auch solchergestalt ihr Amt nicht mit Ver- druß, sondern willig und gerne verrichten. Man würde auch jederzeit die besten Leute zu Lehrern bekommen können, wenn sie nebst dem reichlichen Auskommen auch so viel Ehre findeten, als sie mit Verstande be- gehren könten: Denn dieses sind doch zwey Puncte, darauf die Menschen am meisten zu. sehen pflegen, wenn sie sich in Bedienun- gen begeben sollen.
§. 287.
Vielleicht werden einige meinen,Ein Zweifel wird ge- hoben. daß Lehrende, sonderlich auf Academien, nicht allzu einträgliche Besoldung haben solten, damit sie nicht nachläßig würden und destoweniger Zeit und Fleiß auf Unterrich- tung der ihnen anvertrauten Jugend an- wendeten. Allein es ist zu mercken, daß man hier für allen Dingen die Einrichtung der- gestalt zu machen hat, daß man nicht an- ders sein reichliches Auskommen findet, als in dem man sein Amt fleißig und treulich verrichtet: welches nach denen besondern Umständen auf vielerley Weise geschehen kan, in gegenwärtigem Orte aber, da wir die besondern Anstalten auszuführen nicht gesonnen, sich nicht wohl zeigen lässet. Dar- nach sind auch gewisse Personen zu setzen, die darauf Aufsicht haben, wie die Lehren- den ihr Amt verrichten, damit man bey Zei- ten allen Mängeln abhelffen kan, die sich etwan hier und dort ereignen dörfften. Uber-
die-
O 3
des gemeinen Weſens.
auch ſolchergeſtalt ihr Amt nicht mit Ver- druß, ſondern willig und gerne verrichten. Man wuͤrde auch jederzeit die beſten Leute zu Lehrern bekommen koͤnnen, wenn ſie nebſt dem reichlichen Auskommen auch ſo viel Ehre findeten, als ſie mit Verſtande be- gehren koͤnten: Denn dieſes ſind doch zwey Puncte, darauf die Menſchen am meiſten zu. ſehen pflegen, wenn ſie ſich in Bedienun- gen begeben ſollen.
§. 287.
Vielleicht werden einige meinen,Ein Zweifel wird ge- hoben. daß Lehrende, ſonderlich auf Academien, nicht allzu eintraͤgliche Beſoldung haben ſolten, damit ſie nicht nachlaͤßig wuͤrden und deſtoweniger Zeit und Fleiß auf Unterrich- tung der ihnen anvertrauten Jugend an- wendeten. Allein es iſt zu mercken, daß man hier fuͤr allen Dingen die Einrichtung der- geſtalt zu machen hat, daß man nicht an- ders ſein reichliches Auskommen findet, als in dem man ſein Amt fleißig und treulich verrichtet: welches nach denen beſondern Umſtaͤnden auf vielerley Weiſe geſchehen kan, in gegenwaͤrtigem Orte aber, da wir die beſondern Anſtalten auszufuͤhren nicht geſonnen, ſich nicht wohl zeigen laͤſſet. Dar- nach ſind auch gewiſſe Perſonen zu ſetzen, die darauf Aufſicht haben, wie die Lehren- den ihr Amt verrichten, damit man bey Zei- ten allen Maͤngeln abhelffen kan, die ſich etwan hier und dort ereignen doͤrfften. Uber-
die-
O 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0231"n="213"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des gemeinen Weſens.</hi></fw><lb/>
auch ſolchergeſtalt ihr Amt nicht mit Ver-<lb/>
druß, ſondern willig und gerne verrichten.<lb/>
Man wuͤrde auch jederzeit die beſten Leute<lb/>
zu Lehrern bekommen koͤnnen, wenn ſie nebſt<lb/>
dem reichlichen Auskommen auch ſo viel<lb/>
Ehre findeten, als ſie mit Verſtande be-<lb/>
gehren koͤnten: Denn dieſes ſind doch zwey<lb/>
Puncte, darauf die Menſchen am meiſten<lb/>
zu. ſehen pflegen, wenn ſie ſich in Bedienun-<lb/>
gen begeben ſollen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 287.</head><p>Vielleicht werden einige meinen,<noteplace="right">Ein<lb/>
Zweifel<lb/>
wird ge-<lb/>
hoben.</note><lb/>
daß Lehrende, ſonderlich auf Academien,<lb/>
nicht allzu eintraͤgliche Beſoldung haben<lb/>ſolten, damit ſie nicht nachlaͤßig wuͤrden und<lb/>
deſtoweniger Zeit und Fleiß auf Unterrich-<lb/>
tung der ihnen anvertrauten Jugend an-<lb/>
wendeten. Allein es iſt zu mercken, daß man<lb/>
hier fuͤr allen Dingen die Einrichtung der-<lb/>
geſtalt zu machen hat, daß man nicht an-<lb/>
ders ſein reichliches Auskommen findet, als<lb/>
in dem man ſein Amt fleißig und treulich<lb/>
verrichtet: welches nach denen beſondern<lb/>
Umſtaͤnden auf vielerley Weiſe geſchehen<lb/>
kan, in gegenwaͤrtigem Orte aber, da wir<lb/>
die beſondern Anſtalten auszufuͤhren nicht<lb/>
geſonnen, ſich nicht wohl zeigen laͤſſet. Dar-<lb/>
nach ſind auch gewiſſe Perſonen zu ſetzen,<lb/>
die darauf Aufſicht haben, wie die Lehren-<lb/>
den ihr Amt verrichten, damit man bey Zei-<lb/>
ten allen Maͤngeln abhelffen kan, die ſich<lb/>
etwan hier und dort ereignen doͤrfften. Uber-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">O 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">die-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[213/0231]
des gemeinen Weſens.
auch ſolchergeſtalt ihr Amt nicht mit Ver-
druß, ſondern willig und gerne verrichten.
Man wuͤrde auch jederzeit die beſten Leute
zu Lehrern bekommen koͤnnen, wenn ſie nebſt
dem reichlichen Auskommen auch ſo viel
Ehre findeten, als ſie mit Verſtande be-
gehren koͤnten: Denn dieſes ſind doch zwey
Puncte, darauf die Menſchen am meiſten
zu. ſehen pflegen, wenn ſie ſich in Bedienun-
gen begeben ſollen.
§. 287.Vielleicht werden einige meinen,
daß Lehrende, ſonderlich auf Academien,
nicht allzu eintraͤgliche Beſoldung haben
ſolten, damit ſie nicht nachlaͤßig wuͤrden und
deſtoweniger Zeit und Fleiß auf Unterrich-
tung der ihnen anvertrauten Jugend an-
wendeten. Allein es iſt zu mercken, daß man
hier fuͤr allen Dingen die Einrichtung der-
geſtalt zu machen hat, daß man nicht an-
ders ſein reichliches Auskommen findet, als
in dem man ſein Amt fleißig und treulich
verrichtet: welches nach denen beſondern
Umſtaͤnden auf vielerley Weiſe geſchehen
kan, in gegenwaͤrtigem Orte aber, da wir
die beſondern Anſtalten auszufuͤhren nicht
geſonnen, ſich nicht wohl zeigen laͤſſet. Dar-
nach ſind auch gewiſſe Perſonen zu ſetzen,
die darauf Aufſicht haben, wie die Lehren-
den ihr Amt verrichten, damit man bey Zei-
ten allen Maͤngeln abhelffen kan, die ſich
etwan hier und dort ereignen doͤrfften. Uber-
die-
Ein
Zweifel
wird ge-
hoben.
O 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/231>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.