Haus iſt Weiſe aus den vorhergehenden ein- fachen zuſammengeſetzet wird: denn ſie kan beſtehen aus der ehelichen und vaͤter- lichen, aus der ehelichen und herrſchafft- lichen, aus der vaͤterlichen und herrſchafft- lichen, oder endlich aus allen dreyen zu- gleich. Die Manns-Perſon, welche in der vaͤterlichen Vater, in der herrſchafftli- chen Herr iſt, wird im Hauſe der Haus- Vater genennet: die Weibs-Perſon, wel- che in der vaͤterlichen Mutter, in der herr-
ſchafft-
J 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0149"n="131"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Herrſchafftlichen Geſellſchafft.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 191.</head><p>Was von der herrſchafftlichen<noteplace="right">Nutzen<lb/>
der bis-<lb/>
herigen<lb/>
Lehren<lb/>
von der<lb/>
herr-<lb/>ſchaftli-<lb/>
chen Ge-<lb/>ſellſchafft</note><lb/>
Geſellſchafft geſaget worden, laͤſſet ſich auch<lb/>
auf andere Bediente deuten, jedoch mit noͤ-<lb/>
thiger Veraͤnderung. Denn ein jeder, der<lb/>
eine Bedienung erhaͤlt, wird eines gegen<lb/>
gewiſſen Lohn gewiſſe Dienſte zu verrich-<lb/>
ten. Und demnach iſt zwiſchen ihm ein<lb/>
Vertrag, wie zwiſchen dem Herrn und ſei-<lb/>
nem Knechte (§. 162). Derowegen was aus<lb/>
dieſem Vergleiche und den allgemeinen<lb/>
Pflichten der Menſchen gegen einander<lb/>
hergeleitet worden; kan auch alles ohne<lb/>
Unterſcheid auf alle Arten der Bedienten<lb/>
gedeutet werden.</p></div></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#fr">Das 5. Capitel,</hi><lb/><hirendition="#b">Von dem Hauſe.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 192.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>Urch das <hirendition="#fr">Haus</hi> verſtehet man eine<lb/>
Geſellſchafft, die auf verſchiedene<noteplace="right">Was das<lb/>
Haus iſt</note><lb/>
Weiſe aus den vorhergehenden ein-<lb/>
fachen zuſammengeſetzet wird: denn ſie<lb/>
kan beſtehen aus der ehelichen und vaͤter-<lb/>
lichen, aus der ehelichen und herrſchafft-<lb/>
lichen, aus der vaͤterlichen und herrſchafft-<lb/>
lichen, oder endlich aus allen dreyen zu-<lb/>
gleich. Die Manns-Perſon, welche in<lb/>
der vaͤterlichen Vater, in der herrſchafftli-<lb/>
chen Herr iſt, wird im Hauſe der <hirendition="#fr">Haus-<lb/>
Vater</hi> genennet: die Weibs-Perſon, wel-<lb/>
che in der vaͤterlichen Mutter, in der herr-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">J 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchafft-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[131/0149]
Herrſchafftlichen Geſellſchafft.
§. 191.Was von der herrſchafftlichen
Geſellſchafft geſaget worden, laͤſſet ſich auch
auf andere Bediente deuten, jedoch mit noͤ-
thiger Veraͤnderung. Denn ein jeder, der
eine Bedienung erhaͤlt, wird eines gegen
gewiſſen Lohn gewiſſe Dienſte zu verrich-
ten. Und demnach iſt zwiſchen ihm ein
Vertrag, wie zwiſchen dem Herrn und ſei-
nem Knechte (§. 162). Derowegen was aus
dieſem Vergleiche und den allgemeinen
Pflichten der Menſchen gegen einander
hergeleitet worden; kan auch alles ohne
Unterſcheid auf alle Arten der Bedienten
gedeutet werden.
Nutzen
der bis-
herigen
Lehren
von der
herr-
ſchaftli-
chen Ge-
ſellſchafft
Das 5. Capitel,
Von dem Hauſe.
§. 192.
DUrch das Haus verſtehet man eine
Geſellſchafft, die auf verſchiedene
Weiſe aus den vorhergehenden ein-
fachen zuſammengeſetzet wird: denn ſie
kan beſtehen aus der ehelichen und vaͤter-
lichen, aus der ehelichen und herrſchafft-
lichen, aus der vaͤterlichen und herrſchafft-
lichen, oder endlich aus allen dreyen zu-
gleich. Die Manns-Perſon, welche in
der vaͤterlichen Vater, in der herrſchafftli-
chen Herr iſt, wird im Hauſe der Haus-
Vater genennet: die Weibs-Perſon, wel-
che in der vaͤterlichen Mutter, in der herr-
ſchafft-
Was das
Haus iſt
J 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/149>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.