sie gleich unrecht hat; sondern vielmehr die- ses alles mit ihr allein vornimmet und zwar mit allem Glimpffe, damit sie desto eher seinen Vorstellungen Gehör giebet, und sich in andern Fällen darnach achtet. Sorget der Haus-Vater für das Ansehen und den Respect der Haus-Mutter; so wird auch sie desto williger seyn hinwiederumb auf sei- nen Respect zu sehen. Und solchergestalt befördert dieses Verfahren der Eheleute ge- gen einander zugleich die Einigkeit, welche die Ehe glüchlich machet (§. 65).
§. 198.
Wenn der Haus-Vater aufWie Haus- Väter u. Haus- Mütter das Beste des Hau- ses zu be- fördern. eine solche Weise sich gegen die Haus-Mut- ter, und hingegen die Haus-Mutter hin- wiederumb sich gegen den Haus-Vater aufführet (§. 205. 206); so ist die eheliche Gesellschafft der natürlichen und herrschaft- lichen nicht zuwieder, sondern vielmehr för- derlich, und demnach führen sich beyde so auf, wie es einem Haus-Vater und einer Haus-Mutter gebühret, und befördern da- durch die Wohlfahrt ihres Hauses (§. 202). Jch setze aber dabey voraus, daß sie auch zugleich als Eltern und Herrschafften ihren Pflichten ein Genügen thun.
§. 199.
Da in dem Hause darauf zu se-Wie zu verhü- ten/ daß Gesinde die Auf- erziehung hen ist, daß keine von den einfachen Ge- sellschafften der andern zuwieder jst (§. 192); so hat man auch darauf zu sehen, daß durch die herrschafftliche der väterli-
chen
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Von dem Hauſe.
ſie gleich unrecht hat; ſondern vielmehr die- ſes alles mit ihr allein vornimmet und zwar mit allem Glimpffe, damit ſie deſto eher ſeinen Vorſtellungen Gehoͤr giebet, und ſich in andern Faͤllen darnach achtet. Sorget der Haus-Vater fuͤr das Anſehen und den Reſpect der Haus-Mutter; ſo wird auch ſie deſto williger ſeyn hinwiederumb auf ſei- nen Reſpect zu ſehen. Und ſolchergeſtalt befoͤrdert dieſes Verfahren der Eheleute ge- gen einander zugleich die Einigkeit, welche die Ehe gluͤchlich machet (§. 65).
§. 198.
Wenn der Haus-Vater aufWie Haus- Vaͤter u. Haus- Muͤtteꝛ das Beſte des Hau- ſes zu be- foͤrdern. eine ſolche Weiſe ſich gegen die Haus-Mut- ter, und hingegen die Haus-Mutter hin- wiederumb ſich gegen den Haus-Vater auffuͤhret (§. 205. 206); ſo iſt die eheliche Geſellſchafft der natuͤrlichen und herrſchaft- lichen nicht zuwieder, ſondern vielmehr foͤr- derlich, und demnach fuͤhren ſich beyde ſo auf, wie es einem Haus-Vater und einer Haus-Mutter gebuͤhret, und befoͤrdern da- durch die Wohlfahrt ihres Hauſes (§. 202). Jch ſetze aber dabey voraus, daß ſie auch zugleich als Eltern und Herrſchafften ihren Pflichten ein Genuͤgen thun.
§. 199.
Da in dem Hauſe darauf zu ſe-Wie zu verhuͤ- ten/ daß Geſinde die Auf- eꝛziehung hen iſt, daß keine von den einfachen Ge- ſellſchafften der andern zuwieder jſt (§. 192); ſo hat man auch darauf zu ſehen, daß durch die herrſchafftliche der vaͤterli-
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Von dem Hauſe.
ſie gleich unrecht hat; ſondern vielmehr die-
ſes alles mit ihr allein vornimmet und zwar
mit allem Glimpffe, damit ſie deſto eher
ſeinen Vorſtellungen Gehoͤr giebet, und ſich
in andern Faͤllen darnach achtet. Sorget
der Haus-Vater fuͤr das Anſehen und den
Reſpect der Haus-Mutter; ſo wird auch
ſie deſto williger ſeyn hinwiederumb auf ſei-
nen Reſpect zu ſehen. Und ſolchergeſtalt
befoͤrdert dieſes Verfahren der Eheleute ge-
gen einander zugleich die Einigkeit, welche
die Ehe gluͤchlich machet (§. 65).
§. 198.Wenn der Haus-Vater auf
eine ſolche Weiſe ſich gegen die Haus-Mut-
ter, und hingegen die Haus-Mutter hin-
wiederumb ſich gegen den Haus-Vater
auffuͤhret (§. 205. 206); ſo iſt die eheliche
Geſellſchafft der natuͤrlichen und herrſchaft-
lichen nicht zuwieder, ſondern vielmehr foͤr-
derlich, und demnach fuͤhren ſich beyde ſo
auf, wie es einem Haus-Vater und einer
Haus-Mutter gebuͤhret, und befoͤrdern da-
durch die Wohlfahrt ihres Hauſes (§. 202).
Jch ſetze aber dabey voraus, daß ſie auch
zugleich als Eltern und Herrſchafften ihren
Pflichten ein Genuͤgen thun.
Wie
Haus-
Vaͤter u.
Haus-
Muͤtteꝛ
das Beſte
des Hau-
ſes zu be-
foͤrdern.
§. 199.Da in dem Hauſe darauf zu ſe-
hen iſt, daß keine von den einfachen Ge-
ſellſchafften der andern zuwieder jſt (§. 192);
ſo hat man auch darauf zu ſehen, daß
durch die herrſchafftliche der vaͤterli-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/155>, abgerufen am 21.11.2024.
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